"Existenziell wichtig für den Verein"

SVS-Präsident verteidigt umstrittenes "Sportzentrum Süd"

Verweis auf "Mehrwert" für die Gemeinde - Mangel an alternativen Flächen?

11.07.2019 UPDATE: 12.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Jürgen Machmeier sieht zur Rodung des geschützten Waldes keine Alternative. Foto: Gerold

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Beim Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) gelten öffentliche Stellungnahmen zur geplanten Erweiterung des Vereinsgeländes seit Kurzem als "Chefsache". Hintergrund sind die immer lauter werdenden Proteste gegen das Projekt "Sportzentrum Süd". Dabei sollen bekanntlich zwei Hektar des Waldschutzgebietes Schwetzinger Hardt gerodet werden, um zwei Sportplätze und rund 140 Parkplätze zu errichten.

Nach seinem Urlaub hat sich nun SVS-Präsident Jürgen Machmeier zu der Angelegenheit geäußert. Er erklärt, warum der Verein weitere Fußball- und Parkplätze benötige, weshalb es sich bei der ausgewählten Fläche um die beste Alternative handele und wie er die Bürgerinitiative (BI) "Pro Waldschutz" sieht.

Hintergrund

SVS-Präsident über den Bedarf an weiteren Fußballfeldern

Häufig wird im Zusammenhang mit dem Projekt "Sportzentrum Süd" über die Frage der Notwendigkeit von zwei weiteren Sportplätzen für den Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) gestritten. In

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SVS-Präsident über den Bedarf an weiteren Fußballfeldern

Häufig wird im Zusammenhang mit dem Projekt "Sportzentrum Süd" über die Frage der Notwendigkeit von zwei weiteren Sportplätzen für den Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) gestritten. In seiner Stellungnahme geht SVS-Präsident Jürgen Machmeier ausführlich darauf ein.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL), die für Spielbetrieb, Lizenzierung und Vermarktung der Bundesliga verantwortlich ist, fordert insgesamt fünf Trainingsplätze für einen Zweitligisten. Derzeit habe der SVS aber nur drei Plätze zur Verfügung, sagt Machmeier. Daher brauche man zwei weitere Rasenplätze. Weil der Trainingsplatz hinter dem BWT-Stadion am Hardtwald zum Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) gehöre, stehe den Profis derzeit nur das Walter-Reinhard-Stadion als Trainingsplatz zur Verfügung.

"Ein wichtiger Aspekt" sei hierbei die Frage nach der benötigten Zahl an Sportplätzen in der dritten Liga: "Natürlich benötigt man in der dritten Liga kein NLZ", sagt Machmeier, "aber wir könnten im Falle eines Abstiegs nicht 40 bis 50 Mitarbeiter aus dem NLZ entlassen und ein Jahr später bei einem möglichen Aufstieg wieder einstellen". Das NLZ müsse auch erhalten bleiben, "um in den Genuss des Rettungsschirms von 500.000 Euro zu kommen, den der DFB für jeden Absteiger aus der zweiten Liga bereitstellt, jedoch nur wenn er das NLZ aufrechterhält". Mit diesem Geld würden Arbeitsplätze sichergestellt, die bei einem Abstieg gefährdet wären. Daher gelte sein "Ja" zur Frage aus der Gemeinderatssitzung, ob ein NLZ zwingend notwendig sei, "nach wie vor". (luw)

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"Als eingetragener Verein haben wir auch einen sozialen Auftrag, zahlreiche Jugendliche Woche für Woche in einen Mannschaftssport zu integrieren", sagt Machmeier mit Blick auf die 350 Kinder und Jugendlichen, die beim SVS Fußball spielen. Für den Bereich des Nachwuchsleistungszentrums stehe am Hardtwald ein Kunstrasen "mit Minimalmaßen" zur Verfügung.

Weil hier im Winter "bis zu 80 Jugendliche in vier Mannschaften gleichzeitig trainieren", bestehe eine "Unfallgefahr", die "dauerhaft nicht zu verantworten" sei. Die jüngsten Mannschaften weichen laut Machmeier bereits auf das Schulgelände des Friedrich-Ebert-Gymnasiums aus, das "eigentlich nur für den Schulsport vorgesehen" sei.

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Über mögliche Alternativen zur nun anvisierten Waldfläche erklärt Machmeier, dass erste Überlegungen dem Standort der Fußballplätze in Leimen-St. Ilgen bei der Hopfendemonstrationsanlage gegolten hätten. Wegen der Nähe zur Landstraße sieht er aber auch hier eine "Unfallgefahr". "Auch gibt es dort Unklarheiten, da eine Kooperation mit St. Ilgen nicht zustande kam und St. Ilgen, nicht wie damals vorgesehen, keinen weiteren Platz erhielt", sagt der SVS-Präsident.

"Unglaublich viele negative Aspekte mit sich" bringe der Bereich hinter dem Tennisclub TC 70. Man könne keine Stellplätze bauen und man schränke den "gesamten Tennisclub" ein, worüber sich der Club beschwert habe. Ein Problem wäre laut Machmeier zudem die "Lärmbelastung zum Altenpflegeheim und zur Wohnbebauung".

Auf die Kritik seitens der Projektgegner an den geplanten rund 140 Parkplätzen antwortet Machmeier, dass der SVS derzeit "im laufenden Spielbetrieb Engpässe" habe. Man wolle die Jahnstraße und den Parkplatz am Walter-Reinhard-Stadion entlasten. Zudem würden Bereiche benötigt, in denen Eltern ihre Autos abstellen könnten, die ihre Kinder ins Training fahren. Und der Verein müsse gewährleisten, dass "die Kinder unfallfrei wieder ins Auto einsteigen können und dies nicht auf dem Grünstreifen auf der Kreisstraße in Richtung Walldorf geschehen muss".

Dies gelte auch für die Jugendspiele, wenn Gastmannschaften anreisen. Zudem sieht Machmeier eine "Waldbrandgefahr, die beim Parken auf dem Seitenstreifen latent gegeben ist".

Zur von Naturschutzverbänden und BI befürchteten Grundwassergefährdung durch das Bauvorhaben erklärt der SVS-Präsident, dass die Entwässerung am Parkplatz des Vereins, "wie übrigens bei jeder Land- und Kreisstraße auch, in Versickerungsmulden läuft, wo das Wasser zunächst gefiltert wird und dann erst ins Grundwasser versickert". Außerdem würden die Trainingsplätze nicht versiegelt und blieben so wasserdurchlässig, erläutert Machmeier.

Ort des Geschehens

Mit Blick auf die BI nennt er die freie Meinungsäußerung "völlig legitim". Allerdings sollte man "dabei stets sachlich bleiben", fügt er an. Machmeier erinnert daran, dass der SVS nach der Gemeinde größter Arbeitgeber im Ort sei. Er nennt die Entscheidung zum Bau der beiden Sportplätze "existenziell wichtig für den Verein". Zudem verweist er auf eine "Mehrwertanalyse", die neben der wirtschaftlichen "Wertschöpfung" auch den "Werbewert" des SVS für die Gemeinde und die Region hervorhebt.

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