Die Zaun-Umgehung führt an der Straße entlang
Stadt legte Pläne für eine neue Wegführung vor - Diese erntete zwar Zustimmung, aber auch Kritik

Eppelheim. (aham) Die Stadt baut einen Weg um den Edeka-Zaun herum. Das ist seit der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses beschlossene Sache. Was sich zunächst nach einer guten Nachricht anhört, ist allerdings umstritten. An der geplanten Wegführung gibt es Kritik (siehe Hintergrund).
Jahrelang führte ein Trampelpfad, der sogenannte "Ho-Chi-Minh-Pfad", von der Rathenaustraße quer über den Bahndamm zum Edeka-Parkplatz. Für die Bewohner des Eppelheimer Südens eine beliebte Abkürzung zum Einkaufsmarkt. Im Jahr 2013 war Schluss damit. Da versperrte ein Zaun am Rand des Parkplatzes den Weg. Errichtet hatte ihn die Eigentümergemeinschaft der Wohnungen über dem Einkaufsmarkt. Seitens der Eppelheimer gründete sich eine Protestinitiative, die mehrfach demonstrierte; es gab sogar Gerichtsverfahren gegen den Zaun. Doch die Metallkonstruktion blieb.
Schließlich schaltete sich die Stadt ein. Sie will nun einen rechtmäßigen Weg anlegen, der um den Zaun herumführt. "Wir haben die Machbarkeit verschiedener Wege geprüft", berichtete nun Kirsten Hübner-Andelfinger dem Technischen Ausschuss. Dabei stellte sich heraus: Das Gefälle des Bahndamms macht die Sache schwieriger als gedacht. Ein Weg oben, direkt am Parkplatz entlang, sei zwar möglich. "Aber der wäre unserer Meinung nach völlig unwirtschaftlich und unverhältnismäßig." Es bräuchte eine Stützmauer, eine Schotter-Auffüllung und ein Geländer. Zudem müssten "hochwertige Bäume und Büsche" gerodet werden.
Daher hatte die stellvertretende Leiterin des städtischen Bauamts einen anderen "leicht umsetzbaren" Vorschlag mitgebracht: Dieser sieht vor, dass das letzte Stück des Wegs an der Hermann-Wittmann-Straße entlangführt. Dazu muss der bisherige Trampelpfad ab etwa der Hälfte umgelegt werden. Die zweite, dann ungenutzte Hälfte solle zurückgebaut werden und mit Ersatzpflanzungen versehen werden. Was die drei Meter Höhenunterschied angehe, so zeigte sich Hübner-Andelfinger zuversichtlich, dass man eine Sechs-Prozent-Steigung erreiche.
Hintergrund
Weg entspricht nicht Wünschen
"Wir sind enttäuscht." Das ist Martin Hornungs klare Aussage zur beschlossenen Zaun-Umgehung. Hornung ist Sprecher der Protestinitiative gegen den Edeka-Zaun, die sich vor rund fünfeinhalb Jahren gegründet hat. Die neue
Weg entspricht nicht Wünschen
"Wir sind enttäuscht." Das ist Martin Hornungs klare Aussage zur beschlossenen Zaun-Umgehung. Hornung ist Sprecher der Protestinitiative gegen den Edeka-Zaun, die sich vor rund fünfeinhalb Jahren gegründet hat. Die neue Wegführung würde nicht dem entsprechen, wofür er und seine Mitstreiter all die Jahre gekämpft hätten, so Hornung.
Die Anwohner, die sich in der Initiative zusammengeschlossen haben, hätten am liebsten einen Weg oben auf dem Bahndamm gesehen. Um diesen zu ermöglichen, haben sie sogar Geräte und Material von ortsansässigen Firmen eingeworben, dazu noch eine Spende von 20.000 Euro von Edeka-Südwest. "Wir haben einen Fachmann gefragt", berichtet Hornung. Nach dessen Einschätzung könnte man mit diesem Betrag auch einen Weg samt Einfassung und Holzgeländer oben anlegen.
Den Weg unten an der Straße, den wolle keiner, meint Hornung. Bei einem Vor-Ort-Termin mit Verwaltung und Wohnungseigentümern seien auch Ältere mit Rollator gekommen und hätten dies klar zum Ausdruck gebracht. Doch das werde nun ignoriert. Ebenso ein Kompromiss der Initiative: Wenn schon nicht oben auf dem Bahndamm, dann wenigstens unten mit einem Grünpuffer zur Straße. Hornung prophezeit: "Die meisten werden auch weiterhin den Trampelpfad oben benutzen und sich links am Zaun vorbeidrücken." Und die Älteren mit Rollator würden den Bus nehmen. (aham)
Und genau das war ein Casus Knacksus im Ausschuss. Martin Gramm (Grüne) erinnerte daran, dass dieser Steigungsgrad bei öffentlichen Bauten das absolute erlaubte Maximum sei. Zudem bräuchte es Ausweichplätze für Rollstuhlfahrer. Sein Fraktionskollege Sebastian Unglaube ergänzte: "Fahren Sie mal sechs Prozent mit einem Rollstuhl oder Rollator - das ist heftig."
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Ein weiterer Knackpunkt war der Abschnitt direkt an der Hermann-Wittmann-Straße. Diese wird nämlich vor allen Dingen von den Lastwagen des nahen Zementwerks benutzt. Horst Fieser (CDU) wusste zu berichten, dass die Laster bei Begegnungsverkehr immer wieder von der Straße abkommen müssten. Daher sprach er sich wie Hans-Günther Büssecker (SPD) für einen Grünpuffer zwischen Fußweg und Straße aus. Dem erteilte Hübner-Andelfinger allerdings eine Absage: "Das ist nicht möglich, weil dort Leitungen liegen."
Und dann war da noch die generelle Kritik: "Was wir machen, ist nicht pragmatisch", meinte Alexander Pfisterer. Er ärgerte sich darüber, dass die Stadt einen neuen Weg anlegt, nur weil einige wenige Wohnungseigentümer eine Grenze errichtet hätten. Da sollte man noch eher eine Bank am Zaun aufstellen. Deshalb stimmten er und Martin Gramm am Ende auch gegen das Vorhaben. Gramm ärgerte sich über eine "beratungsresistente Minderheit" der Wohnungseigentümer und meinte: "Die Gelder, die jetzt in den Bau eines Umweges um den Zaun investiert werden müssen, könnten an anderer Stelle sinnvoller ausgegeben werden."
Auffällig: Bürgermeisterin Patricia Rebmann enthielt sich bei der Abstimmung. Zuvor hatte sie den Ausschussmitgliedern mit auf den Weg gegeben: "Ich kann Ihnen versichern: Egal, wie sie sich entscheiden - jemandem machen Sie es nicht recht." Sie selbst habe lange versucht, ein Tor in den Zaun zu kriegen, den Wohnungseigentümern sogar einen Schließdienst durch Edeka oder die Stadt selbst angeboten. Beides sei abgelehnt worden. Das war aber nicht der Grund für ihre Enthaltung: "Ich habe schon zu viel Herzblut in die Sache gesteckt", verriet sie.