Sankt-Andreas-Kindergarten fühlt sich außen vor
Gemeinde steigert Plätze in Kleinkinderbetreuung - Kita Martin-Luther fast fertig - Sankt-Martin-Kindergarten soll erweitert werden

Wegen des fehlenden Brandschutzes musste das Dachgeschoss des Sankt-Andreas-Kindergartens geschlossen werden. Es gibt keinen Schlafraum, obwohl er gebraucht wird. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (nip) Steigende Geburtenzahlen, Zuwanderung ins Ballungsgebiet der Metropolregion, Aufnahme von Flüchtlingen und nicht zuletzt die zunehmende Akzeptanz der Kleinkindbetreuung ließen auch Edingen-Neckarhausen reagieren: Die Kommune steigerte die Zahl ihrer Plätze in der Kleinkindbetreuung von unter Dreijährigen von 138 auf 158. Demgegenüber standen am Stichtag 1. Mai genau 433 Kinder, die aber nicht alle untergebracht werden müssen. Der Begriff "Versorgungsquote" - in der Neckargemeinde liegt er in diesem Bereich bei 36 Prozent - sei "Quatsch", meinte Hauptamtsleiterin Elke Hugo in der öffentlichen Sitzung des Kinder-, Jugend- und Schulausschusses. "Wir müssen uns nach dem tatsächlichen Bedarf richten."
Weitere Bauarbeiten, um die Zahl der Plätze auf 178 zu bringen, laufen bereits an verschiedenen Einrichtungen. Zum ersten Mal, so erklärte Hugo auf Anfrage aus dem Gremium, sei die Gemeinde in der Lage, Kindern und Erzieherinnen komfortable Bedingungen bieten zu können, weil es aktuell keine Überbelegungen, sondern einen kleinen Puffer gebe. Ihr Kollege Gerhard Fischer meinte, die Verwaltung gehe weiter von einer Nutzungsquote von 95 Prozent aus; zum Stichtag seien es hauptsächlich Flüchtlingskinder gewesen, für die noch kein Bedarf angemeldet worden sei. Herauszuhören war bei einigen Wortmeldungen, dass die Kommune keine Überkapazitäten schaffen dürfe, weil diese bei Kosten von rund 500.000 Euro pro neuer Gruppe nicht zu rechtfertigen seien. Ende 2017 wird es in der Gemeinde 537 Kindergartenplätze für 433 Kinder in der Altersgruppe Drei- bis Sechsjährige geben. Bis Oktober 2018 wird die Kommune diese auf 559 gesteigert haben. Demgegenüber stehen prognostizierte 416 Kinder.
Der Sachstandsbericht von Christa Lehner vom Evangelischen Verwaltungs- und Serviceamt als Träger der evangelischen Kindergärten, beleuchtete die bauliche Situation. So ist die Kita Martin-Luther fast fertig, der Rückzug der Kinder aus ihrem "Containerdorf" erfolgt am 3. August. Eineinhalb Jahre lang habe man vorbereitet, welche Gruppe wohin geht, denn auch der Pavillon steht auf dem Schulgelände noch zur Verfügung. Es gebe eine Informationsveranstaltung für die Eltern, sagte Lehner, wohl auch mit dem Ziel, um Verständnis zu werben: "Jeder will natürlich in den Neubau, aber auch der Pavillon hat Vorteile."
Das neue Gebäude sei eine "tolle Einrichtung" mit zeitlicher Punktlandung geworden. Ebenfalls "toll und komfortabel" sei die Einrichtung "Neckar-Krotten" geworden. Zwar ebenfalls ein Provisorium auf dem Sportgelände der Schule in Edingen, bis die neue Kita im Gemeindepark steht, dennoch kann sich die Zwischenlösung fraglos sehen lassen.
Ein "Anbau an den Anbau" läuft beim evangelischen "Wawuschel"-Kindergarten in Neckarhausen. Der zusätzliche Gruppenraum sei zwar teurer geworden, doch da man ihn dauerhaft benötige, sah Lehner die Mehrkosten als gerechtfertigt an. Auf katholischer Seite plant die Edinger Pfarrgemeinde in Absprache mit der Kommune die Erweiterung des Sankt-Martin-Kindergartens inzwischen zweigeschossig, wie Pfarrgemeinderat Wolfgang Hanisch berichtete. Angesichts des bröckelnden Dachs fürchte er, dass dieses Projekt 100.000 bis 200.000 Euro teurer werden könnte.
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Für die katholischen Einrichtungen habe die Kommune 1,6 Millionen Euro veranschlagt, davon sind 600.000 Euro für den Sankt-Andreas-Kindergarten in Neckarhausen gedacht. Ob das reichen wird, kann angesichts der dramatischen Schilderung der Einrichtungsleitung bezweifelt werden.
Wegen des fehlenden Brandschutzes musste das Dachgeschoss geschlossen werden, und es gibt keinen Schlafraum, obwohl er gebraucht wird. "Wenn man hört, dass überall gebaut wird, und wir nicht mal die einfachsten Bestimmungen erfüllen können, bin ich etwas gefrustet", sagte Michaela Hikade.
"Wir sind mit dem Architekten am Planen. Er macht uns wenig Hoffnung, dass wir im Bestand zum Ziel kommen. Das Gebäude hat Mängel, die man nicht abstellen kann", erklärte Hanisch. So bliebe wohl nur ein Neubau für die große fünfgruppige Einrichtung.



