Dossenheim

Ist der Weiße Stein bald kahl?

Förster zeichnet für den Wald nach Dürresommer trübes Bild

04.11.2018 UPDATE: 05.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden
Waldgebiet am "Weißen Stein" in Dossenheim. Die Idylle trügt: Dem Wald geht’s gar nicht gut. Foto: Alex

Dossenheim. (dw) Dem örtlichen Wald geht’s gar nicht gut. Trockenheit und Hitze machten das Jahr 2018 zu einem dramatischen, wie Sebastian Eick, Leiter des Forstbezirks Rheintal-Bergstraße, in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats sagte. "Sie sind heute vielleicht nicht ganz so begeistert", waren die Gemeinderäte in das Thema Forstbetriebsplan 2019 eingeführt worden. Im Forstbetrieb wird mit einem Minus von knapp 100.000 Euro gerechnet. Der Gemeinderat stimmte dem Plan gleichwohl geschlossen zu.

Witterung und Ergebnis des Betriebsplans hängen eng zusammen. Die Ausgaben der Forstwirtschaft werden großteils durch die Einnahmen aus dem Holzverkauf finanziert. Ein Preisverfall beim Fichtenholz - die laut Eick hier wirtschaftlich wichtigste Baumart - führt zu Einnahmeverlusten. Der sinkende Preis ist Ergebnis des langen, trockenen Sommers. Buchdrucker und Kupferstecher sind Borkenkäferarten, die Fichten als ihre Brutstätten auserkoren haben, und fanden 2018 ideale Bedingungen vor. Warum, erklärte Förster Michael Jakob. Bei üblicher Feuchtigkeit reagiere der Baum mit dem Absondern von Harz, sobald Borkenkäfer ihn für eine Eiablage anbohrten. Fehlendes Wasser habe diesem natürlichen Schutzmechanismus nun verhindert.

Der Wald leidet sichtbar. Der Boden ist trocken, die Fichtenbestände weisen "Löcher" auf. Die Käfer hätten sich im Juli explosionsartig vermehrt. Auf einen Schlag seien 500 bis 600 Bäume befallen gewesen und gefällt worden. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagte der erfahrene Förster.

Großes Lob zollte er Wolfgang Gutfleisch. Der Gemeindemitarbeiter habe durch zeitaufwendige Beobachtung des Waldes Schlimmeres verhindert. Befallene Bäume wurden markiert und zügig gefällt. Elisabeth Schröder (FW) erkundigte sich, wie die Käferzahl dadurch reduziert würde. Wichtig seien das Abschälen der Rinde und ein schneller Abtransport der Bäume aus dem Wald, so Jakob. Am gefällten Baum kämen auch Insektizide zum Einsatz, um einen Wechsel des "Brotbaums" zu verhindern. Insgesamt befürchte man eine Fortsetzung in 2019. Jakob zeichnete das Bild vom baumarmen Weißen Stein. Dort seien anders als im Kreuzgrund große Schäden aufgetreten.

Wie mit den Baumlücken umgegangen wird, erklärte Jakob auch. Die Trockenheit besser vertragende Laubbäume werden weiter verstärkt angepflanzt. Wildkirsche und Kastanien seien Alternativen, die nicht heimische Arten verdrängen. Das werde man zügig angehen, "damit da keine Fichte reinfliegt", wirke man so durch gezielte Aufforstung anfälliger Monokultur entgegen. Eick sprach von einer "stabilen Baumartenpalette durch Biodiversität". Wie’s generell weitergeht, gibt der Zehn-Jahres-Plan "Forsteinrichtungswerk" vor. Er ist 2019 fortzuschreiben.

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