Kindergarten kann endlich erweitert werden
Grünes Licht für einen Anbau - Stadt übernimmt das Gebäude für einen Euro

Der evangelische Kindergarten im Stadtteil Mückenloch gehört künftig der Stadt Neckargemünd. Diese setzt nun auch die Erweiterung um eine Krippengruppe um. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Das kommt auch nicht häufig vor: Am Ende gab es Applaus für den Gemeinderat von Eltern im Publikum. Seit drei Jahren soll der evangelische Kindergarten im Stadtteil Mückenloch ausgebaut werden, weil es im Ort mehr Kinder als Betreuungsplätze gibt. "Manche Kinder, die nicht aufgenommen werden konnten, gehen heute schon in die Schule", sagte Bürgermeister Frank Volk in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates.
"Es ist leider eine Geschichte, die sich schon sehr lange hinzieht." Eine Geschichte, die nun zumindest ein vorläufiges Ende findet. Denn der Gemeinderat gab einstimmig grünes Licht für den Bauantrag zur Erweiterung des Kindergartens. "Davon profitieren die kommenden Kindergartenkinder", meinte Volk.
Hintergrund
Kindergarten-Anbau sorgte für Diskussionen
Die Freude über den Bauantrag zur Erweiterung des Kindergartens in Mückenloch war groß, doch es gab dennoch Diskussionen - unter anderem um die Heizung. Joachim Bergsträsser (SPD) sprach als Mückenlochs
Kindergarten-Anbau sorgte für Diskussionen
Die Freude über den Bauantrag zur Erweiterung des Kindergartens in Mückenloch war groß, doch es gab dennoch Diskussionen - unter anderem um die Heizung. Joachim Bergsträsser (SPD) sprach als Mückenlochs Ortsvorsteher von einem "großen Schritt". Durch die Entfernung des vom Schimmel betroffenen Bereichs sei dieses Problem "hoffentlich auf Ewigkeit" gelöst. Bergsträsser gab zu bedenken, dass sich der Ortschaftsrat noch nicht mit dem Bauantrag beschäftigen konnte. Er bat um eine Entscheidung vorbehaltlich dessen Zustimmung. "Wir wollen das Vorhaben nicht aufhalten", sagte er. "Der Ortschaftsrat stimmt sicher zu, da die Pläne nur marginal geändert wurden."
Thomas Schmitz (Grüne) wollte wissen, ob der Anbau wieder ein Flachdach erhalte. Bei Flachdächern müsse man aufpassen, meinte er. Dietmar Keller (SPD) warnte ebenfalls vor einem Flachdach: "Sonst haben wir in 15 Jahren wieder dieselben Probleme." Geplant sei lediglich ein flach geneigtes Dach mit einer Fotovoltaikanlage, sagte Volk: "Das ist kein echtes Flachdach."
Hermino Katzenstein (Grüne) lobte, dass eine Fotovoltaikanlage geplant ist und seine Fraktionskollegin Petra Groesser wollte wissen, wie der Anbau beheizt werde. Dieser werde in die bestehende Elektroheizung eingebunden, so Volk. Mit dem Öllaster würde man ohnehin nicht um die Kirche herumkommen. "Wenn wir Geothermie nutzen wollen, brauchen wir ewig", gab Volk zu bedenken. Groesser wollte daraufhin wissen, ob der Klimaschutzbeirat zu diesem Thema gefragt wurde. Im Jahr 2019 baue man keine Elektroheizung mehr ein. "Wir setzen auf ein falsches und uraltes Pferd", meinte Groesser. "Man könnte ja zumindest mal fragen, ob eine andere schnelle Lösung möglich ist." Es wäre "unsinnig", für einen Anbau eine neue Heizung zu installieren, entgegnete Joachim Bergsträsser, der zu bedenken gab, dass das Gebäude bisher der Kirche gehört.
Christian Rupp (CDU) wollte wissen, wann die Arbeiten beginnen. Handwerker seien gut ausgelastet. Der Bauzeitenplan sieht einen Beginn Ende Juni vor, sodass die Ferien ausgenutzt werden. Ende November soll alles fertig sein. (cm)
Der Bürgermeister blickte zunächst noch einmal zurück: Seit 2016 stehe die Stadt in einem "intensiven Dialog" mit der evangelischen Kirchengemeinde. Diese betreibt den Kindergarten im Stadtteil und ist auch Eigentümerin des Gebäudes. Die Stadt trägt jedoch rund zwei Drittel der Betriebskosten und muss Investitionen komplett übernehmen.
"Es war nicht immer einfach", betonte Volk. "Die Kosten sind schon in der Planung davongelaufen." Nun habe man mit Cecilia Orlandi aus Gaiberg eine Architektin, die aus Erfahrung die kalkulierten Kosten einhalte. Dies habe sie zuletzt beim Umbau des Sanitär- und Umkleidetraktes im Kleingemünder Terrassen-Freibad unter Beweis gestellt.
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Gerechnet wird mit Kosten von rund 410.000 Euro. "Das ist Wahnsinn für zehn Betreuungsplätze", sagte Volk. Im Haushalt sind 250.000 Euro eingeplant. Die Stadt hat beim Land einen Zuschuss von 102.000 Euro aus dem Ausgleichstock beantragt. Aus dem Investitionsförderprogramm zur Kinderbetreuungsfinanzierung werden zudem 70.000 Euro erwartet. Es sollen keine außerplanmäßigen Kosten entstehen. Ohne diese Zuschüsse könne die Stadt das Vorhaben nicht stemmen, so Volk.
"Wir haben lange über die Nutzung des Gemeindesaals im Obergeschoss diskutiert", erinnerte sich der Bürgermeister. Denn zunächst war geplant, den Saal für eine Kindergartengruppe umzubauen. "Dies hätte zur Folge gehabt, dass er nicht mehr zur Verfügung steht", erklärte Volk. Außerdem hätte man einen Aufzug für die Barrierefreiheit einbauen müssen. Dann kam das Schimmelproblem im Bereich eines Flachdachs im Erdgeschoss.
Da dieser Bereich ohnehin wegen einer defekten Dampfsperrfolie saniert werden müsse, sollen nun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Dort soll nun ein Anbau für eine weitere Gruppe entstehen. Damit gibt es dann drei Gruppen im Erdgeschoss - die bestehenden zwei Gruppen für unter und über Dreijährige und zusätzlich eine Krippengruppe mit zehn Plätzen. Das Obergeschoss stehe also weiter der Kirche und Gesangvereinen zur Verfügung, so Volk.
Den Durchbruch brachte letztlich, dass das Gebäude künftig der Stadt gehört. Das Grundstück, auf dem auch die Kirche steht, wird hierfür geteilt. Der Teil mit dem Kindergarten geht per Erbpacht an die Stadt, die das Gebäude darauf zum symbolischen Preis von einem Euro kauft. "Wir bauen dann im Eigentum", betonte Volk. "Wir hätten ohnehin alles zahlen müssen." Würde die Kirche bauen, käme der Anbau teurer, meinte der Bürgermeister. Unklar sei noch, ob die Kirche oder die Stadt den Bauantrag stellt. Die Kirche sei im Gegensatz zur Stadt von der Baugenehmigungsgebühr befreit.
"Es geht nun darum, mit der Erweiterung anzufangen", sagte Volk, der keine Gründe gegen das Vorhaben sah. Da es keinen Bebauungsplan gibt, muss sich das Vorhaben an die Umgebungsbebauung anpassen. "Es gibt ja schon einen Kindergarten, der nur erweitert wird", verdeutlichte der Bürgermeister.