Schönau: 300 Flüchtlinge kommen in die alte Schmerzklinik

Das Landratsamt unterzeichnete gestern den Mietvertrag für zehn Jahre - Die Belegung beginnt wohl ab Mitte 2016

11.12.2015 UPDATE: 12.12.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

In dem auf 3000 Quadratmeter lang gestreckten Bau werden sich im kommenden Jahr 300 Flüchtlinge verteilen. Archivfoto: Alex

Von Christoph Moll

Schönau. Nun also doch: Die ehemalige Schmerzklinik am Ortseingang von Neckarsteinach kommend wird zu einer Flüchtlingsunterkunft. Seit Monaten war bereits darüber spekuliert worden, seit gestern ist es amtlich: Denn am Freitag unterzeichnete der für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Ordnungsdezernent beim Rhein-Neckar-Kreis, Christoph Schauder, einen zehnjährigen Mietvertrag für den Gebäudekomplex, der zuletzt jahrelang leer stand. Dies bestätigte Behördensprecherin Silke Hartmann gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Voraussichtlich ab Mitte nächsten Jahres sollen in der Neckarsteinacher Straße 53 rund 300 Flüchtlinge untergebracht werden. Wegen der nach wie vor hohen Zugangszahlen - alleine im Dezember knapp 1300 Flüchtlinge - sei die Kreisverwaltung froh, das Gebäude belegen zu können.

Wie die RNZ vor Kurzem berichtete, waren die seit Monaten laufenden Verhandlungen zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Eigentümer zuletzt konkreter geworden. Er hatte den Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von über 3000 Quadratmetern vor über einem Jahr bei einer Zwangsversteigerung für rund eine Million Euro erworben, was damals als "Schnäppchen" galt. Ziel war eigentlich eine erneute Nutzung als Klinik oder als Pflegeheim. Doch diese Pläne ließen sich nicht in die Tat umsetzen.

Auf dem 150 Ar großen Gelände herrscht seit 2003 Stillstand. Damals war die Schmerzklinik in finanzielle Schieflage geraten und hatte nach nur vier Jahren ihren Betrieb wieder eingestellt. Seitdem erobert sich die Natur das Gelände Stück für Stück zurück. Im Eingangsbereich glänzt jedoch noch der dunkle Marmor, der Magnetresonanztomograf müsste nur angeschaltet werden. Räume für Physiotherapie, Praxen, eine Saunalandschaft und Massageräume sind ebenfalls vorhanden.

Vor Kurzem ist wieder Bewegung auf das ehemalige Areal der Firma Freudenberg gekommen. Arbeiter gingen ein und aus, die defekte Heizung wurde wieder gangbar gemacht, um das mehrstöckige Gebäude winterfest zu machen, wie Bürgermeister Marcus Zeitler berichtete. Rohre seien geplatzt und würden repariert. Durch einen Dachschaden sei vor fünf bis sechs Jahren Nässe eingetreten.

Auch interessant
: Ziehen Flüchtlinge in der Schmerzklinik Schönau ein?

Der Bürgermeister wusste von den Verhandlungen, war jedoch nur "rein informativ" involviert. Die Stadt habe kein Mitspracherecht, weshalb eine "zeitnahe Information" durch den Landkreis wichtig sei. Dies habe geklappt. Zeitler wurde gestern Morgen über den Vertragsabschluss informiert. Gestern Abend brachte er auch den Gemeinderat des früheren Klosterstädtchens in dessen öffentlicher Sitzung auf den aktuellen Stand. Zeitler rechnet damit, dass die ersten Flüchtlinge im Juni oder Juli ankommen. Woher diese kommen und ob es sich um Familien oder alleinstehende Männer handelt, stehe noch nicht fest.

Wie Kreissprecherin Hartmann sagte, werde es eine Informationsveranstaltung für die Bürger geben. Diese werde voraussichtlich im Februar stattfinden. Auf die Information der Bürger legt der Bürgermeister großen Wert, wie er betont. "Ohne die Einbindung der Bevölkerung läuft nichts", sagt Zeitler. "Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir diese Herausforderung meistern."

Auch die Stadtverwaltung treffe nun die notwendigen Vorbereitungen. "Wir rechnen im Januar mit dem Bauantrag und dem Antrag zur Nutzungsänderung", sagt Zeitler. Es müssten unter anderem Sozial- und Sanitärräume geschaffen werden. Auch der Brandschutz müsse geprüft werden. Schulen und Kindergärten seien bereits informiert, eventuell müsse man Integrationsklassen einrichten. Dazu soll es im Vorfeld mehrere "Runde Tische" mit allen Beteiligten geben.

Es hätten sich bei der Stadt schon Bürger gemeldet, die in einem Arbeitskreis aktiv werden wollen, um beispielsweise Deutschunterricht zu geben. Zeitler verschweigt aber auch nicht, dass es auch schon einige negative Reaktionen gab. "Ich habe vollstes Verständnis für die Ängste, man muss diese ernst nehmen", sagt der Bürgermeister.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.