Sinsheims Bäume vegetieren vor sich hin
Gehölze sind von andauernder Trockenheit stark gezeichnet

Trockenheit vor der Rohrbacher Verwaltungsstelle. Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Extreme Sommertrockenheit bis in den Herbst setzt nicht nur den Kraichgauer Wäldern zu. Vor größeren Problemen stehen auch die städtischen Gärtner und Grünpfleger: "Das ganze Ausmaß sehen wir erst im kommenden Sommer", sagt Steffen Gschwind, Chef des städtischen Gärtner. Er rechnet dann, wie es in der Fachsprache heißt, "mit einem großeren Anfall von Totholz".
Quantifizieren lasse sich die zu erwartende Menge nicht; manche von der Trockenheit gezeichneten Bäume erholten sich möglicherweise, abhängig von Art und Standort, andere nicht. Und es kommt ja auch noch ein Winter. Unterm Strich sei die Lage im Stadtgebiet mit jener im Wald vergleichbar: Dort hatten Förster in der vergangenen Woche auf dramatische Schäden aufmerksam gemacht; in Höhenlagen und auf kargen Böden sind Dutzende Bäume am Absterben. Der Trockenstress bringt Insektenprobleme und eine hohe Anfälligkeit für Pilzkrankheiten mit sich. "Das ist auch bei uns so", sagt Steffen Gschwind.

In Rohrbach mussten Linden gefällt werden. Fotos: Tim Kegel
Allerdings: Die Stadtgärtner können, im Gegensatz zum Forst, gießen; etwas ganz Entscheidendes: "Das müssen wir machen. Jeden Tag." Ein Mann sei dafür zuständig, "der den ganzen Tag nichts anderes macht", sagt Gschwind. Dennoch zeige sich die Trockenheit an so gut wie allen wesentlichen städtischen Pflanzungen, sei dies an der "alla hopp"-Anlage im Postgarten, auf den Friedhöfen oder bei Zierbepflanzungen am Straßenrand. Aktuelles Beispiel ist eine Reihe von kleineren relativ alten Lindenbäumen gegenüber der Rohrbacher Verwaltungsstelle. Ihr Vertrocknen wurde von der Bevölkerung wahrgenommen, letztlich wurde ihre Fällung angeordnet, was wiederum nicht jedem gefiel: "Wir wissen das", sagt Steffen Gschwind, "aber der Standort macht keinen Sinn." Eine der direkt in der Kurve der Bundesstraße 39 in der Ortsmitte stehenden Linden sei zuvor schon bei einem Verkehrsunfall beschädigt worden. Die Wachstumsbedingungen an diesem Standort seien "extrem schlecht", die Lage direkt an der Straße, beeinträchtigt noch dazu von Bordsteinen, Gehwegen, der umliegenden Bebauung und viel Beton. "Der Wurzelraum ist einfach zu klein."
"Ein Blumentopfeffekt" sei die Folge; die Rohrbacher Linden hätten "dahinvegetiert", der trockenheiße Sommer bedeutete ihr Ende. Ähnliche Situationen gibt es im ganzen Stadtgebiet; Steffen Gschwind spricht von "einem ähnlichen Fall in Hoffenheim". In Rohrbach sei die Baumfällung in Absprache mit dem Rohrbacher Ortsvorsteher Friedhelm Zoller erfolgt; solche Fälle würden protokolliert und fotografisch dokumentiert. Die Erfahrung hat den Stadtgärtnern gelehrt, dass die Sinsheimer "mitunter energisch" sind, wenn Bäume fallen müssen. Die Erfahrung zeige auch, "dass manche Standorte von vornherein ungeeignet gewesen" seien. Nach dem Sommer 2018 fielen diese stärker auf. Fakt ist: Es werden im Stadtgebiet Baum-Lücken entstehen, die man wieder schließen werde, sagt Gschwind. Dies entweder in der Summe, indem - wie in Rohrbach - an anderer Stelle neu gepflanzt wird; oder auch an bestehenden Plätzen. "In jedem Fall wird nur ersetzt, wo’s Sinn macht."
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Rund 60 Neupflanzungen hätten die Stadtgärtner im vergangenen Frühjahr gesetzt, oft Arten, die mit trockenwarmem Klima gut zurechtkommen. An Straßenrändern gehe der Trend hin zu Büschen und Stauden, die aufgrund ihrer flacheren und filigraneren Wurzeln besser mit beengten Standorten klarkämen. Man brauche zwölf bis 16 Kubikmeter Wurzelraum, sagt Steffen Gschwind, "sonst funktioniert ein Baum nicht".



