So geht Bürgermeister Edgar Knecht mit Corona um
60 Prozent Rathaus, 40 Prozent Home-Office - "Das persönliche Gespräch lässt sich nicht ersetzen"

Lobbach. (rnz) Was bedeutet die Coronakrise für die Bürgermeister die Region? Das will die RNZ wissen. Heute geht die Serie mit Lobbachs Edgar Knecht weiter.
Wie hat Corona Ihren Alltag verändert?
Im Bürgermeisteramt haben wir früh geregelt, dass die persönlichen Vorsprachen auf absolut dringende Fälle zu reduzieren sind. Die Mitbürger haben sich hier sehr verständnisvoll gezeigt. Der Dienstbetrieb im Rathaus läuft gut – auch wegen der vorbildlichen Unterstützung durch die Bürgermeister-Stellvertreter und den Gemeinderat. Die Zusammenarbeit und Beschlussfassung im schriftlichen Verfahren funktioniert reibungslos. Mein privater Alltag ist geprägt vom Abstand. Der übliche Kontakt zur Nachbarschaft findet jetzt leider nur noch "über die Straße" statt.
Wo arbeiten Sie in diesen Tagen: im Rathaus oder im Home-Office?
Einen Großteil meiner Arbeit, etwa 60 Prozent, absolviere ich im Rathaus. Den Rest erledige ich von daheim aus.
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Können Sie ein Nicht-Corona-Thema benennen, mit dem Sie sich beschäftigen?
Zum Glück haben wir den Haushalt 2020 frühzeitig genug aufgestellt und genehmigt bekommen. Dadurch entstand für uns Handlungsspielraum. Deshalb gibt es da gleich mehrere "Nicht-Corona-Themen": Beim Neubau des Rathauses mit Dienstleistungszentrum sind wir im Großen und Ganzen im Zeitplan. Auch wird demnächst mit der Erschließung des Baugebietes "Lobenfelder Weg II" für 25 neue Bauplätze begonnen. Die Aufträge dazu konnten noch vor Beginn der Coronakrise vergeben werden. Auch der Garten der Erinnerung auf dem Lobenfelder Friedhof, der Fuß- und Radweg Lobenfeld und die Außenanlage des Waldwimmersbacher Kindergartens werden aktuell umgesetzt.
Lassen sich aus der Arbeit als "Krisenmanager" schon jetzt Lehren ziehen, die man auch in "normalen Zeiten" auf die Arbeit in der Verwaltung anwenden kann?
Ich war jahrzehntelang in Feuerwehr und Katastrophenschutz ehrenamtlich tätig. In verschiedenen Einsatzstäben und Einsatzleitungen habe ich das Arbeiten im "Krisenmodus" besonders bei kritischen Einsätzen gelernt. Diese Erfahrungen kommen mir heute zu Gute. Wir im Rathaus haben unsere Arbeitsweise sehr schnell umgestellt und Betriebsabläufe auf die aktuelle Situation ausgerichtet. Allerdings hoffen wir alle, bald wieder einen normalen Geschäftsalltag erleben dürfen.
Wie lange sind Ihre Arbeitswochen?
Ich denke, schon vor "Corona" hatte kein Bürgermeister eine 41-Stunden-Woche, wie bei Kommunalbeamten im Land üblich. Der Rahmen hat sich aber stark verändert. Es fallen Termine in Bürgermeistertagungen, Versammlungen sowie abends bei Vereinen und Gruppierungen weg. Dafür sitze ich abends und am Wochenende mehr am PC, auch um die ständig aktualisierten Verordnungen, Informationen aus Bund, Land, Gemeindetag, Rhein-Neckar-Kreis zu lesen und für die Verwaltung und Gemeinderat aufzuarbeiten.
Haben Sie derzeit überhaupt noch Freizeit? Was unternehmen Sie dann mit wem?
Gerade in diesen "stressigen Zeiten" ist ein Ausgleich zur Arbeit dringend notwendig. Aufgrund der Einschränkungen durch eine Knie-OP beschränkt sich dies allerdings auf die häusliche Umgebung. Es stehen die Reha-Übungen zu Hause im Mittelpunkt. Was mir fehlt, ist die tägliche Bewegung im Wald und Wanderungen mit Familie und Freunden. Meine Frau arbeitet verstärkt im Home-Office, auch mein jüngster Sohn hat sich einen Home-Office-Arbeitsplatz bei uns eingerichtet. Dadurch können wir das gemeinsame Mittagessen oder das abendliche Grillen auf dem Balkon genießen, was im normalen Alltag viel zu kurz kommt. Und endlich habe ich auch mal wieder Zeit, am Herd zu stehen und zu kochen.
Angesichts der vielen Regularien und Einschränkungen: Was vermissen Sie am meisten – beruflich und privat?
Mir fehlt vor allem der persönliche Kontakt, sowohl beruflich zu den Mitbürgerinnen und Mitbürgern, zum Gemeinderat als auch privat zur Familie und Freunden. Das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht lässt sich nicht durch Telefon, Mail oder Video-Chat ersetzen.



