Die falschen Strafzettel in St. Leon-Rot häufen sich
Immer mehr Betroffene stellen die Kameraüberwachung auf dem Parkplatz im Schiff in Frage.

St. Leon-Rot. (aham) Der Strafzettel-Ärger im Schiff nimmt kein Ende. Seit wenigen Monaten wird der Parkplatz an der Sparkassen- und Bäckerei-Görtz-Filiale zwischen St. Leon und Rot mit Kameras überwacht. Wer die zulässige Parkdauer von 90 Minuten überschreitet, bekommt einen "Strafzettel". Doch es melden sich immer mehr Menschen, die sagen, sie waren in dieser Zeit gar nicht dort.
Der erste Fall dieser Art, der bekannt wurde, ist der von Klaus und Ruth Debatin. Sie hatten einen Strafzettel der zuständigen Überwachungsfirma, AI-Parking aus Hamburg, erhalten. Darin wurde ihnen vorgeworfen, knapp sechs Stunden im Schiff geparkt zu haben. In dieser Zeit war Ruth Debatin jedoch mit dem Auto beim Arzt in Wiesental, daher legte das Ehepaar Widerspruch ein. Ein Arztattest akzeptierte AI-Parking nicht als Beweis.
Und so trudelte eine Mahnung ein, mit der Aufforderung, das Paar solle den Betrag von 56 Euro binnen fünf Tagen bezahlen. Das haben die Debatins nicht getan. "Ich habe denen jetzt einen Ausdruck von meinem Google-Maps-Verlauf per Einschreiben geschickt", berichtet die Roterin. Darin sei zu sehen, dass sie in der fraglichen Zeit in Wiesental war. Seither hätten sie nichts mehr aus Hamburg gehört.
Stattdessen melden sich aber viele andere: Sogar Fremde hätten nach dem RNZ-Bericht angerufen und wollten helfen, berichtet Ruth Debatin. Auch von Bekannten würden sie viel Zuspruch erhalten. Denn viele hätten ähnliche Erfahrungen gemacht, aber den Strafzettel bezahlt.
"Ganz offensichtlich gibt es da einen Fehler im System", ist Ruth Debatin überzeugt. "Und eigentlich sollte es doch im Sinne des Betreibers sein, dass es funktioniert."
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Kurios ist auch der Fall von Elke Wittkowski. Auch sie hat einen Strafzettel von AI-Parking erhalten, mehrere sogar. Der Erste stammt von Ende August. Darin wird ihr vorgeworfen, von 8.20 Uhr bis etwa 15 Uhr bei der Bäckerei geparkt zu haben. Nur: "Da war ich gerade auf dem Heimweg von der Arbeit", berichtet Wittkowski.
Die Roterin arbeitet in der Jugendhilfe bei der SRH in Neckargemünd, auch sonntags. Und auch am 25. August. "Auf dem Lohnzettel steht, dass ich mich um 8 Uhr ausgestochen habe", berichtet die 60-Jährige.
Um von der Stadt am Neckar bis ins Schiff in St. Leon-Rot zu kommen, braucht man etwa 35 Minuten. "Und sonntags gilt die 30er Zone in Baiertal und Schatthausen auch", unkt Wittkowski. Es sei also unmöglich, dass sie um 8.20 Uhr auf dem Parkplatz gewesen sei. "Mal davon abgesehen, gibt es gar keinen Grund, dort so lange zu parken."
Was sie einräumt: Sie war an diesem Tag tatsächlich auf dem Parkplatz. Jeden Sonntag treffe sie sich mit Freunden zum Kaffeetrinken in der Bäckerei – stets von 13.30 bis 15 Uhr. "Die Zeit haben wir schon extra angepasst", sagt Wittkowski mit Blick auf die erlaubten 90 Parkminuten.
Trotzdem hat sie schon zwei weitere Strafzettel erhalten, weil sie die Zeit mehrere Minuten überzogen hat. "Aber die bezahle ich nicht!" Zum einen bräuchte man ja auch noch Zeit, um vom hinteren Teil des Parkplatzes zur Ausfahrt zu gelangen.
Zum anderen habe sie nach der ersten Rechnung Widerspruch eingelegt und statt einer Antwort eine Mahnung erhalten. "Da reagiert keiner", ärgert sich die 60-Jährige. Und sie wolle erst die eine Angelegenheit klären, bevor sie die anderen Rechnungen zahle.
Bei der Polizei war Wittkowski auch schon. Doch eine Anzeige konnte sie nicht erstatten. "Mir wurde erklärt, dass das eine Zivilsache ist", so die Roterin. "Sie haben mir geraten, dass ich einfach nicht reagieren soll, bis die mich vor Gericht zerren." Und genau das hat Wittkowski nun vor: "Ich habe eine Rechtsschutzversicherung", sagt sie gelassen.