Abiturprüfungen in Wiesloch/Walldorf starten

Aus den Tresoren wird Deutsch geholt

Schriftliches Abitur beginnt - 617 Zwölftklässlern rauchen die Köpfe

17.04.2018 UPDATE: 18.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Die Schulleiterin des Wieslocher Ottheinrich-Gymnasiums, Dr. Svenja Kuhfuß, und ihr Stellvertreter Christian Annuschat mit den vorbereiteten Prüfungsmaterialien - fürs heutige Deutsch-Abi kann der Duden hoffentlich wertvolle Hilfe leisten. Foto: Pfeifer

Region Wiesloch-Walldorf. (teu) Jetzt rauchen an den Gymnasien im Land wieder die Köpfe, auch an den sieben weiterführenden Schulen in der Region Wiesloch-Walldorf: Am Mittwoch beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen an den allgemein bildenden Gymnasien (Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch, Gymnasium Walldorf, Privatgymnasium St. Leon-Rot und Leibniz-Gymnasium Östringen), an den drei beruflichen Gymnasien in Wiesloch fiel bereits am letzten Freitag der Startschuss, und zwar mit Mathematik. Alle insgesamt 617 Zwölftklässler schwitzen von 8 bis 13.30 Uhr über den Prüfungsaufgaben im Fach Deutsch, die frühmorgens aus den Tresoren der Gymnasien geholt wurden. Schwerpunktthemen der Pflichtlektüre in der Kursstufe entsprechend: erneut die Klassiker "Homo faber" von Max Frisch und Georg Büchners Drama "Dantons Tod", der 1998 erschienene Roman "Agnes" von Peter Stamm sowie ein Lyrikthema unter dem Titel "Natur und Mensch in der deutschsprachigen Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart" - noch einmal, ab nächstem Jahr gibt es dann neue Deutschthemen.

Am Wieslocher Ottheinrich-Gymnasium zücken 130 Abiturienten und vier Schüler des VHS-Abendgymnasiums die Stifte, um sich Prosa, Lyrik, Essay und Erörterung zu widmen. Um 7.45 Uhr treffen sie sich im Foyer des A-Baus, werden nochmals mit den Regularien vertraut gemacht - dann geht’s in die sieben verschiedenen Klassenzimmer, die für die Prüfung vorgesehen sind. Pro Stunde sind 14 Raum- plus zwei Fluraufsichten im Einsatz. "Hierfür entfällt aber kein Unterricht", erklärt der stellvertretende Schulleiter des Ottheinrich-Gymnasiums, Christian Annuschat, da die Aufsicht überwiegend von Lehrern geleistet werde, die ohnehin gerade eine Freistunde hätten.

Fünfeinhalb Stunden oder 330 Minuten brüten die OHG-Abiturienten wie ihre Mitstreiter an den anderen Gymnasien auch über einem Thema, das sie aus insgesamt fünf verschiedenen Aufgabentypen auswählen können. Viele entscheiden sich für die Textstelleninterpretation aus der Pflichtlektüre oder die Interpretation eines modernen Kurzprosatextes, wie Christian Annuschat weiß. Auch das freie Schreiben in Form eines Essays werde von einigen Schülern immer wieder gerne gewählt. Die vergleichende Gedichtinterpretation und die textgebundene Erörterung fänden hingegen weniger Anklang.

Mindestens zwölf Jahre lang haben die Schüler auf den heutigen Tag hingearbeitet. "Aufregung liegt natürlich immer in der Luft, die Schüler haben den Ernst der Lage erkannt", sagt Annuschat. Der stellvertretende Schulleiter ist sich aber ebenso sicher: "Dieser Jahrgang nimmt die Abiprüfungen sehr ernst und hat sich gewissenhaft und mit hohem Einsatz vorbereitet." So sei bei den meisten Abiturienten "Zuversicht und Vorfreude auf den Abschluss und die Zeit danach" zu spüren. Lediglich vor dem Mathe-Abi hätten die meisten traditionell "etwas Bammel", schmunzelt Annuschat, der auch Deutschlehrer ist.

"Unsere Abiturienten wirken alle sehr verantwortungsbewusst", freut sich auch Gerald Kiefer, Schulleiter am Walldorfer Gymnasium. Hier sitzen in diesem Jahr 110 Schüler in den Prüfungen. "Sie nehmen den Abschluss ernst", so der Eindruck des Rektors, "auch, wenn man natürlich nie weiß, was letztlich dabei herauskommt." Und Ulrich Müller, Leiter des Privatgymnasiums St. Leon-Rot, betont: "Am Ende werden alle Schüler an dieser Herausforderung gewachsen sein." Am Privatgymnasium wurde gestern die Turnhalle mit Tischen bestückt, auch die Türschlösser wurden ausgetauscht. Hier schreiben alle 70 Abiturienten ihre Prüfungen. So könne der Unterricht für alle anderen Schüler reibungslos weiterlaufen, erklärt Müller. Ebenfalls gestern schickte der Schulleiter den Eltern der Prüflinge eigens eine E-Mail. Inhalt: "Gebt euren Kindern Zuversicht!"

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Am Leibniz-Gymnasium Östringen sind es 151 Jahrgangsstufler, für die es ab heute ernst wird. Und an den beruflichen Gymnasien in Wiesloch machen derzeit insgesamt 156 Schüler ihr Abitur: Während am Technischen Gymnasium der Hubert-Sternberg-Schule und am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium der Louise-Otto-Peters-Schule jeweils 42 Abiturienten die Abschlussprüfungen ablegen, sind es am Wirtschaftsgymnasium der Johann-Philipp-Bronner-Schule 72 Schüler. Für die Abiturienten der allgemein bildenden Schulen geht es nun an diesem Freitag weiter mit Englisch, kommende Woche stehen dann die Natur- und Gesellschaftswissenschaften sowie Sprachen auf dem Plan.

Letzte schriftliche Abiturprüfung ist diesmal nicht wie im Vorjahr im Fach Französisch, sondern in Mathematik, und das am 2. Mai. Die Schulabgänger der beruflichen Gymnasien müssen ebenfalls übermorgen in Englisch ran. Nach Bio, Chemie, Physik, Religion und weiteren Fächern am Montag haben sie es am Mittwochmittag geschafft - nach Spanisch und Französisch, das dann noch auf einige Absolventen wartet.

Im Anschluss an die schriftlichen Abi-turprüfungen müssen schließlich noch die mündlichen Prüfungen an den allgemein bildenden Gymnasien in der Zeit vom 25. Juni bis 6. Juli und an den beruflichen Gymnasien vom 2. bis 11. Juli unter Dach und Fach gebracht werden. Danach können die Abiturienten wirklich aufatmen und fröhlich "Abi!" rufen.

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