Bürgermeisterwahl Eppelheim: 30 stimmten noch für Mörlein
Analyse der Wahlergebnisse: Bei der Briefwahl war der Abstand knapper – Nach Ursachen für die geringe Wahlbeteiligung wird noch gesucht

Die Ergebnisse fielen in den einzelnen Wahlbezirken ganz unterschiedlich aus. Foto: sg
Von Anja Hammer
Eppelheim. Eppelheim hat gewählt, seit Sonntagabend steht Patricia Popp als neue Bürgermeisterin von Eppelheim fest. Mit 52,16 Prozent aller gültigen Stimmen setzte sie sich klar gegen ihre fünf Mitbewerber durch. Doch die einzelnen Ergebnisse sind durchaus einen genaueren Blick wert.
So landete einer auf dem fünften Platz, der gar nicht auf dem Stimmzettel stand: nämlich Bürgermeister Dieter Mörlein, der nach 22 Jahren an der Spitze des Rathauses nicht mehr angetreten war. Dennoch schrieben 30 Eppelheimer seinen Namen auf. Damit bekam er mehr Stimmen als die offiziellen Kandidaten Alfred Wilhelm (26) und Christian Pallmann (12). Mörlein: "Es ist schön, wenn nach so vielen Jahren noch 30 Eppelheimer zu mir stehen."
Die große Hoffnung von CDU, Eppelheimer Liste (EL) und FDP, dass ihr Kandidat Thomas Wieland das Rennen machen würde, wurde am Sonntag früh zerschlagen. Doch auch wenn der 44-Jährige mit 1998 Stimmen 680 weniger Wähler verzeichnen konnte als die 38-jährige Popp, so konnte er doch in zwei Wahlbezirken einen Sieg verbuchen. Sein stärkstes Ergebnis fuhr der Heppenheimer, der sich offen zu seinem Lebenspartner bekannte, im Wahlbezirk 10 ein, der grob von der Haupt- bis zur Peter-Böhm-Straße sowie von der Autobahn bis zur Mozartstraße reicht. Hier hatte Wieland mit 48,8 Prozent die Nase vorn, Popp mit 43,8 Prozent dahinter. Ähnlich im Wahlbezirk 3, der vom Friedhof bis zur Jakob-Ruppert-Straße und vom Adenauer-Ring bis zur Adalbert-Stifter-Straße reicht: Der Heppenheimer konnte 48,8 Prozent der Wähler überzeugen, die Mannheimerin 43,5 Prozent.
Bei den Briefwählern war der Unterschied zwischen den Favoriten Popp und Wieland ebenfalls nicht so ausgeprägt wie beim Endergebnis: 47,3 Prozent stimmten vorab für Popp, 41,2 für Wieland. Doch all dem hatte die von SPD und Grünen unterstützte Popp mehr entgegenzusetzen. Etwa im Wahlbezirk 9, wo die Mutter eines 16-jährigen Sohnes und einer 15-jährigen Pflegetochter zwischen Hauptstraße im Norden und Westen und der Spitalstraße im Süden 61,7 Prozent aller gültigen Stimmen auf sich vereinigen konnte.
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Die beiden Eppelheimer Bewerber, Timo Beul und Thorsten Kettenmann, kamen zwar mit 4,1 beziehungsweise 3,3 Prozent nicht gegen die beiden von den Parteien unterstützten Kandidaten an, konnten aber durchaus Akzente setzen. So erreichte Beul im Wahlbezirk 4, also zwischen Haupt-, Grenzhöfer-, Schiller und Hildastraße stolze 7,1 Prozent. Kettenmann im äußersten Nordwesten - und damit nahe seines Zuhauses - 5,3 Prozent, in einem Briefwahlbezirk sogar 6,2 Prozent. "Damit bin ich zufrieden, ich habe mich in dem Bereich gesehen", so Kettenmann. "Ich fand es einfach wichtig, dass es einen Personenwahlkampf gibt mit Menschen, die dort zu Hause sind."
Bei aller Zahlenanalyse darf natürlich die geringe Wahlbeteiligung von 44,6 Prozent nicht unerwähnt bleiben. Für die einen mag es das typische Stadtphänomen sein, doch diese Erklärung genügt nicht - noch vor sieben Monaten lag die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl bei 69,4 Prozent, bei der letzten Bürgermeisterwahl im Jahr 2010 bei 52,4 Prozent. "Wir müssen uns überlegen, wie wir Bevölkerungsgruppen ansprechen, die man nicht erreicht hat", sagte Grünen-Stadträtin Isabel Moreira da Silva.
Thomas Wieland gab sich hingegen selbstkritisch: "Ich habe es wohl nicht geschafft, alle bürgerlichen Wähler abzuholen." Doch er könne sich oder seinen Unterstützern von CDU, EL und FDP nicht den Vorwurf eines schlechten Wahlkampfs machen lassen. In der Tat: Der Wettbewerb um den Chefsessel im Eppelheimer Rathaus war bemerkenswert fair und sachlich zugegangen. Und gewonnen hat ihn Patricia Popp.



