Die Vollsperrung bringt den Fährmann ins Schwitzen
Achim Landwehr hat sich für die Sperrung gerüstet - Von 6 bis 20.30 Uhr wird über den Neckar gesetzt - Platz für sechs Autos

Achim Landwehr bietet mit der Fähre einen Weg über den Neckar. F: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Neckarhäuserhof. Immer, wenn es irgendwo auf der B 37 im hessischen und badischen Neckartal zu Behinderungen kommt, weiß es Achim Landwehr als einer der ersten. Denn dann werden die Autoschlangen an "seiner" Fähre zwischen dem Neckargemünder Ortsteil Neckarhäuserhof und dem Neckarsteinacher Stadtteil Neckarhausen länger und länger. Ab dem heutigen Montag wird dies wegen der Sperrung der Friedensbrücke in Neckargemünd zum Dauerzustand. Denn die Fähre ist eine der wenigen Alternativen, um über den Neckar zu kommen. Und für viele wohl die letzte Hoffnung, die sich nicht in den erwarteten Stau an der Ziegelhäuser Brücke stellen wollen.
Achim Landwehr ist auf den Ansturm vorbereitet. "Ich kann es kaum abwarten", schmunzelt der erfahrene Fährmann, der schon seit 1980 die 84 Jahre alte "schwimmende Brücke" zwischen Baden-Württemberg und Hessen steuert. Trotzdem sagt er: "Ich springe am Montag ins kalte Wasser." Denn wie groß der Ansturm wird, sei nicht abzusehen. Entscheidend sei, wie viele Pendler die Hauptumleitung über die Ziegelhäuser Brücke nehmen oder gleich über Hirschhorn und Eberbach ausweichen. Vor allem Dilsberger und Mückenlocher sowie Neckarsteinacher und Pendler aus dem oder in das Steinachtal werden nun wohl die Fähre nutzen, meint Landwehr.
Der Mückenlocher geht davon aus, dass es etwa so wird wie vor einigen Jahren, als die B 37 zwischen Neckarsteinach und Hirschhorn sowie zwischen Neckarsteinach und Neckargemünd erneuert wurde. Damals wollten vor allem im morgendlichen Berufsverkehr und im Feierabendverkehr viele Pendler mit der Fähre über den Neckar und er habe "ein bisschen Stress" gehabt, so Landwehr. Die Belastung außerhalb der Hauptverkehrszeiten hielt sich aber damals in Grenzen. "Nach zwei Tagen hat sich der Verkehr verteilt - so ist das immer bei Baustellen", sagt Landwehr.
"Ich lasse es auf mich zukommen und gehe es entspannt an", sagt der Fährmann. "Vielleicht wird es ja gar nicht so wild." Wichtig sei, auch bei noch so langen Autoschlangen an den Ufern keine Hektik aufkommen zu lassen und die Ruhe zu bewahren. "Die Sicherheit geht vor", sagt der 62-Jährige. Dazu gehört auch, dass er seine Mittagspause zwischen 12 und 12.45 Uhr einhält - auch wenn diese mit Blick auf Autoschlangen nicht ganz so entspannt sein dürfte wie sonst. Es ist aber die einzige Pause zwischen 6 und 20.30 Uhr. So lange verkehrt die Fähre im Sommer.
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Landwehr teilt sich den Dienst im wöchentlichen Wechsel mit einem Kollegen, der noch nicht so lange auf der Fähre ist und der sich seinen Dienst wiederum mit einem weiteren Fährmann in zwei Schichten pro Tag teilt. Die Fähre trägt übrigens Fahrzeuge bis 16 Tonnen und hat Platz für bis zu sechs Autos. Eine Überfahrt für ein Auto mit Fahrer kostet 1,80 Euro, jeder weitere Insasse 0,40 Euro. Die Wochenkarte für ein Auto mit Fahrer gibt’s für 9,50 Euro, die Monatskarte für 30 Euro.
Aber nicht nur für sich braucht Achim Landwehr an anstrengenden Tagen mehr Proviant, sondern auch für die Fähre. "Auch wenn der Dieselmotor den ganzen Tag läuft, ist das aber nicht die Welt", erklärt Achim Landwehr. "Ich fahre ja sonst auch von einem Ufer zum anderen - jetzt habe ich aber statt ein bis zwei Fahrzeuge eben vier bis fünf drauf." Auch wenn die nächsten Wochen anstrengend werden: "Trainiert habe ich nicht", schmunzelt Landwehr.



