Der Forst hat Durst
Sommer 2018 war für die Bäume im Wald viel zu trocken - Borkenkäfer profitierte dagegen von Hitze - Langfristige Schäden

Symbolfoto: dpa
Von Nicolas Lewe
Meckesheim. "Dass es nach dem schneereichen Winter so schnell wieder so trocken war, das war nicht zu erwarten", meint Thomas Glasbrenner. Der langjährige Meckesheimer Forstrevierleiter macht keinen Hehl daraus, dass es speziell für den Wald ein harter Sommer war. "Seit Ende Juli hat es nur noch einmal so viel Regen gegeben, dass die Bäume etwas davon hatten", betont Glasbrenner.
Gut zu erkennen seien die Folgen der langen Trockenphase bei einem Herzensprojekt der Gemeinde: dem sogenannten Himmelsteich. Dieser auf dem tonhaltigen Untergrund der Hochebene angelegte Tümpel hat seinen Namen daher, dass er sich ausschließlich aus Niederschlagswasser speist. Erst im Spätjahr 2017 war der Himmelsteich auf Betreiben des Försters und der Gemeinde Meckesheim wiederbelebt worden. Glasbrenner zeigte sich damals zuversichtlich, dass sich bald Amphibien wie Erdkröten oder Gelbbauchunken dort ansiedeln werden. Der Revierleiter bewertete den Aufwand für den Forst als gering, die Natur werde ihr Übriges tun.
Ein Jahr später ist jedoch klar: Mutter Natur war 2018 unberechenbar wie selten zuvor. Glasbrenner erinnert sich zurück an einen Winter, in dem es viel Niederschlag gab: "Die Himmelsteiche waren gut gefüllt." Doch dieser Zustand habe eben nicht lange angehalten. Und das obwohl es, so Glasbrenner, "2018 Wetterkapriolen noch und nöcher gab". Im Mai und Juni habe es etwa so starke Niederschläge gegeben, dass es die Zuckerrüben von den Äckern spülte. Danach allerdings sei die Niederschlagsmenge derart gering gewesen, dass er mit Blick in den Wald habe feststellen müssen: "Die Trockenheit hat sich zur Dürre ausgeweitet."
Was das für den Wald bedeutet? "Die Dürre führt dazu, dass die Bäume schon früh ihr Laub verloren haben", erklärt Philipp Schweigler auf RNZ-Nachfrage. Der Forstbezirksleiter für den Bezirk Kraichgau beim Kreisforstamt mit Sitz in Neckargemünd, dem die Gemeinde Meckesheim zugeordnet ist, fasst die Situation so zusammen: "Einige Bäume sind schon gestorben, andere haben einen Knacks und gehen mit einem Minus in die neue Saison." Besonders schlimm betroffen sei die Fichte, denn hier habe die anhaltende Hitze den Borkenkäfer-Befall extrem begünstigt. Das Problem bestehe darin, so Schweigler, dass Fichten sich normalerweise durch die Bildung von Harz gegen Borkenkäfer wehren. Nur benötige es dafür Wasser. Zudem hätten die hohen Temperaturen dem Forstbezirksleiter zufolge gute Bedingungen für die Vermehrung der Insekten geboten. "Die Käfer haben den Kampf gewonnen", meint Schweigler. Die Folge: Fichten müssen zwangsgefällt werden; alleine auf Meckesheimer Gemarkung rund 70 Festmeter.
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Andererseits sei auch zu bemerken, dass es ausgerechnet in diesem Jahr Waldfrüchte in Hülle und Fülle gibt. Dass aktuell der ganze Waldboden mit den Früchten der Buchen, Eichen und Kastanien bedeckt sei, hänge aber eher mit den Witterungsbedingungen der Vorjahre zusammen. Forstbezirksleiter Schweigler bezeichnet 2018 als ein sogenanntes "Mastjahr", in dem außergewöhnlich viele Samen ausgebildet wurden.
Leider belaste dies die Bäume zusätzlich, da sie dafür wertvolle Energie aufwenden mussten. Festzuhalten sei daher: Die Bäume konnten 2018 kaum Energiereserven anlegen. Nur wenn es im Frühjahr und Sommer 2019 viel regne, ließen sich die Schäden noch einigermaßen abfangen. Ansonsten sei in der Folge des Rekordsommers 2018 mit weiteren absterbenden Bäumen zu rechnen.



