Schönau: Vorerst keine Flüchtlinge in der Schmerzklinik
Brandschutzmaßnahmen laufen noch - Flüchtlingszustrom hat nachgelassen - Bürgermeister Zeitler: "Ich gehe weiterhin davon aus, dass das Landratsamt uns Familien zuweist"

Die Schmerzklinik in Schönau muss noch ein wenig auf ihre neuen Bewohner warten. Erst nach Beendigung der Brandschutzmaßnahmen können Flüchtlinge einziehen. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Schönau. "Wir stehen in den Startlöchern und sind auf alles vorbereitet - aber jetzt kommt keiner", sagt Bürgermeister Marcus Zeitler. Zumindest vorerst nicht. Denn anders als geplant werden im Laufe des Juni nicht die ersten von maximal 270 Flüchtlingen in die ehemalige Schmerzklinik am Ortsausgang Richtung Neckarsteinach ziehen. Schuld sind zum einen noch offene Arbeiten für den Brandschutz im Gebäude und zum anderen die derzeit niedrigen Flüchtlingszahlen. Wann und wie viele Asylbewerber ins frühere Klosterstädtchen kommen, ist derzeit völlig unklar.
"In unseren bisherigen Zeitplanungen sind wir immer davon ausgegangen, dass wir die Schmerzklinik im Juni 2016 belegen müssen", erklärt Berno Müller, Sprecher des für die Unterbringung zuständigen Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg. "Vergangene Woche haben wir die Stadt Schönau darüber informiert, dass aus heutiger Sicht nicht mit einer Belegung im Juni zu rechnen ist." Wegen der noch nicht abgeschlossenen Brandschutzmaßnahmen würde auch das Baugenehmigungsverfahren noch laufen. "Tatsächlich hat sich auch die derzeitige Zugangssituation entschärft", erklärt Müller. Während noch im Frühjahr jede Woche rund 180 Flüchtlinge kamen, seien es im gesamten Mai und voraussichtlich auch im Juni lediglich rund 30 Personen. "Trotz der aktuell rückläufigen Flüchtlingszahlen spielt die Unterkunft in Schönau in unseren Planungen weiterhin eine wichtige Rolle", betont Müller jedoch.
Denn zum einen bekomme der Rhein-Neckar-Kreis derzeit nur wenige Flüchtlinge zugewiesen, weil er in den letzten Monaten alle Verpflichtungen erfüllt habe. Was sich aber schnell wieder ändern könne. Und zum anderen lasse sich in der Flüchtlingsfrage noch keine Entwarnung geben, da in den Herkunftsländern die Not der Menschen nach wie vor groß sei und sich künftige Entwicklungen in Griechenland, der Türkei und Nordafrika noch in keiner Weise abschätzen lassen, so Müller weiter.
Die Unterkunft in Schönau werde aber auf jeden Fall belegt und zähle zu jenen, mit denen der Kreis langfristig plant, so der Behördensprecher. Das sehe man auch an der Mietdauer von zehn Jahren. Andere Objekte habe der Kreis nur für drei oder fünf Jahre angemietet. Und Gebäude wie dieses seien Containern vorzuziehen. "Es ist schwierig, ich will nicht spekulieren und irgendeinen Termin für die Belegung nennen", so Müller. "Wir müssen abwarten." Ein weiterer Aspekt: Der Kreis hat versprochen, dass hauptsächlich Familien in die frühere Schmerzklinik ziehen. Doch solche kommen derzeit kaum nach Deutschland. Stattdessen warten im Kreis noch 2000 junge Männer in Notunterkünften wie Hallen auf eine bessere Unterbringung.
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"Ich gehe weiterhin davon aus, dass das Landratsamt zu seinem Wort steht und uns Familien zuweist", sagt Bürgermeister Zeitler. Die Situation sei nun nicht einfach. "Wir haben uns seit vier Monaten auf die Ankunft von Flüchtlingen vorbereitet, haben Bürger und Vereine eingebunden, eine Flüchtlingshilfe gegründet, Buslinien eingerichtet - und jetzt müssen wir uns noch gedulden", zählt Zeitler auf. Der Rathauschef hat sich bereits bei den Vereinen für die Vorbereitung auf die Integrationsaufgabe bedankt und hofft, dass die Bereitschaft in der Stadt weiter hoch bleibt.
"Gott sei Dank", schnauft der Rathauschef durch, "haben wir noch keine Spendenaufrufe zum Beispiel für Schulranzen gestartet." Und fragt: "Wo hätten wir das alles lagern sollen?" Bürgermeister Marcus Zeitler ist jedoch überzeugt: "Unsere Bemühungen waren nicht umsonst, sie zahlen sich nur etwas später aus."