Rekordjahr

Wenn die Störche in Walldorf das Umweltamt überwältigen

14 Jungtiere in fünf Nestern - Beim letzten gingen sogar die Ringe aus

10.07.2018 UPDATE: 11.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Die Stadt Walldorf freut sich über ein Rekordjahr. Foto: Pfeifer

Walldorf. (seb) Die Stadt Walldorf freut sich über ein "sehr gutes Storchenjahr": Wie Christian Horny vom Umweltamt im Rathaus berichtet, tummeln sich insgesamt 14 Jungtiere in den fünf für sie angelegten Nestern. Das hat die Verantwortlichen dann doch überrascht, um nicht zu sagen überwältigt - und beim fünften Nest gingen Helmut Stein dann auch die Ringe aus.

Der für die Region bis Weinheim und Mingolsheim zuständige frühere Tierpfleger nimmt die Storchenberingung im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell ehrenamtlich vor. Ab Anfang Juni war Stein aktiv, beringte zunächst zehn der Tiere, die übrigen befand er noch als zu jung und kehrte daher zwei Wochen später zurück.

14 Jungstörche konnte Helmut Stein von der Vogelwarte Radolfzell jetzt beringen. Foto: Pfeifer

Vier bis sechs Wochen alt sollten sie sein, dann kann der Fachmann sie behutsam aus dem Nest nehmen und die Ringe mit einem Code aus Buchstaben und Ziffern anbringen - die Jungtiere machen sich reflexhaft klein und stellen sich tot, sodass die Prozedur reibungslos ablaufen kann. Jetzt sind die Tiere auch von anderen Naturschützern und Vogelbeobachtern identifizierbar, ihre Reisen und andere Besonderheiten ihres Verhaltens können gut dokumentiert werden.

Das Ring-Kontingent, das Stein zugewiesen wurde, orientierte sich allerdings grob an den Vorjahren, da waren es laut Christian Horny durchschnittlich eher zwischen fünf und sieben Storchenküken. Auf dieses "Rekordjahr", so ein hocherfreuter Christian Horny, in dem "alle Nester belegt sind", war man nicht wirklich gefasst.

Walldorf hat sich in den vergangenen Jahren viel Mühe gegeben, dem inoffiziellen Wappentier eine Heimstatt mit gemütlicher Unterkunft und ausreichend Nahrungsangebot zu bereiten. Auf der Storchenwiese am Ortsausgang Richtung Nußloch wurden vier Nester auf hohen Plattformen aus Douglasienholz errichtet, hinzu kommt das Nest auf einem Dach des Aussiedlerhofs Nauert, das ebenfalls gut angenommen wird.

Auch interessant
Walldorf: So wurden die Störche wieder heimisch
Jungvögel in Walldorf: Die Storchenkolonie wächst
: Die Walldorfer Jungstörche sind schon fast flügge
: In Walldorf konnten vier Jungstörche beringt werden

Die Region mit Ackerflächen, Wiesen, Gewässern - darunter von der Stadt künstlich angelegte Tümpel auf der Storchenwiese, in denen Amphibien und andere Beutetiere vorkommen - bietet für Störche beste Bedingungen. "Das sieht man immer, wenn Wiesen und Felder frisch gemäht sind, dann kommen sie aus allen Richtungen", so Horny: Dann versammeln sich nämlich unzählige der Vögel und jagen die von den Landmaschinen aufgescheuchten Insekten und leichter erreichbare, am Boden lebende Tiere.

Dank der verschiedenen Maßnahmen sehe die Stadt "das Ziel der dauerhaften Wiederansiedlung der Störche in Walldorf" erreicht, so Horny, der erwartet, dass die ihrem Nest treuen Tiere auch in den nächsten Jahren wieder in Walldorf brüten - und ein Nest auch sonst nicht lange frei bleibt.

Für den diesjährigen Bruterfolg überdies verantwortlich ist das "extrem gute Storchenwetter", so der Umweltbeauftragte: In den letzten Jahren hatten im Frühjahr eher kühl-regnerische Bedingungen geherrscht, in denen die Jungtiere schlechter überlebensfähig sind.

Dieses Jahr war es aber vergleichsweise früh schon heiß und insgesamt ziemlich trocken, von den Starkregen natürlich abgesehen. Die machen Störchen aber weniger Probleme als Dauernässe, so Horny.

Storchenwiese. Foto: Pfeifer

Eine gute Nachricht hatte Christian Horny auch für alle Echsenfreunde: Den in neu angelegten Habitaten auf der Storchenwiese lebenden Zauneidechsen geht es offenbar gut. Die Stadt hatte im Zug des Kindergarten-Neubaus im Gewann Hof Ausgleichsmaßnahmen treffen und die dort vorkommenden, geschützten Tiere umsiedeln müssen. Die Wahl fiel auf die Storchenwiese, was zunächst nicht nur im Gemeinderat Schmunzeln oder verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst hatte.

Doch ging man gemeinsam mit Experten überlegt vor: Aufeinandergehäufte Steine bieten lauter Verstecke und Flächen, auf denen sich die wechselwarmen Tiere sonnen können, darüber wurden Reisig und stachlige Äste als zusätzlicher Schutz getürmt. "Selbst in der Brutsaison der Störche können die Echsen dort gut überleben", berichtet Christian Horny. "Die Störche sind auch nicht auf die Echsen angewiesen, sie finden anderswo mehr als genug Nahrung."

Trotz des Bruterfolgs können die Zauneidechsen, die im Zug einer Ausgleichsmaßnahme auf die Storchenwiese umgesiedelt wurden, überleben. Foto: Lerche
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.