Neckargemünd/Bammental

Auch im Bannwald wird für die Sicherheit gefällt

Das Schlagen einzelner Bäume am Hollmuth dient der Sicherheit. Der BUND veranstaltete eine Führung mit Forstfachleuten.

24.10.2021 UPDATE: 25.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Georg Löffler (v.r.) an der Infotafel, Gerald Richter und Udo Bantzbach klärten über Konflikte im Bannwald auf. Foto: Alex

Von Anna Haasemann-Dunka

Neckargemünd/Bammental. Der Spaß hört für einige Mitmenschen da auf, wo Bäume fallen – oder wo Bäume eben nicht fallen. Wer in Nähe des Waldrandes sein Häuschen stehen hat, ist froh, wenn die Forstverwaltung ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommt. Bei anderen, die nicht am Waldrand wohnen, löst es Empörung aus, wenn schön gewachsene Bäume weichen müssen.

Auf Anregung des BUND Neckargemünd und seiner Vorsitzenden Alexandra Inama-Knäblein war zur Waldbegehung im Bannwald auf einer 4,5 Kilometer langen Strecke eingeladen worden. Schnell war die Reaktion der Forstverwaltung auf ihre Anfrage gewesen. Forst BW, in dessen Zuständigkeit der Bannwald als Staatswald liegt, schickte die Forstfachleute Georg Löffler, Gerald Richter und Udo Banspach, um am Freitag die Fragen interessierter Bürger zu beantworten.

Nun ist das Thema Baumfällung in Bezug auf den Bannwald Hollmuth besonders heikel, denn eigentlich sollte in einen Bannwald überhaupt nicht eingegriffen werden. "Bannwälder sind Totalreservate, die sich zum ,Urwald von morgen’ entwickeln sollen. In ihnen ruht die Holzernte (Prozessschutz), damit sich die Waldlebensgemeinschaften ungestört entwickeln können" – so heißt es dazu in einem eigens von Forst BW herausgegebenen Flugzettel über den Bannwald Hollmuth.

Da aber der Bannwald Hollmuth an Wohnbebauung grenzt und auch ansonsten für Erholungs- und Freizeitzwecke reichlich genutzt wird, kommt es zu Interessenkonflikten. Ein Anwohner monierte das Fällen von mehreren Douglasien, die nicht unmittelbar in Waldrandnähe standen.

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Doch eben nahe daran, wie Gerald Richter feststellte. Und weil Douglasien, die eigentlich in Nordamerika zu Hause sind, hierzulande eine Wuchshöhe um die 60 Meter erreichen, entschied sich die Forstverwaltung, die Bäume schon jetzt zu entnehmen – und nicht erst dann, wenn sie tatsächlich aufgrund ihrer Stammlänge für die angrenzende Bebauung zur Bedrohung werden.

Was darf man und was darf man nicht im Bannwald und wie hat sich der Wald überhaupt entwickelt, seit er 1998 unter Schutz gestellt wurde? So lauteten weitere Fragen, die beim Spaziergang auf den offen gehaltenen Wegen im Bannwald zur Sprache kamen. Wer den Bannwald betritt, trägt für sich selbst Verantwortung. Da der Wald nicht mehr bewirtschaftet wird, werden abgebrochene und sich noch im Umsturz befindliche Bäume nicht entfernt. Damit erhöht sich aber auch die Gefahr, von ihnen oder von herabfallenden Ästen getroffen zu werden – mehr als in bewirtschafteten Wäldern.

Sind nun Hunde an der Leine zu führen oder nicht? Eine Anleinpflicht gibt es nicht, Hunde sollten aber im Einwirkungsbereich des Hundehalters bleiben, war von den Förstern zu hören. Für manchen aus der Teilnehmergruppe stellte das Verhalten einiger Mountainbiker, die sich sogar einen Trail im Bannwald bauten, ein echtes Ärgernis da. Richter und Löffler versicherten, dass bauliche Veränderungen immer wieder beseitigt würden, aber auch immer wieder aufs Neue entstehen. Dennoch sei ein kleiner Erfolg zu verzeichnen: "Es ist weniger geworden." Sie versuchen es mit Appellen, Waldbesucher zum Umdenken zu bewegen und auch in ihnen den Schutzgedanken für Flora und Fauna im Bannwald zu verankern.

Auf einige Besonderheiten des Bannwaldes machten die Forstleute aufmerksam. Er umfasst den gesamten, 800 Meter breiten Bergrücken zwischen der Bundesstraße B45 und der Kreisstraße K4163 zwischen Neckargemünd und Wiesenbach auf einer Fläche von 136 Hektar.

Das Waldgebiet liegt auf Bammentaler Gemarkung, auf einem früheren Umlaufberg des Neckars. Wohl mehr als 30 Baumarten sind dort zu finden. Das Baumartenspektrum macht den Hollmuth für die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg, die den Bannwald wissenschaftlich begleitet, besonders interessant. Auf der gesamten Fläche sind über 100 Stichprobenpunkte verteilt, die regelmäßige Informationen über die Entwicklung der vorkommenden Tier- und Pflanzenarten liefern. Seit der Ausweisung sind nunmehr 23 Jahre vergangen. Ab dem Zeitraum zwischen 25 und 30 Jahren wird erstmals umfangreich Bilanz gezogen, was sich seither in dem Wald verändert hat.

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