Am Edeka-Zaun wird wieder protestiert
Gegner fordern nun einen Weg um den Zaun herum – Die Stadt soll sich hierfür mit der Bahn einigen

Martin Hornung berichtete den Teilnehmern direkt am Edeka-Zaun, was seit dem letzten Protest geschehen ist. Foto: Geschwill
Eppelheim. (sg) Ein Jahr lang war Ruhe, doch am Samstag ist der Protest gegen den Edeka-Zaun wieder aufgeflammt. Die Protestinitiative hatte zum achten Mal direkt an das Streitobjekt geladen. Das Landratsamt hatte dies genehmigt. Rund 40 Unterstützer waren gekommen, dazu ein Fernsehteam und die Polizei, die aber nicht einschreiten musste. Bis auf die lautstarke Nutzung von Trillerpfeifen verlief die Versammlung friedlich. Protest-Sprecher Martin Hornung berichtete, was seit der letzten Protestversammlung vor einem Jahr unternommen wurde, damit Anwohner bald wieder gefahrlos über den Bahndamm zum Edeka-Markt einkaufen gehen können.
Sein Dank galt vor allem Bürgermeisterin Patricia Rebmann für ihren bisherigen Einsatz. Sie blieb der Veranstaltung fern. Das hatte auch seinen Grund: "Sie sah aufgrund der laufenden Verhandlungen und dem in den nächsten Tagen anstehenden Gespräch mit der Deutschen Bahn eine Teilnahme an der Versammlung nicht als förderlich", berichtete Martin Hornung. "Wir bedauern dies, müssen es aber akzeptieren." Bei der letzten Protestversammlung vor einem Jahr wurden Stadtverwaltung und Gemeinderat aufgefordert, in Gesprächen mit der Bahn dafür zu sorgen, dass der Weg auf dem Bahndamm um den Zaun herum verlegt werden könne. Die Bürgermeisterin habe mit der Bahn, der Eigentümergemeinschaft und dem Edeka-Pächter Gespräche geführt.
"Wir haben unser Ziel, einen freien Fußweg über den Bahndamm zu bekommen, noch nicht erreicht", sagte Hornung. "Weiter auf Einsicht bei den Wohneigentümern zu hoffen, macht überhaupt keinen Sinn mehr." Da es - auch wegen der Gerichtsurteile - nicht zu erwarten sei, dass die Eigentümergemeinschaft den Zaun in naher Zukunft entferne, forciere man nun eine Verlegung des Fußwegs zum Edeka-Markt "um den Zaun herum". "Wir müssen also auf die Gespräche und Verhandlungen über die Zukunft des Bahndamms der Stadt mit der Bahn setzen", machte Hornung deutlich.
Hintergrund
Der Streit um den Edeka-Zaun in Eppelheim dauert seit fast fünf Jahren an. Errichtet wurde der Zaun am Edeka-Markt in der Rudolf-Wild-Straße von der Eigentümergemeinschaft der dortigen Wohnanlage über dem Markt, die sich durch die vielen Nutzer des Weges gestört fühlte. Wie
Der Streit um den Edeka-Zaun in Eppelheim dauert seit fast fünf Jahren an. Errichtet wurde der Zaun am Edeka-Markt in der Rudolf-Wild-Straße von der Eigentümergemeinschaft der dortigen Wohnanlage über dem Markt, die sich durch die vielen Nutzer des Weges gestört fühlte. Wie aber Martin Hornung von der Protestinitiative durch Aussagen der Wohnungseigentümer wusste, sei vor allem das Verhalten des früheren Bürgermeisters Hauptgrund für den Zaunbau gewesen. Der Zaun wurde auf der Grundstücksgrenze gebaut und durchtrennt seither auf westlicher Seite entlang des Edeka-Parkplatzes einen im Jahr 1998 von der Stadt ohne Genehmigung angelegten und von der Bahn geduldeten Fußweg über den Bahndamm zu dem Einkaufsmarkt. Seitdem können die Anwohner nicht mehr über die verkehrssichere Abkürzung "mal schnell einkaufen gehen". Sie müssen seither, um zum Einkaufsmarkt zu gelangen, entweder einen unerlaubten Schleichpfad am Zaun nutzen, oder einen weiten und dazu noch gefährlichen Umweg über die vielbefahrene Hermann-Wittmann-Straße oder die Rudolf-Wild-Straße in Kauf nehmen. 2013 gründete sich eine Protestinitiative, um der Forderung nach Entfernung des Zaunes Nachdruck zu verleihen und Edeka-Pächter Christian Bauer bei seiner Klage den Rücken zu stärken. Doch dieser scheiterte zwei Mal vor Gericht. Der Zaun ist rechtens. sg
Mittlerweile sei bekannt, dass der Bahndamm seit dem Jahr 1996 entwidmet sei, er also nach Rechtslage gar nicht bebaut werden dürfe. Man hoffe bei den Verhandlungen jetzt auf ein Kaufpreisangebot seitens der Bahn, das die Stadt auch bezahlen könne, so Hornung. Da es sicher noch einige Zeit dauern werde, bis alles unter "Dach und Fach" sei, verabschiedeten Anwohner, Kunden und die Mitglieder der Initiative nun einstimmig einen Appell.
Darin bitten sie um eine "Vorab-Einigung" zwischen Bahn und Stadt und um die Zusage, dass auf dem Bahndamm so schnell wie möglich ein Alternativweg zum Edeka-Markt angelegt werden kann - unabhängig davon, wie lange die Kaufverhandlungen zwischen Stadt und Bahn andauern. "Wir hoffen, dass es in dieser Sache in den kommenden Monaten wirklich vorwärtsgeht und der Weg nach der Baumschnittsperre im Herbst 2018 angelegt werden kann", so Hornung. Wenn dies nicht gelinge, dann würde der Initiative nichts anderes übrig bleiben als ihren Protest fortzusetzen.
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Die Protestteilnehmer haben derweil noch andere Ideen, wie man den Zaunstreit beilegen könnte. "Wir holen Mario Barth!", schlägt Dieter Hutzelmann vor. Der Comedian wird in seiner neuen Sendung "Mario Barth räumt auf!" zum Anwalt des kleinen Mannes, nimmt sich Problemen an, knöpft sich Betrüger und Gauner vor, schlüpft in die Rolle eines Ermittlers und geht verbrauchernahen Themen auf den Grund. Wenn es nach Hutzelmann geht, sollte Barth im Zaunstreit für eine für alle annehmbare Lösung sorgen.
Ganz anders lautet die Idee von Anneliese Bittler: Sie würde am liebsten den bestehenden Fußweg wieder öffnen und dafür ganz einfach das entsprechende Zaunelement entfernen lassen. "Im Gegenzug würde ich den Wohnungseigentümern ein Nutzungsgeld für die paar Zentimeter über ihr Grundstück anbieten", meinte sie. "Wenn der Zaun zum Schutz eines Gartens von den Eigentümern angelegt worden wäre, dann hätte ich dafür vollstes Verständnis." Aber schließlich trenne der Zaun den Fußweg zum Edeka-Parkplatz.
Auch Albert Stephan würde noch einmal den Versuch unternehmen, auf die Wohneigentümer zuzugehen, um eine für alle akzeptable Lösung zu suchen, wie beispielsweise den Einbau einer Tür, die morgens aufgeschlossen und nach Geschäftsschluss des Marktes zugeschlossen wird. Ein anderer Bürger brachte die Idee ins Spiel, dass der Edeka-Pächter einen Bauantrag auf fußläufige Erreichbarkeit seines Marktes von westlicher Seite stellen sollte. Er meinte: "Einen Versuch ist es wert."