"Gedämpfte Stimmung" in Hirschberg
Gemeinderat und weitere Bürger reagieren mit Bedauern, aber auch mit Verständnis auf die Kandidatur von Just in Weinheim

Manuel Just
Von Annette Steininger
Hirschberg. Bürgermeister Manuel Just betonte am gestrigen Donnerstag im Pressegespräch zu seiner Oberbürgermeisterkandidatur in Weinheim, dass er sein Amt in Hirschberg nie nur "als Sprungbrett" gesehen habe. "In den zurückliegenden zehneinhalb Jahren habe ich mich zu 100 Prozent mit Hirschberg identifiziert. Dieser Gemeinde, diesem Gemeinwesen habe ich viel zu verdanken", erklärte Just. "Die Ergebnisse, die wir, Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung, gemeinsam erzielt haben, können sich in meinen Augen wahrlich sehen lassen."
Er kündigte an, dass "das Kerngeschäft" in Hirschberg nicht unter seinem Wahlkampf in Weinheim leiden dürfe. Zugleich bat er aber auch um Verständnis, dass er nicht mehr jeden Repräsentativtermin wahrnehmen könne. "Aber die Vereine wissen ja, dass meine Tür immer offensteht."
Ja, das wissen sie. Umso größer ist hier das Bedauern, sollte Just Hirschberg tatsächlich verlassen. "Ich finde es vor allem schade", reagierte der Vorsitzende der Sportgemeinde Leutershausen, Jürgen Welling. "Er ist ein guter Mann und immer ansprechbar", findet er. "Ich kann ihn verstehen, bedauere es aber trotzdem. Für ihn ist es eine große Chance." Gaby Eschwey vom Vorstandsteam der Katholischen Frauen Großsachsen wird noch deutlicher: "Das ist traurig. Ich bin jetzt ganz geplättet." Sie sei davon ausgegangen, dass er in Hirschberg bleibt. "Bei uns hat er es doch gut. In Weinheim würde er es nicht einfach haben." Gleichwohl versteht sie den Bürgermeister: "Den Versuch muss er machen." Dann entfährt Eschwey ein Seufzer: "Jetzt muss ich auch noch eine Büttenrede umschreiben für unseren Frauenfasching."
Einiges an Arbeit könnte jetzt auch auf die Verwaltung zukommen, muss sie doch im Falle einer Wahl viele Formalia klären. Sicher ist aber, dass im Falle eines Falles drei Monate nach "Freiwerden des Postens" in Hirschberg neu gewählt werden müsste. Die Amtszeit von Weinheims OB Heiner Bernhard endet mit dem 11. August. Danach läuft die Uhr.
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Hauptamtsleiter Ralf Gänshirt stellt sich auf alle Eventualitäten ein. Gemeinsam mit den anderen Verwaltungsmitarbeitern ist er gestern Morgen von Justs Entscheidung in Kenntnis gesetzt worden. "Die Stimmung war gedämpft", sagte er über die Atmosphäre. Sie hätten aber schon damit gerechnet, dass er sich so entscheiden würde. "Wir wissen, dass wir einen guten Bürgermeister haben, und die anderen haben es auch gemerkt", sagte Gänshirt. Er kenne auch keinen Kollegen, der ihm einen Wahlsieg nicht gönne.
"Als Chef würde ich ihn sehr vermissen, aber ich habe vollstes Verständnis für seine Entscheidung", erklärte der Hauptamtsleiter. Hätte er diese Möglichkeit abgelehnt, würde es Just irgendwann bereuen, zeigte sich Gänshirt überzeugt. "Aber es trifft Hirschberg jetzt natürlich schon."
Als Privatmann - der Hauptamtsleiter ist nämlich Weinheimer - kündigte er ganz offen an: "Ich werde ihn auf jeden Fall wählen." Schließlich habe sich Just in Hirschberg viele Lorbeeren erworben. Eine davon ist aus Gänshirts Sicht der Zusammenhalt des Gemeinderats, den auch schon Amtsvorgänger Werner Oeldorf gefördert hätte. Dies spiegele sich auch darin wider, dass sich der Gemeinderat zu einer gemeinsamen Presseerklärung entschlossen habe.
Hierin äußern sich Werner Volk, Alexander May (Freie Wähler), Jörg Boulanger, Uschi Pschowski (CDU), Monika Maul-Vogt, Claudia Schmiedeberg (GLH), Thomas Scholz, Rüdiger Kanzler (SPD), Oliver Reisig, Andreas Maier (FDP) sowie Wolfgang Hamann (Bündnis90/Grüne) im Namen der Fraktionen und der politischen Vertretungen in Hirschberg.
"Wir, die Vertreter der Ortsverbände und Gemeinderatsfraktionen in Hirschberg bedauern sehr, dass Hirschberg dadurch voraussichtlich einen Bürgermeister verliert, welcher die Gemeinde in den letzten Jahren mit viel Engagement, Kompetenz und großer Bürgernähe geleitet und in sehr vielen Bereichen vorangebracht hat", heißt es in der gestern Nachmittag verschickten Mail.
"Wir verstehen seine Entscheidung, die Chancen zu nutzen, die sich durch das Amt des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Weinheim ergeben. Für die Wahl wünschen wir ihm selbstverständlich viel Glück und Erfolg."
Alle weiteren Schritte, die sich in Abhängigkeit vom Ausgang der Wahl ergeben, würden in den nächsten Wochen in den Partei- und Fraktionsgremien ausführlich beraten.