Naherholung hat Priorität

Der Eppelheimer Bahndamm soll grün bleiben

Nach Erwerb durch ausländischen Investor: Naherholung hat Priorität

30.06.2020 UPDATE: 01.07.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden
Der Bahndamm zwischen Wohn- und Gewerbegebiet ist Eppelheims grüne Lunge. Foto: sg

Von Nicolas Lewe

Eppelheim. Das Rätselraten darum, wer der neue Eigentümer des Eppelheimer Bahndamm-Areals ist, geht weiter. Wie berichtet hatte eine "Gesellschaft aus dem angrenzenden Ausland" am vergangenen Freitag in Berlin das 3,8 Hektar große Grundstück im Rahmen einer Versteigerung des Auktionshauses Karhausen AG für 650.000 Euro erstanden. Die Stadt hatte in Person von Bürgermeisterin Patricia Rebmann bis zu einer Summe von 420.000 Euro mitgeboten – vergeblich. "Irgendwann wird derjenige auf mich zukommen", antwortete Rebmann im sozialen Netzwerk Facebook auf die Frage einer Eppelheimerin, ob man wisse, wer das Grundstück erworben hat.

Gegenüber der RNZ ergänzte die Rathauschefin, dass es "aus Datenschutzgründen von der Stadt Eppelheim keine Aussagen über den oder die Eigentümer geben wird". Sie teile allerdings die Meinung, dass sich der neue Bahndamm-Besitzer "verzockt" haben könnte. Rebmann betont: "Es gibt gar keine Grundlage, null Planungsrecht, es ist ausgewiesene Grünfläche. Ohne Stadt geht also nichts." Begründete Sorgen machen müsse man sich allerdings um die Straße, die am Betonwerk über den Bahndamm führt. Diese sei früher einmal als Baustellenstraße eingerichtet worden. "Eine Sicherung als Gemeindestraße wurde damals aber nicht veranlasst", bedauert Rebmann aus heutiger Sicht.

Ebenfalls keine Handhabe gebe es für die Stadt Eppelheim, was ein mögliches Vorkaufsrecht angeht. Dieses würde es der Gemeinde laut Paragraf 24 und 25 des Baugesetzbuches unter bestimmten Voraussetzungen erlauben, einen eigenen Anspruch an einem Grundstück im Gemarkungsbereich zu begründen. Rebmann erstickt etwaige Hoffnungen aber im Keim: "Es besteht kein Vorkaufsrecht."

Auch in der Sitzung des Gemeinderates am Montagabend kam der Bahndamm zur Sprache. Ein Bürger fragte, warum die Stadt den Bahndamm überhaupt erwerben wollte? Rebmanns Antwort: "Weil wir die Grünfläche für die Stadt Eppelheim dauerhaft sichern wollten." Der Bahndamm sei in großen Teilen eine wichtige Grünfläche. Wenn das Patrick Henry Village (PHV) wie angekündigt ausgebaut wird, gebe es keine durchlässigen Flächen mehr von Heidelberger Seite, was den Bahndamm als Grünfläche umso wichtiger mache.

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Ähnlich sehen das die Eppelheimer Fraktionen. So verweisen etwa die Grünen darauf, dass die Haltung des Gemeinderats gegen eine Bebauung stets mehrheitlich ablehnend gewesen sei. Fraktionssprecherin Isabel Moreira da Silva macht deutlich: "Der Bahndamm bleibt grün." Das knapp vier Hektar große Areal spiele eine zentrale Rolle für Mensch, Natur und den Lärmschutz. Bernhard Binsch (Eppelheimer Liste) glaubt indes, "dass niemand so viel Geld ausgibt, um der Natur etwas Gutes zu tun". Er sei überzeugt, dass der neue Besitzer eine wirtschaftliche Nutzung anstrebe, wobei die Stadt aber wegen des nicht vorhandenen Planungsrechts gute Karten habe. Renate Schmidt (SPD) plädiert dafür, den grünen Bahndamm als "Trennung zwischen Wohn- und Gewerbegebiet" zu erhalten. Interessant sei dies auch für den geplanten Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen, der entlang des Bahndamms verlaufen soll.

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