Die Storchenkolonie wächst
Beringung von fünf Jungvögeln in Walldorf - Ideale äußere Bedingungen für die Brut

Der Magen knurrt permanent und die Eltern sind nur unterwegs. Doch dank der guten Bedingungen, für die die Stadt Walldorf gesorgt hat, gelingt den Störchen die Aufzucht des Nachwuchses jedes Jahr besser...
Von Sarah Brinkmann und Jule Jungmann
Walldorf. "Die regelmäßige Storchenbesiedlung in Walldorf hat endlich geklappt": Das sagte Helmut Stein von der Vogelwarte Radolfzell bei der Storchenberingung. Insgesamt fünf Jungstörche kennzeichnete er am gestrigen Donnerstag, zwei auf der Storchenwiese im Gewann Röhrig und drei beim Aussiedlerhof Nauert.
Zwischen vier und sechs Wochen alt müssten die Jungvögel für die Beringung sein, so Reiner Klemm vom Naturschutzbund (Nabu) Walldorf-Sandhausen, der die Störche mitbetreut: Ältere Tiere hätten einen stärkeren Fluchtreflex, sodass sie sich aus Angst selbst gefährden könnten. Klemm betonte, dass die äußeren Bedingungen, für die die Stadt Walldorf gesorgt hat, ideal für die Brut der Störche seien: Die freie Ebene, die Wiese und die Teiche in der Umgebung lockten immer mehr Vögel in das Gebiet am Ortsrand Richtung Nußloch.
Und es wächst immer weiter: Die Tiere bauten schon im nahen Wald ihre Nester, so Klemm. Walldorf entwickle sich zur Sammelstelle für die Störche der Region für den Zug gen Süden. Das kann Helmut Stein bestätigen: Zwar habe es einige Jahre gedauert, bis die künstlichen Nester angenommen wurden, jetzt aber sei es schon "eine kleine Kolonie". "Die wird sich nur noch vergrößern." Daher hat sich der Nabu auch mit der Bitte an die Stadt gewandt, einen dritten Teich anzulegen, in dem sich Beutetiere wie Amphibien wohlfühlen.
Die Beringung ist wichtig, unter anderem um das Zugverhalten nachvollziehen zu können. "Wir haben schon Meldungen bekommen, dass Walldorfer Störche in Frankreich und Spanien gesichtet wurden", so Helmut Stein. Mittlerweile gebe es über 1000 Brutpaare in Baden-Württemberg, seit 2007 lassen sich einige regelmäßig in Walldorf nieder.
Auch interessant
"Der Storch ist treu, aber nur dem Horst": Das weiß Günter Keim, Storchenexperte vom Nabu. Ulrich Schmidt, auch vom Nabu, ergänzte, dass er dennoch häufig auch Tiere beobachtet habe, die ihrem Partner treu blieben. Die Eltern des Duos, das jetzt auf der Storchenwiese beringt wurde, brüten Schmidt zufolge bereits seit 2010 hier, und das sehr erfolgreich.
Die Anlage der Nester auf der Storchenwiese war eine einmalige größere Investition, aktuell liegen die Instandhaltungskosten jährlich nur noch bei wenigen hundert Euro, erläuterte Klaus Brecht vom Ordnungsamt. Bürgermeisterin Christiane Staab ergänzte, dass es wichtig sei, den Naturschutz so zu unterstützen. Sie komme immer gerne zur Beringung der Jungtiere. Trotz "furchtbarer Höhenangst" wagte sie sich gestern auf den Hubsteiger, um die Vögel direkt im Nest zu betrachten: "Wenn man einmal oben war, will man immer wieder hoch." Sie freute sich, "dass Walldorf wieder eine richtige Storchenkolonie ist".



