Neckargemünd/Heidelberg

Kameras überwachen die B37-Radspur

Fahrradfahrer und Autos werden gezählt. Am Ende entscheiden aber nicht nur die Zahlen, ob der Verkehrsversuch ein Erfolg war.

20.05.2021 UPDATE: 21.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Hochmoderne Technik kommt an der B 37-Radspur zum Einsatz: Spezielle Kameras, auch mit Infrarottechnik, sind gerichtet auf Radler und Autos, von denen auch Teilkennzeichen erfasst werden. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Heidelberg. Die Einrichtung der neuen Radspur auf der Bundesstraße B37 zwischen dem Neckargemünder Stadtausgang und dem Heidelberger Stadtteil Schlierbach erhitzt weiter die Gemüter. Vor allem die Kostenexplosion von anfangs genannten 400.000 auf 920.000 Euro sorgt für Ärger. Doch nun stellt sich auch die Frage nach der Zukunft.

Bisher hieß es stets, dass der sogenannte Verkehrsversuch wissenschaftlich begleitet und nach zwei Jahren entschieden wird, ob das Provisorium zur Dauereinrichtung wird. Doch was sind die Kriterien, ob die Radspur ein Erfolg ist – oder eben nicht? Das wollte die RNZ von der für das Vorhaben zuständigen Stadt Heidelberg wissen.

Manche Daten werden sogar per Mobilfunk direkt ins Internet geladen. Foto: Alex

"Der Erfolg der Maßnahmen wird nicht ausschließlich anhand der Zunahme der Zahl der Radfahrer auf der Strecke bemessen", teilte Stadtsprecherin Christina Euler mit. "Trotzdem werden wir auch Verkehrsmengen erheben, um einen Vorher-Nachher-Vergleich sowohl beim Kfz-Verkehr als auch beim Radverkehr durchführen zu können." Das sogenannte Erhebungsdesign ermögliche durch die Erfassung eines Teils der Autokennzeichen – also des Stadt- und Landkreiskürzels – auch Verkehrsverlagerungen zu evaluieren. "Hierbei liegt ein besonderes Augenmerk auf den angrenzenden Routen wie beispielsweise über Bammental", so Euler. "Erarbeitet wird dies über eine wissenschaftliche Abschlussarbeit an der Hochschule Karlsruhe."

Ob die Ergebnisse, die dann auch dem Heidelberger Gemeinderat vorgestellt werden sollen, als "erfolgreich" beurteilt werden, obliege den politischen Gremien. "Erfolgreich" sei der Radverkehrsversuch nach Ansicht der Stadt Heidelberg bereits jetzt in der Hinsicht, dass es erstmals überhaupt ein adäquates Angebot für Radfahrer auf dieser Strecke gibt. Im Übrigen sei der Verkehrsversuch auch deswegen auf zwei Jahre verlängert worden, um "Verfälschungen" durch Corona-bedingte Effekte wie zum Beispiel mehr Homeoffice und weniger Pendelverkehr zu vermeiden.

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Und wie werden die Veränderungen im Verkehr gemessen? Vielleicht sind dem einen oder anderen Autofahrer oder Radfahrer zwischen Neckargemünd und Heidelberg mehrere Kameras und Messgeräte neben der Fahrbahn aufgefallen. Insgesamt gibt es 13 Zählstellen. Diese befinden sich nicht alle an der B 37, sondern auch in Bammental, Gaiberg, Lingental und Leimen. Bei acht Standorten wird mit Seitenradargeräten gearbeitet, bei sechs Standorten wird die Kennzeichenerfassung erfolgen und bei drei Standorten wird mit speziellen Verkehrskameras eine "Knotenpunkterhebung" durchgeführt.

"Die Messstellen sind dieselben, die in der Voruntersuchung ausgewählt wurden, um eine Vergleichbarkeit der Daten herzustellen", betont Stadtsprecherin Euler. "Dabei sind sie so ausgewählt, dass Verlagerungen der Pendlerverkehre eindeutig gemessen werden können." Die Hochschule Karlsruhe zähle mit Seitenradargeräten der Firma RTB und mit Verkehrszählungskameras der Firma Miovision unter anderem den Radverkehr, aber gleichzeitig werden auch die anderen Verkehrsarten erfasst.

Die Seitenradargeräte seien etwa hüfthoch am Straßenrand angebracht. "Die Geräte senden kontinuierlich Radarwellen – elektromagnetische Wellen im Radiofrequenzbereich – über den Straßenquerschnitt aus, die von vorbeifahrenden Fahrzeugen reflektiert und zurückgeworfen werden", erklärt Euler. "Über eine Empfangseinheit im Gerät und einen angeschlossenen Auswertungsmechanismus kann so das Gerät bestimmen, um welche Art von Verkehrsmittel – Radfahrer, Pkw, Lkw oder Bus – es sich handelt. Außerdem werde die Geschwindigkeit erfasst. Über Mobilfunk werden die erfassten Daten in Echtzeit ins Internet zur weiteren Verwendung geladen.

Verkehrszählungskameras seien am Straßenrand positioniert und an einer Teleskopstange auf eine Höhe von bis zu sechs Meter ausgefahren, so Euler. Die Kameras filmen das Verkehrsgeschehen, üblicherweise über einen Zeitraum von 24 Stunden, und speichern das Filmmaterial auf einer Speicherkarte. Diese Karte werde ausgelesen und das Material zur Auswertung an den Hersteller der Verkehrskameras gegeben. Dieser werte das Filmmaterial nach den verschiedenen "Abbiegebeziehungen" und nach den unterschiedlichen Verkehrsarten aus.

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