Bau der Brücke Neckarhausen-Ladenburg

Was geschieht mit der Neckarfähre?

Wenn der Bau der neuen Neckarbrücke tatsächlich 2019 beginnt, könnte eine Traditionsverbindung in Gefahr sein.

25.08.2017 UPDATE: 27.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Zahlreiche Radfahrer nutzen die Fähre zum Beispiel beim Lebendigen Neckar. Die Fährgemeinschaft ist aber auf regelmäßige Mitfahrer angewiesen. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Wenn die neue Neckarbrücke als Teilabschnitt des Straßenprojekts "L 597 neu" kommt, was passiert dann mit der Fährverbindung zwischen Neckarhausen und Ladenburg? Das fragen sich auch viele Kommunal- und Landespolitiker immer häufiger.

Den Anfang machte im Mai SPD-Landtagsabgeordneter Gerhard Kleinböck. Denn die Landesregierung prognostiziert einen Rückgang des Verkehrsaufkommens auf der Fähre um bis zu 80 Prozent, sollte die Brücke kommen. Kleinböck sprach sich für den Erhalt des "regionalen Kulturguts" aus und gab Edingen-Neckarhausens Bürgermeister Simon Michler auf, sich um die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts zu bemühen.

Der Bürgermeister, so heißt es in einer Pressemitteilung des Abgeordneten, habe zugesichert, mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen und die Zukunft der Fähre in die politischen Beratungen der Gemeinde einzubringen. Wie ein solches Konzept aussehen kann, ist aber noch völlig offen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Uli Sckerl sprach bei der Jahreshauptversammlung von Bündnis 90/Die Grünen in Edingen-Neckarhausen im Juli davon, dass man sich eine öffentliche Förderung "anschauen" müsse. In dieser Sitzung erklärte Sckerl auch, dass die Bauarbeiten 2019 beginnen sollen. Das Projekt ist in zwei Bauabschnitte unterteilt, beide sind jeweils planfestgestellt, alle bisherigen Einwände, Klagen und Petitionen aus der Doppelgemeinde sind gescheitert.

Der Bau der Neckarbrücke ist in Edingen-Neckarhausen umstritten, weil die Kommune ein höheres Verkehrsaufkommen durch die Trassenverlegung der bisherigen L 597 befürchtet. Zudem ist der geplante Eingriff in bestehende ökologische Verhältnisse nicht unbedenklich.

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Grünen-Abgeordneter Sckerl bestätigte, dass die Stadt Mannheim "massiv dahinter her" sei, die Umgehung zu bauen. Mannheim, so der Vorwurf aus der Doppelgemeinde, wolle auf Kosten anderer seinen innerörtlichen Verkehr ableiten. Auch in Ilvesheim und Seckenheim hofft man schon lange auf die neue Brücke, Ladenburg hat ebenfalls nichts dagegen.

Doch die Frage nach einer Zukunft für die Fähre steht nun in Sichtweite. "Wenn die Einnahmen zu sehr schrumpfen, könnte die Fähre verloren gehen", warnte Walter Heilmann, der Vorsitzende der örtlichen Grünen.

Auf seiner Sommertour wurde auch CDU-Landtagsabgeordneter Georg Wacker auf das Thema angesprochen. Ein wirtschaftliches Problem, nickte Wacker. Durch die Einführung eines neuen Produkts bestehe die Gefahr, dass ein anderes tatsächlich verdrängt werde.

Eine Subventionierung der Fähre durch öffentliche Gelder konnte sich der CDU-Politiker zu diesem Zeitpunkt noch nicht so recht vorstellen. "Ich kenne kein Förderprogramm des Landes, das hier als wirtschaftliche Subvention greifen würde." Er werde sich jedoch "intensiv erkundigen" und mit nach einer Lösung suchen. "Ich fahre selbst sehr viel mit der Fähre, ein klassisches und altbewährtes Familienunternehmen", sagte Wacker. Die Fährgemeinschaft, bestehend aus mehreren Familien mit unterschiedlichen Fähranteilen, hält sich derweil bedeckt. Man habe sich zusammengesetzt und beschlossen, zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein Statement abgeben zu wollen, sagte Fährfrau Annegret Zieher. Auch bei ihnen herrscht Beratungsbedarf.

Die Wurzeln der Verbindung zwischen Neckarhausen und Ladenburg reichen tief zurück in die Vergangenheit: Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1483. In diesem Dokument sind Lehen aufgelistet, die Ruprecht von Erlingen vom damaligen Wormser Bischof erhielt. Und eine Angabe benennt das Fähren auf dem Neckar so: "Uff dem Fare zu Neckarhusen".

Die Fähre war in Folge wichtiger Bestandteil des Handelsstraßennetzes. Im Jahr 1745 verlieh dann Kurfürst Karl Theodor acht Neckarhäuser Bürgern das Recht, eine Fähre zu betreiben. Im Jahr 2045 könnten die Nachfahren dieser Neckarhäuser demnach den 300. Geburtstag des Fährrechts feiern - wenn es die Fähre bis dahin hoffentlich noch gibt.

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