Touristikgemeinschaft Odenwald plant neue Wanderwege
Acht Kommunen aus dem Landkreis beteiligt - Mit Götterpaten durch den Odenwald

Von Noemi Girgla
Neckar-Odenwald-Kreis. Wandern ist im Trend. Und was für wunderschöne Wanderwege sich im Neckar-Odenwald-Kreis auftun, wissen viele nicht erst seit diesem "Sommer zu Hause". Damit es nicht langweilig wird, befinden sich momentan acht neue Routen in Planung: die sogenannten "Römer-Pfade".
Tina Last ist Geschäftsführerin der Touristikgemeinschaft Odenwald. Bei dieser liegt die Projektleitung für die Römer-Pfade, die derzeit gemeinsam mit den Kommunen Mosbach, Buchen, Elztal, Fahrenbach, Limbach, Mudau, Osterburken und Walldürn geplant werden. Bei der Umsetzung werden Last und ihr Team vom Odenwaldklub, dem Naturpark Neckartal-Odenwald, dem Neckar-Odenwald-Kreis und Dr. Jörg Scheuerbrandt, Leiter des Römermuseums Osterburken und Museumsbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises, beraten und unterstützt.
Doch nur damit, neue Wanderwege zu erschließen, ist es nicht getan. "Wir streben Zertifizierungen als ,kurze Qualitätswege Wanderbares Deutschland’ vom Deutschen Wanderverband an", erklärt Tina Last. "Es gibt zahlreiche Wanderangebote, und wie bei einer Hotelbewertung schauen die Leute eben nach Siegeln. Hinter ihnen verbirgt sich ein gewisses Versprechen. Außerdem greifen übergeordnete Marketing-Organisationen nur die ,Leuchtturm-Projekte’ auf und machen sie publik. Die Wanderwege müssen sich also von den übrigen abheben", erläutert sie das angestrebte Ziel.
Die Kriterien des Deutschen Wanderverbands sind umfangreich. Die Wege müssen so naturnah wie möglich sein, nur ein bestimmter Prozentsatz der Strecke darf asphaltiert sein, Waldwege und Pfade folgen bestimmten Richtlinien, die Markierungen müssen "lückenlos, fehlerfrei, eindeutig und einheitlich" sein.
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Hinzu kommt bei den geplanten Römer-Pfaden der Anspruch an das gemeinsame Thema. "Zuerst hatten wir überlegt, die Römer-Pfade an die schon bestehenden Limes-Wege anzubinden. Aber dabei konnten nicht alle Kriterien eingehalten werden, um sie als ,kurze Qualitätswege’ zertifizieren zu lassen", erläutert Last. Die Strecken seien noch nicht ganz fertig, aber sogenannte "Bestandserfasser", Ehrenamtliche des Odenwaldklubs, hätten die Vorschläge für die geplanten Routen bereits überprüft. Last hofft, dass die Streckenfindung bis zum Frühjahr abgeschlossen ist. "Dann könnten die Pfade im Sommer markiert werden. Wenn wir die Zertifizierung für 2022 wollen, muss bis September alles fertig sein. Das ist zwar sportlich, sollte aber machbar sein."
Die Idee zur thematischen Gestaltung kommt von Dr. Jörg Scheuerbrandt. "Da wir die lokal bedeutende Jupitergigantensäule in Diedesheim haben, war meine Idee, sich an dieser zu orientieren", teilt Scheuerbrandt mit. Die dargestellten Gottheiten sollen als Paten für die Wege herangezogen werden. "In Osterburken können so die Grenzthematik und die Vermischung der römischen und keltischen Kultur aufgegriffen werden. Fürs ,Hinterland’ habe ich eher landwirtschaftliche Themen im Blick", meint der Museumsleiter.
Auch sollen Repliken von in der Region gefundenen Göttersteinen als Erlebnisstationen an den Pfaden aufgestellt werden. "Die Römer-Pfade sind nicht als Informationspfade geplant. Dafür haben wir bereits den Limes-Wanderweg. Sie sollen Erlebnispfade werden, touristische Ausflugsziele für Menschen, die gerne wandern", erläutert er weiter. Geplant seien momentan einzelne Infopunkte und Rastmöglichkeiten.
Dennoch möchte Tina Last auch mit Hinweisschildern auf römisch-archäologische Sehenswürdigkeiten verweisen. "Wir haben im Kreis einige Museen und auch Ausgrabungen, wie beispielsweise die Kastelle in Neckarburken. Die liegen dann zwar nicht direkt am Weg – das geht aufgrund der Zertifizierungskriterien nicht – aber wen es interessiert, der kann sie nach der Wanderung besuchen", meint sie. So viel zu dem, was die Wanderer bald erleben dürfen.
Organisatorisch ist aber noch viel mehr zu beachten. "Momentan arbeiten wir an den Förderanträgen für Zuschüsse", berichtet Last. Gefördert werden können die Pfade nämlich vom Naturpark Neckartal-Odenwald und der Tourismusmarketing GmbH Baden-Württemberg. "Wenn das alles klappt, und da bin ich zuversichtlich, tragen die Kommunen nur etwa die Hälfte der Kosten. Die Wege sind unterschiedlich lang, zwischen sechs und 16 Kilometern. Daher berechnen sich auch die Kosten für die jeweiligen Kommunen unterschiedlich. Sie werden voraussichtlich zwischen 5000 und 10.000 Euro liegen", nennt Last konkrete Zahlen. Hinzu komme das Qualitätssiegel, das mit rund 1000 Euro zu veranschlagen sei.
"Jetzt geht es erst einmal um die ,Erstausstattung’ der Wege. Sprich: Bänke, Hinweisschilder, Wandertafeln und Ähnliches", grenzt die Geschäftsführerin der Touristikgemeinschaft ein. Später könne jede Kommune ihren Weg auch noch um weitere Erlebnispunkte erweitern, ganz individuell.
"Ziel ist, die Pfade im Frühjahr 2022 offiziell mit Zertifizierung zu eröffnen", schließt Last. Aber vielleicht könne man den ein oder anderen, wenn auch noch nicht ganz fertigen, Römer-Pfad auch schon im Herbst "probelaufen".



