Kann die Fähre gerettet werden?
Es haben sich mehrere potenzielle Fährmänner auf die offene Stelle gemeldet - Noch ist aber nur einer in Ausbildung

Mit diesen Bannern suchen die Fährfreunde in der Region nach neuem Personal für die Fähre im Neckarhäuserhof. Foto: Alex
Neckargemünd/Neckarsteinach. (cm) Die offensive Suche mit Plakaten und großen Bannern nach neuen Fährleuten scheint gefruchtet zu haben: "Wir haben einige Bewerbungen bekommen", erklärte Neckargemünds Stadtsprecherin Petra Polte auf RNZ-Anfrage. Das nährt die Hoffnung, dass die Fähre zwischen dem zum badischen Neckargemünd gehörenden Neckarhäuserhof und Neckarhausen als Stadtteil des hessischen Neckarsteinachs gerettet werden kann. Denn wenn kein neues Personal gefunden wird, steht die traditionsreiche Fähre vor dem Aus.
Mit der plötzlichen Kündigung eines Fährmanns war die "schwimmende Brücke" zwischen Baden-Württemberg und Hessen in unruhiges Fahrwasser geraten. Da auf die Schnelle kein Ersatz gefunden werden konnte, ist Langzeit-Fährmann Achim Landwehr nun alleine im Dienst.
Seit dem Frühjahr gilt ein Not-Fahrplan: Die Fähre verkehrt in ungeraden Wochen nach dem regulären Fahrplan und in geraden Wochen fährt sie nur noch morgens zwischen 6 und 8 Uhr für die Berufspendler. Dies hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Insbesondere an Wochenenden stehen immer wieder verdutzte Autofahrer vor der geschlossenen Schranke. Die Hoffnung, dass sich zum Beispiel in Neckarsteinach ein pensionierter Schiffsmann mit Patent zumindest für einen vorübergehenden Einsatz findet, hatte sich zerschlagen.
Fährt die Fähre also bald wieder normal? So schnell wird es nicht gehen. Zwar gab es um die zehn Bewerbungen, darunter war allerdings kein ausgebildeter Fährmann. Heißt: Die Bewerber benötigen noch ein sogenanntes Fährpatent, für das mindestens 180 Tage Fahrpraxis nachgewiesen sowie eine theoretische und eine praktische Prüfung absolviert werden müssen.
Positiv sei, dass die Bewerber aus Neckargemünd und der Umgebung kämen, sagt Stadtsprecherin Polte. Da sie nicht vom Fach sind, werden sie sich nun erst einmal die Fähre anschauen und ein Gespräch mit dem erfahrenen Fährmann Achim Landwehr führen. "Es müssen Menschen sein, die gerne draußen sind und auch mit sich alleine sein können", erklärt Polte. Außerdem müssen diese ärztlich bescheinigt ihre Fahrtauglichkeit bestätigen lassen.
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"Manche Bewerber haben recht schnell festgestellt, dass der Job doch nichts für sie ist - gerade jene, die über 50 waren oder körperlich nicht mehr so fit sind", erklärt Jörg Polivka, der Vorsitzende des Vereins der Fährfreunde. Anderen sei der zu erwartende Verdienst aus einem fixen Zuschuss und den Fahrgeldern von rund 45.000 Euro jährlich brutto zu gering gewesen. Stadtsprecherin Polte deutet an, dass ein Bewerber schon in der engeren Auswahl sei, doch man wolle noch einen zweiten finden. Der junge Mann aus Schönau sei sehr interessiert und könnte recht schnell mit der Ausbildung beginnen, berichtet Polivka.
Bereits einen Schritt weiter ist Markus Seibert aus Neckarhausen, der derzeit die Ausbildung auf der Fähre absolviert und wohl im Dezember alleine fahren darf. Er könnte Achim Landwehr ablösen, der im kommenden Frühjahr in den Ruhestand gehen möchte.
Die Stadt Neckargemünd wünscht sich, dass sich künftig drei Fährmänner den Dienst teilen - statt bisher zwei im wöchentlichen Wechsel, was eine große Disziplin verlangte. "Es sind viele Varianten denkbar", meint Fährvereinschef Polivka. Die bisherigen Einnahmen würden für drei Fährleute kaum ausreichen. Denkbar sei aber, dass ein Fährmann als Springer fungiert. "Das müssen die Fährpächter aber untereinander ausmachen", sagt Jörg Polivka.
Die Fähre ist nicht nur wichtig für die Bewohner des Mückenlocher Ortsteils Neckarhäuserhof als Anbindung an die S-Bahn am gegenüberliegenden Neckarufer, sondern erspart Pendlern der umliegenden Orte weite Umwege über eine der Neckarbrücken in Neckargemünd oder Hirschhorn. "Es ist schön, dass nun Interesse da ist", sagt Stadtsprecherin Polte, die sich beim Verein der Fährfreunde für das Engagement um den Erhalt der Fähre bedankt. Der Verein habe schließlich die Idee mit den Bannern gehabt. "Diese bleiben hängen", sagt Polte, "bis wir mindestens zwei Fährleute sicher haben."