Neckarbrücke bei Ladenburg kommt

"Wir haben alles versucht und nichts erreicht"

Die neue Landesstraße L 597 nebst Neckarquerung soll spätestens ab 2019 gebaut werden - Kritiker zeigen sich resigniert

24.11.2017 UPDATE: 25.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
(Foto: Pilz) 

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. "Wir hatten immer irgendwie gehofft, dass es ein Jahrhundertprojekt bleibt", seufzt Adi Pribil und meint damit den Bau der neuen L 597 nebst Neckarquerung, eine Brücke, die zwischen Neckarhausen und Ladenburg gebaut wird. Einer gemeinsamen Pressemitteilung der Abgeordneten Georg Wacker (CDU) und Uli Sckerl (Grüne) zufolge, ist mit dem Bau des zurzeit auf 36 Millionen Euro geschätzten Projekts spätestens ab 2019 zu rechnen.

Die bauvorbereitenden Maßnahmen zur Realisierung beider Teilabschnitte "aus einem Guss" seien bereits in Gange. Der Verkehrsminister tritt mit dieser Formulierung Befürchtungen aus Edingen-Neckarhausen entgegen, dass man die Gemeinde mit einem Torso-Provisorium verkehrstechnisch alleine im Regen stehen lassen könnte. Bei 24.500 Fahrzeugen pro Tag auf der bisherigen Strecke sollen durch das millionenschwere Straßenbauprojekt die Ortsdurchfahrten insbesondere in Ilvesheim und Seckenheim entlastet werden. Beide Gemeinden gründeten 2012 eine Bürgerinitiative für den Bau der Neckarbrücke.

Adi Pribil hingegen war Gründungsmitglied der 2001 ins Leben gerufenen Neckarhäuser Bürgerinitiative gegen die Trassenverlegung der neuen Landesstraße dicht an die Wingertsäcker heran. Gegen den Bau der Brücke hatte die BI nichts einzuwenden, das betont Klaus-Dieter Stoll im Gespräch mit der RNZ. Auch er war Teil der Initiative, die gegenüber den Plänen des Regierungspräsidiums ihre Befürchtungen äußerte, was erhöhtes Verkehrsaufkommen, Lärm- und Feinstaubbelastung anbelangt. Sie machten Vorschläge zur Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrten in Ilvesheim und Mannheim-Seckenheim, plädierten für Anbindungen an die A 6 in Seckenheim und Wallstadt und reichten schließlich eine Petition an den Landtag ein.

Vor einer Klage scheute die BI allerdings wegen der damit verbundenen Kosten zurück. Und auch die Kommune selbst zog ihre Klageschrift gegen die Trassenverlegung zurück; der damalige Bürgermeister Roland Marsch forderte eine Rückkehr zur sogenannten "Bürgermeister-Kompromiss-Trasse", weil der Grund für die umgeplante Straße gar nicht mehr vorhanden war: Die Feldhamster-Population, die dem ursprünglich geplanten Straßenverlauf den Garaus gemacht hatte, war vermutlich im heißen Sommer 2003 eingegangen, als die Landwirte ihre Felder früh abernteten und die streng geschützten Tierchen damit zur Unzeit ihren zahlreichen Fressfeinden überließen.

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Schließlich kämpfte auch die Gemeinde nicht mehr gegen das Projekt, forderte dafür aber funktionierenden Lärmschutz für den betroffenen Abschnitt in Neckarhausen. Mit dem Hinweis, dass die Grenzwerte für Lärmemissionen nicht erreicht würden, zeigte sich das Land lange Zeit eher störrisch bei diesem Thema. Doch der Lärmschutz kommt jetzt in Form einer Schutzwand für Ladenburg sowie eines Erdwalls und Flüsterasphalt für Neckarhausen.

"Super-Flüsterasphalt", nennt ihn Thomas Hoffmann, Gemeinderat der Offenen Grüne Liste und Mitglied der Nabu-Gruppe Edingen-Neckarhausen. "Wir müssen die Planung jetzt so hinnehmen. Wir haben versucht, das Beste an Lärmschutz herauszuholen", meinte er beim letzten Treffen der Gruppe.

Deren Aufgabe werde es sein, die Ausführungsplanung zu begleiten. Man werde sich diese vom Regierungspräsidium geben lassen und überprüfen, ob sie hält, was der Planfeststellungsbeschluss verspricht. "Oft gibt es Defizite beim Ausgleich", betonte Hoffmann. Und man müsse mit neuen Erkenntnissen sachgerecht umgehen. Zum Beispiel mit Fledermäusen, die sich zwischenzeitlich im Plangebiet angesiedelt haben.

Noch eine Frage wird die Zeit klären müssen: Was passiert mit der Neckarfähre, wenn die Brücke gebaut ist und der Fährgemeinschaft Einnahmen wegbrechen? Der SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck sagte, er wolle sie als Kulturgut erhalten. Subventionen stand wiederum der scheidende Landtagsabgeordnete Georg Wacker (CDU) skeptisch gegenüber. Ein solches Programm kenne er nicht, meinte er bei seiner Sommerradtour.

"Wir haben alles versucht und nichts von dem erreicht, was wir wollten", meint Stoll etwas resigniert gegenüber der RNZ. Und auch Pribil zuckt mit den Schultern: "Viele von den älteren BI-Mitstreitern sind nicht mehr dabei. Und den jungen Leuten ist es egal. Für die ist maßgeblich, dass der Fahrweg kurz ist."

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