Anwohner fürchten Kinderlärm und Autos
Bürgermeister Simon Michler warb um Verständnis für die Standortentscheidung, die nicht einfach gewesen sei - "Wir bauen nicht mit aller Gewalt"

"Der Platz ist nicht so gut gewählt, weil der Friedhof in der Nähe ist", hieß es in der Bürgerinfo zur neuen Kita "Neckarkrotten". "Absurd, so etwas neben einem Friedhof zu bauen", sagte SPD-Altgemeinderat Georg Mildenberger. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Sie fürchten hauptsächlich zunehmende Lärm- und Verkehrsbelastung, die rund 30 näheren und weiteren Anwohner der geplanten Kindertagesstätte im Edinger Gemeindepark, die zur Bürgerinformation ins Rathaus gekommen waren. Im Prinzip ist die Kita bereits existent, zurzeit untergebracht im Container-Provisorium auf dem Schulsportgelände in Edingen. Auch die Namensgebung "Neckar-Krotten" ist längst erfolgt. Nur ihr offizielles Heim steht noch nicht. Das weitere Verfahren wird sich voraussichtlich in der Oktober-Sitzung des Gemeinderats auf der Agenda finden.
Bürgermeister Simon Michler warb um Verständnis für die Standortentscheidung, die nicht einfach gewesen sei. Auf vergleichbar große Flächen, der Bedarf liegt hier bei rund 4200 Quadratmetern, habe man keinen Zugriff. Und er betonte, dass man aus verschiedenen Gründen eine Kita brauche. Der entscheidende Faktor: Die Kinder mit Platzbedarf sind bereits geboren. 545 sind es 2017/18, demgegenüber stehen 537 Plätze. 2019 sind es 560 Kinder. Und das Statistische Landesamt prognostiziere im Vergleich zu den Vorjahren ein Bevölkerungswachstum für die Metropolregion, sagte Bauamtsleiter Horst Göhrig.
Wie die neue Einrichtung für vier Kindergarten- und zwei Kleinkindgruppen überhaupt aussehen soll, erklärte Jens Kliebe vom Stuttgarter Architekturbüro MGF. Demnach entstehen eingeschossige Gebäude, die auf der ehemaligen Rollschuhbahn hinter dem Spielplatz so angeordnet werden, dass sie den vorhandenen Baumbestand weitgehend schonen. Werner Peuker warnte davor, den Boden unter den verbleibenden Bäumen durch die geplante Press-Schüttung in der alten Kiesgrube zu sehr zu verdichten. Andernfalls stürben die Bäume ab.
Ein wenig ungläubig quittierten einige Bürger die Aussage von Bauamtsmitarbeiter Raimund Hartmann das Bodengutachten betreffend. "Da wurde Militärmüll entsorgt", hieß es vonseiten der Anwohner. Hartmann erklärte, die Behörden hätten ein umfangreiches und sorgfältiges Gutachten vorgelegt und keine Bedenken gegen eine Bebauung geäußert. Dem Gemeindepark bleiben 6800 Quadratmeter sowie die meisten Wege erhalten.
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"Der Platz ist nicht so gut gewählt, weil der Friedhof in der Nähe ist", bemerkte Erika Urich. Und fand, die einzelnen, mit Gängen verbundenen Kindergartenhäuser würden "wuchtig" wirken. Sorgen macht sich ein Ehepaar, weil das Außengelände der Kita direkt an ihren Garten stößt. Das werde laut werden, fürchten sie. Gemeinderat Eberhard Wolff (SPD) beruhigte: "Ich wohne im Amselweg direkt am Kindergarten. Man kann es sehr gut aushalten. Das ist eine Tagessituation, und um 17 Uhr ist das beendet." Offenbar ist die Lage im Gemeindepark aber anders, wie ein Bürger schilderte. Denn dort wird wohl nachts gern gefeiert.
"Der Stau ist geplant", warf ein anderer Anwohner ein. Schon jetzt sei das Areal um die Goethe- und Grenzhöfer Straße zugeparkt. Eine Kita für 100 Kinder ziehe Verkehr und Bedarf an Stellplätzen für Eltern und Mitarbeiter nach sich. "Es wird Stoßzeiten geben, doch wir hoffen, dass viele zu Fuß gehen werden", entgegnete Bürgermeister Michler. "Es kommen nicht alle Kinder um sieben Uhr morgens", ergänzte Christa Lehner vom evangelischen Service- und Rechnungsamt aus Weinheim. Eine Kita könne die Ankommzeiten selbst über entsprechende Angebote steuern.
SPD-Altgemeinderat Georg Mildenberger übte energisch Kritik an der Vorgehensweise: "Warum sitzen wir hier? Warum wurden die Bürger nicht vorher gefragt?" Dass der Gemeinderat den Standort einstimmig entschieden habe, komme ihm "komisch" vor. Der Verkehr werde wieder über die Grenzhöfer Straße laufen, und bei den Bäumen werde es Probleme geben, wenn Äste runterfielen. "Absurd, so etwas neben einem Friedhof zu bauen." Es gebe in Edingen eine "Euphorie" an Kindergärten: "Ich weiß gar nicht, woher die alle kommen sollen", so Mildenberger.
Michler dazu: "Wir bauen nicht mit aller Gewalt, müssen aber unseren Rechtsanspruch erfüllen." Zudem stehe man wirtschaftlich unter Druck: Die Containeranlage auf dem Schulgelände kostet 300.000 Euro jährlich. Sie wird eventuell aber auch nach der Fertigstellung der neuen Kita stehen bleiben, weil dann die Sanierung des Schulverwaltungstrakts ansteht.



