Neckargemünd/Neckarsteinach

Neckarfähre kehrt in ruhiges Fahrwasser zurück

Am Montag geht ein neuer Fährmann an Bord - Damit verkehrt die "schwimmende Brücke" nach fast einem Jahr wieder regulär

01.03.2019 UPDATE: 02.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Das neue Team auf der Fähre (v.l.): Fährmann Achim Landwehr mit seinen beiden "Lehrlingen" Markus Seibert und Jürgen Rak. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Neckarsteinach. Der erste Tag könnte für den neuen Fährmann gleich ziemlich ungemütlich werden: Orkanartige Böen und Regen sind für Montag, 4. März, vorhergesagt. Dabei ist dies der Tag, an dem die Fähre nach fast einem Jahr wieder in ruhiges Fahrwasser zurückkehrt. Denn nach der Kündigung eines Fährmanns verkehrte die "schwimmende Brücke" zwischen dem hessischen Neckarhausen und dem badischen Neckarhäuserhof nur noch in ungeraden Kalenderwochen regulär. Am Montag geht nun mit Markus Seibert ein neuer Fährmann an Bord. Er ermöglicht wieder einen Betrieb täglich von 6 bis 19 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 8 Uhr. Ab April geht’s abends bis 20.30 Uhr.

Der 42-Jährige freut sich auf seine neue Aufgabe, hat aber Respekt: "Bei schlechtem Wetter ist die Verantwortung groß", sagt er. Doch Seibert ist gut gerüstet. 180 Tage hat er Praxis auf der Fähre gesammelt - als "Lehrling" von Langzeit-Fährmann Achim Landwehr aus Mückenloch. "Es ist nicht einfach ein Hin- und Herfahren", sagt Seibert. "Die Strömung ist jeden Tag anders - der Neckar macht, was er will." Im Dezember absolvierte Seibert die theoretische Prüfung, Ende Februar die praktische.

Bereits 2011 sammelte er erste Erfahrung auf der Fähre, konzentrierte sich dann aber wieder auf seinen Beruf als selbstständiger Zimmermann mit Hausmeisterservice. Seit 24 Jahren wohnt der in Neckarsteinach aufgewachsene Seibert im Elternhaus seiner Mutter in Neckarhausen - mit Blick auf die Fähre.

Dass sich Seibert schon länger für die Fähre interessiert, liegt vielleicht in den Genen. Sein Urgroßvater Eugen Augspurger war von 1905 bis 1914 und 1917 bis 1926 Fährmann. In seine Fußstapfen will er nun treten. Auch Seiberts Onkel Manfred Oster war von 1968 bis 1971 auf der Fähre. In seinem Beruf will der Vater zweier Kinder im Alter von zehn und 13 Jahren in seinen freien Wochen weiterarbeiten. Die Fährmänner teilen sich den Dienst im wöchentlichen Wechsel.

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Achim Landwehr hat ein Jahr lang den Betrieb der Fähre alleine aufrecht erhalten - immer eine Woche fuhr er regulär, die folgende zumindest morgens. Jeden Tag war er also im Dienst. "Jetzt wird es für mich ruhiger", freut er sich. "Meine Gedanken waren immer bei der Fähre."

Das vergangene Jahr sei auch mit finanziellen Einbußen verbunden gewesen, da wegen des ausgedünnten Fahrplans etwa ein Viertel weniger Personen die Fähre nutzten. Etwa ein Dutzend potenzielle neue Kollegen empfing Landwehr. "Die meisten hatten keine Ahnung, auf was sie sich einlassen würden", sagt er. "Es sieht alles so leicht aus, doch für die langen heißen Tage im Sommer und die kalten Tage im Winter braucht es Durchhaltevermögen", weiß er. Im Juni will er nach dann fast 40 Jahren in den Ruhestand gehen.

Dann soll Jürgen Rak seine Nachfolge antreten. Der 30-Jährige aus Schönau hat bereits 120 der geforderten 180 Tage auf der Fähre verbracht. Im Juni will der gelernte Stuckateur die Prüfungen erfolgreich meistern. Landwehr hofft darauf: "Mach’ bloß keinen Blödsinn", sagt er zu Rak und lacht.

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