Ende 2022 soll der Windpark bei Hainstadt ans Netz gehen
Die Firma Abo-Wind informierte am Donnerstag über ihre Pläne für den Windpark in Hainstadt. Eine Bürgerbeteiligung ist geplant.

Hainstadt. (rüb) Wie viel Wald wird gerodet? Wo sollen die Kabeltrassen verlaufen? Wie können die Bürger finanziell vom Bau des Windparks profitieren? Diese und weitere Fragen beantwortete die Firma Abo-Wind (Wiesbaden) am Donnerstag in der Mehrzweckhalle bei einer Infomesse zum geplanten Windpark auf dem Welscheberg. Rund 90 Bürger nutzten die Gelegenheit, sich an den Stellwänden und im persönlichen Gespräch mit Vertretern des Projektierers zu informieren. Die wichtigste Botschaft: Im Oktober soll der Bau der vier Windräder mit Rodungsarbeiten beginnen. Der eigentliche Aufbau der Anlagen ist für Oktober 2022 geplant. Ende 2022/Anfang 2023 soll der Windpark dann ans Netz gehen.
Zur Vorgeschichte: Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit hatte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim im Januar den Weg für den Bau des Windparks geebnet. Das Landratsamt hatte den Bauantrag 2017 abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass von einem erhöhten Tötungsrisiko für den Schwarzstorchs auszugehen sei, wenn die Anlagen gebaut würden. Dies sahen das Verwaltungsgericht Karlsruhe und später der VGH anders: Von dem Windpark gehe keine rechtlich relevante Gefahr für den örtlichen Schwarzstorchbestand aus.
Trotz des Erfolgs gibt es aber natürlich weiterhin Bürger, die das Projekt kritisch sehen. Um deren Fragen zu beantworten und die Öffentlichkeit über die Pläne zu informieren, fand nun die Infomesse statt. "Wir haben uns bewusst gegen eine Podiumsveranstaltung entschieden", erklärte Pressesprecher Dr. Daniel Duben. Statt auf Konfrontation setze Abo-Wind auf Kommunikation. "Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht", erklärte Duben.
Projektleiter Elmar Holz und sechs Mitarbeiter stellten die Pläne vor und beantworteten ausführlich die Fragen der Besucher. "Das Angebot wurde gut angenommen", betonte Duben und zog am Abend ein positives Fazit.
Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten Infos:
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> Das Projekt: Abo-Wind möchte nordwestlich von Hainstadt vier Windenergieanlagen vom Typ Vestas V126 mit einer Gesamthöhe von 212 Metern und einer Leistung von je 3,45 Megawatt errichten. Der Investor rechnet mit 31 Millionen Kilowattstunden Strom, die pro Jahr dort erzeugt werden können. Dies entspreche dem Stromverbrauch von ca. 9000 Haushalten. 20.500 Tonnen CO2 könnten dadurch pro Jahr eingespart werden. Aufgrund des langen Zeitraums von der Antragstellung bis zur Genehmigung entsprechen die Anlagen in Höhe und Leistungsfähigkeit nicht dem aktuellen Stand der Technik. Um Anlagen des neuesten Typs zu errichten, wäre ein neues Genehmigungsverfahren nötig gewesen.
> Die Standorte: Die vier Anlagen sollen im Wald errichtet werden. Zu Hainstadt beträgt der Abstand 2087 Meter, zu Stürzenhardt sind es 2219 Meter. Die rechtlich vorgegebenen Mindestabstände zur Wohnbebauung werden damit weit überboten.
> Die Rodungsfläche: 30.000 Quadratmeter Wald – also drei Hektar – werden für den Windpark dauerhaft gerodet, etwa für Wege und Aufstellflächen. Das sind 7500 Quadratmeter pro Anlage. Hinzu kommen 15.000 Quadratmeter temporäre Rodungsfläche. Diese Flächen werden nur für die Anlieferung und den Aufbau benötigt und anschließend wieder aufgeforstet.
> Die Kabeltrasse: Der Strom soll über das Umspannwerk Hettingen ins Netz eingespeist werden. Dafür soll von den Anlagen eine Kabeltrasse gebaut bzw. ausgebaut werden, die zunächst Richtung Walldürn führt, die B27 unterquert und dann Richtung Süden nach Hettingen ins Umspannwerk mündet.
> Der Artenschutz: In Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde in Mosbach seien ergänzend zu den Erhebungen von 2013 Nachkartierungen zu Vögeln und Fledermäusen durchgeführt worden. Beim Schwarzstorch seien Flugbewegungen überwiegend im Morretal festgestellt worden und keine Flugkorridore im Bereich des Windparks. Außerdem gebe es keinen Horst im Radius von drei Kilometern um den Windpark. Beim Rotmilan sei eine geringe bis mittlere Nutzungshäufigkeit festgestellt worden. Der nächste Horst befinde sich in circa zweieinhalb Kilometern Entfernung zum Windpark. Bei Schwarzmilan und Wespenbussard sei nur "eine geringe Bedeutung" im Untersuchungsraum nachgewiesen worden.
> Lärm- und Sichtbeeinträchtigung: Laut Schallgutachten sollen die Anlagen in Hainstadt nicht zu hören sein. Auch der Schattenwurf soll keine Auswirkungen auf Hainstadt haben. Sehen wird man die Anlagen von Hainstadt aus aber sehr wohl. Mithilfe von Fotomontagen wurde die künftige Ansicht von sechs verschiedenen Standorten aus simuliert.
> Die Ausgleichsmaßnahmen: Um die Eingriffe in die Natur beim Bau des Windparks zu kompensieren, werden in Abstimmung mit der unteren Naturschutz- und Forstbehörde des Landkreises Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt, zum Beispiel durch das Aufwerten bestehender Wälder und durch Ersatzaufforstungen mit hochwertigem Mischwald.
> Die Bürgerbeteiligung: Die Bürger Buchens sollen durch eine Beteiligungsmöglichkeit wirtschaftlich von den Anlagen profitieren können. Details würden gerade ausgearbeitet. Anders als bei den Bürgerwindparks in der Region (beispielsweise in Altheim oder in Hettingen) soll es aber keine erfolgsabhängige Beteiligung geben, sondern ein Nachrangdarlehen mit festem Zins und fester Laufzeit. Zudem soll auch die Stadt Buchen profitieren: 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde Windstrom werden entsprechend des Erneuerbare-Energien-Gesetzes an die Kommune gehen. Hochgerechnet auf 20 Jahre wären dies etwa eine Million Euro für die Stadtkasse.
