Mörlein-Gerüchte in Eppelheim: "Ich habe eine weiße Weste"
Gemeinderat spricht sich für Akteneinsichtsausschuss zum Heckmann-Gelände aus - Bürgermeister tritt Gerüchten entgegen

Um das Heckmann-Gelände (gelb markiert) kursieren in der Stadt zahlreiche Gerüchte und offene Fragen. Foto: Kay Sommer
Von Manuel Reinhardt
Eppelheim. Das Heckmann-Gelände. Schon lange wird in Eppelheim diskutiert, was mit der "neuen Ortsmitte" zwischen Wasserturm, Rudolf-Wild-Halle und Rathaus geschehen soll. Eine Legende ist die ganze Geschichte deshalb zwar (noch) nicht. Dennoch ranken sich in Eppelheim allerhand Gerüchte um dieses Projekt; auch solche, die mit Bürgermeister Dieter Mörlein in Verbindung gebracht werden. Etwas Klarheit soll nun ein Akteneinsichtsausschuss bringen, den der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bildete.
Zunächst ein Blick zurück: Namensgeber Manfred Heckmann, der 1985 verstarb, hatte das 2700 Quadratmeter große Areal zwei ihm nahestehenden Damen vermacht. Zudem hatte er in seinem Testament festgelegt, dass das Grundstück nach deren Tod in den Grundbesitz der Stadt übergeht. Seine einzige Bedingung: Auf dem Gelände soll eine Sozialstation entstehen.
2015 kam dann Bewegung in die Sache: Die Stadt wollte nicht mehr bis zum Ableben der beiden Erbinnen warten und so beschloss der Gemeinderat, das Areal mit der Firma FWD aus Dossenheim zu verplanen. 2016 wurden dann die Pläne vorgestellt. Demnach sollen nach dem Abriss der jetzigen Gebäude drei Bauten entstehen: Eine Bank, Arztpraxen, behindertengerechte Wohnungen, die Sozialstation und darunter eine große Tiefgarage bilden das "Jahrhundertprojekt", wie es Bürgermeister Dieter Mörlein damals nannte.
Doch voran geht es nur schleppend und immer neue Gerüchte tauchen auf. "Ich bin gespannt", sagte Renate Schmidt (SPD) deshalb. Ihre Fraktion hatte beantragt, einen Akteneinsichtsausschuss einzurichten. "Die ganze Sache ist so dubios und nebulös, wir wollen sehen, was tatsächlich los ist", begründet die Fraktionsvorsitzende den Antrag. "Wir müssen ständig nachhaken", beklagt sich Renate Schmidt gegenüber der RNZ. "Wir wollen Klarheit." Verträge, so meint sie, würden hinter dem Rücken des Gemeinderates gemacht, die Situation mit den Mietern sei unklar. Ebenso, wie es um die Sozialstation auf dem Gelände stehe. "Wie die Preise gerade sind, kann sich das doch keine Sozialstation leisten", wundert sich Schmidt. Kurz: Es kämen immer mehr Dinge heraus, die am Gemeinderat vorbei gingen.
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"In Eppelheim wird schon munter geredet", so Renate Schmidt. Und sie benennt diese "Gerüchte" und kursierenden Fragen: Ist das Grundstück überhaupt schon verkauft? Wurde Mietern gekündigt? Hat sich die Stadt eingemietet und verlangen die Pächter Geld? Was ist mit einer Spielhalle, die neben die Schule kommen soll? Und ist Dieter Mörleins Schwiegersohn der Architekt?
Die RNZ hat beim Rathauschef nachgefragt: Aktueller Sachstand sei, dass der Bebauungsplan beauftragt sei. Geprüft werde noch, wie sich die geplanten Wohnungen mit dem Lärm der benachbarten Schule vertragen. Dies könne vielleicht im März im Gemeinderat beraten werden. Das Gelände sei noch nicht verkauft, die Stadt als potenzielle Käuferin aber draußen und die FWD mit den Erben in Verhandlung. Außerdem wurde ein Bodengutachten erstellt. "Von Seiten der Stadt ist alles gelaufen", so Mörlein.
Zu den noch vorhandenen Wohnungen sagt der Verwaltungschef, dass die Stadt diese anmiete und vermittle, etwa an Obdachlose und Asylbewerber. "Die nutzen wir, solange sie noch stehen." Zur Spielhalle erklärt Mörlein: "Der Besitzer des Eiscafés will vier oder fünf Spielautomaten aufstellen." Das habe der Technische Ausschuss aber abgelehnt. "Die Sache liegt jetzt beim Kreis, da müssen wir sehen, was daraus wird."
Und: "Mein Schwiegersohn hat damit gar nichts zu tun", stellt Dieter Mörlein klar und schüttelt den Kopf. Er verstehe nicht, wie so etwas in Umlauf geraten könne. "Die FWD hat ihre eigenen Architekten, die Firma Bilger und Fellmeth aus Frankfurt", so der Bürgermeister. Und er legt nach und tritt einem weiteren Gerücht entgegen: "Nein, der Bauhof hat mir keine Wohnung in Mannheim saniert", sagt Dieter Mörlein. Er selbst habe dort keine Wohnung, nur seine Tochter. "Ich habe auch mit dem Bauhofleiter über das Gerücht gesprochen." Der sei aus allen Wolken gefallen. "Ich habe eine weiße Weste", stellt Mörlein klar. Die Leute, die so etwas in Umlauf brächten, suchten nach etwas, um ihm zu schaden. Doch das pralle an ihm ab: "Das ist alles nur Fake."
So treibe ihm auch der Akteneinsichtsausschuss keine Schweißperlen auf die Stirn. Dessen Sinn stellte Trudbert Orth (CDU) zwar infrage, dennoch folgte der Rat dem SPD-Antrag einstimmig. Ob das neue Gremium die Gerüchteküche tatsächlich eindämmt, ist ein anderes Thema. Es tagt nämlich nicht-öffentlich.