Das Sorgenkind heißt Wohnungseinbrüche
Zahl der Straftaten stieg 2017 an - Weniger Gewalt, mehr Einbrüche

Die Quote der Einbruchsdelikte stieg in Edingen-Neckarhausen im vergangenen Jahr von 24 auf 34 Fälle an. Keiner davon konnte aufgeklärt werden. Auch Rauschgiftdelikte und Ladendiebstähle verzeichneten einen starken Zuwachs. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Erst am vergangenen Wochenende war in Edingen eine 25-jährige Frau Opfer von Raub und Bedrohung geworden: Drei junge Männer hielten ihr ein Messer an den Hals und stahlen Handtasche und Handy.
Für die Opfer von Gewalttaten ist ein solches Ereignis ein Schock. Und wer erleben musste, dass Einbrecher in Haus oder Wohnung eingedrungen sind, leidet danach nicht selten unter Angstzuständen.
Die jüngste Kriminalitätsstatistik, die Peter Oechsler, seit einem knappen Jahr Leiter des Polizeireviers Ladenburg und somit für Edingen-Neckarhausen zuständig, nun erstmals im Gemeinderat präsentierte, weist für das Jahr 2017 in mehreren Bereichen höhere Fallzahlen auf.
Oechsler warnte zugleich vor falschen Schlüssen: "Auf kleine Fallzahlen wirken sich Änderungen oft dramatisch aus." Dennoch konnte er nicht verhehlen, dass die Zahl der Delikte in der Doppelgemeinde im Vergleich zu 2016 mit 486 Straftaten im letzten Jahr um 30,5 Prozent gestiegen ist, während sie im Landesdurchschnitt im selben Zeitraum um 4,8 Prozent gesunken ist.
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"150 Fälle mehr sind eine ordentliche Hausnummer", sagte Oechsler. Die Aufklärungsquote lag insgesamt bei 42,5 Prozent; das sei ein gängiger Wert für Landreviere.
Auffällig dabei: Die Gewaltkriminalität sank von 15 auf zehn Fälle, bei schweren Körperverletzungen von 14 auf sechs Fälle. Zugleich stieg hier die Aufklärungsquote auf 80 Prozent.
Oechslers "Sorgenkind" sind Wohnungseinbrüche. Ihre Zahl stieg von 24 auf 34 Fälle, ein Plus von 41,7 Prozent. Die Aufklärungsquote lag hier bei null. Alarmanlagen an Häusern könnten helfen, gab Oechsler auf Nachfrage von Angela Stelling (Offene Grüne Liste/OGL) zurück.
Das Polizeipräsidium Mannheim biete einen kostenlosen Beratungsservice, der Hausbesitzern Verbesserungsmöglichkeiten aufzeige. Unbezahlbar sei die Aufmerksamkeit von Nachbarn. Die wenigsten Einbrüche geschähen nachts, antwortete Oechsler auf die Bedenken von Michael Bangert (SPD), Edingen-Neckarhausen liege an der Peripherie und man müsse darauf achten, diese auch zu bedienen.
Ein Plus von 70 Prozent verzeichnen Ladendiebstähle mit 51 Fällen. "Sie konzentrieren sich auf Supermärkte wie Real, Rossmann, Aldi und Lidl", erklärte Peter Henes, der Leiter des Polizeipostens in Edingen, der tagsüber mit fünf Beamten, nachts aber nicht besetzt ist.
"Wir können uns aber glücklich schätzen, dass wir den Posten haben", meinte Dietrich Herold (UBL-FDP/FWV), der Oechsler als Sprecher des Bündnisses für Flüchtlingshilfe zu einem Vor-Ort-Gespräch in der "Wohnanlage am Nussbaum" einlud. Ziel dabei: Den Anwohnern ein Gefühl von Sicherheit zu geben und den Bewohnern ihre herkunftsbedingt oft vorhandene Furcht vor der Staatsmacht zu nehmen.
"Da sage ich gerne zu", meinte Oechsler. Von den 252 Tatverdächtigen, die im vergangenen Jahr gefasst wurden, waren 196 männlich, die Mehrzahl (206) erwachsen. 101 "Nichtdeutsche" waren darunter, davon 24 Asylbewerber.
Florian König präsentierte eine Zahl des Innenministeriums Baden-Württemberg, demzufolge der Landesdurchschnitt von straffälligen Flüchtlingen bei zehn Prozent liege. Die Diskrepanz zu Edingen-Neckarhausen vermochte Oechsler nicht auf die Schnelle zu klären, er sagte aber auch, dass keinesfalls alle vom Ort, sondern oft von außerhalb kämen.
"Man muss keine Angst vor Flüchtlingen haben", betonte er. Um 129 Prozent und somit von 17 auf 39 Fälle angestiegen sind leichte Körperverletzungen sowie um 288,9 Prozent (von neun auf 35 Fälle) Rauschgiftdelikte. Die Polizei hatte hier Kontrollen verstärkt.
Die Zahlen erschreckten insgesamt ein wenig, merkte Bernd Grabinger (CDU) an. Er fühle sich zwar am Ort "noch wohl und sicher", unterstütze aber auf alle Fälle Präventivmaßnahmen der Polizei. Das "Wie" blieb dabei offen.
Oechsler hatte zuvor Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung oder -verdrängung vorgestellt. Eine stärkere persönliche Präsenz am Ort zähle dazu. Die Fußstreifen seien für Bürger jederzeit ansprechbar, meinte Oechsler weiter. Eine "Herzenssache" sei ihm die Überwachung von Schul- und Kindergartenwegen. Die Mehrzahl der Autofahrer, meistens Eltern, reagiere auf Sanktionen, vor allem über den Geldbeutel.



