RNZ-Unwetterhilfe kommt an - "Vermitteln Sie, dass wir sehr dankbar sind"
Wochen nach den verheerenden Unwettern in der Region sind die Folgen noch sehr präsent - Hilfe der RNZ-Leser kommt an

Ein Blick an den Ortseingang von Neckargerach (von Schollbrunn kommend) verdeutlicht, dass auch etliche Wochen nach den schweren Unwettern viele Schäden noch längst nicht behoben sind. Fotos: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Baustellen, überall offene Baustellen. Durch die Einliegerwohnung ziehen sich dicke Schläuche, die Trocknungsgeräte laufen rund um die Uhr, mühen sich, die Feuchtigkeit wieder aus dem Fußboden zu blasen. Draußen im Hof vermitteln frischer Beton und Eisen rund um das riesige Loch in der Grundstücksmauer, mit welcher Zerstörungskraft hier die Wassermassen gewirkt haben. Im Keller stehen die verschlammte Waschmaschine und eine Heizung, die nach einem Schlammspülgang nur noch Schrottwert hat, als stumme Zeugen einer Nacht, die nicht nur Familie Bierweiler in Dallau weiter lange beschäftigen wird. Wie das Rentnerpaar, durch dessen Anwesen sich die Unwetter-Überschwemmung ihren Weg in die Elz bahnte, kämpfen auch Wochen später noch viele Menschen in der Region mit den Folgen des verheerenden Unwetters.
Dank der Unterstützung der RNZ-Leser konnte den leidgeplagten Unwetteropfern dieser Tage eine kleine Freude gemacht werden: Die Spenden, die im Rahmen der Aktion "RNZ-Unwetterhilfe NOK" eingegangen waren, sind inzwischen an besonders betroffene Menschen in der Region geflossen. Mehr als 44 000 Euro hatten die hilfsbereiten Zeitungsleser gespendet.
Bei einigen der Unwetter-Opfer haben wir dieser Tage vorbeigeschaut, über die Spendenaktion informiert, mit einem "Unwetterhilfe-Klaro" als Symbol für die Leser-Unterstützung im Gepäck. Und wie bei Familie Bierweiler ist auch bei vielen anderen Betroffenen die Unwetternacht noch überall präsent.
Spätestens alle sechs Stunden müssen Sibylle und Uwe Gramlich die Wasserbehälter der Trocknungsgeräte leeren, deren Brummen seit Ende Mai die Szenerie im Erdgeschoss des Wohnhauses in der Neckargeracher Seebachstraße bestimmt. "Das Mauerwerk ist immer noch zu nass", schildert Uwe Gramlich und deutet auf die Wände, an denen bis auf Kniehöhe die Fliesen abgeklopft sind. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis die Trockner den Kampf gegen die Feuchtigkeit gewonnen haben. "Vielleicht Ende des Jahres", so die Hoffnung der Gramlichs, könne man Partyraum, Flur und alle weiteren Räume im Parterre wieder nutzen.
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"Es ist so, wie es ist", nehmen es Sybille und Uwe Gramlich eher gelassen, "wenn wir uns aufregen, bringt das doch auch nichts." Außerdem habe es andere noch viel schlimmer getroffen als sie, ist sich Sybille Gramlich sicher. Auch wenn sie sich noch immer mit Schrecken an die Nacht Ende Mai erinnert: "Da wollte ich sterben." Die Sandsäcke, die immer noch rund ums Haus platziert sind, will sie denn auch noch ein bisschen liegen lassen. Als kleinen Sicherheitspuffer quasi, falls noch einmal Wasser kommen sollte. Über den Klaro und die damit verbundene Hilfe aus der RNZ-Spendenaktion freut sie sich riesig. "Und der Klaro bekommt einen Ehrenplatz", im Trockenen, versteht sich.
Große Freude löste das RNZ-Maskottchen auch auf der anderen Bachseite aus, bei Familie Gröhl. Das Geld aus der Spendenaktion kann man dort bestens gebrauchen, denn der Selbstbehalt der Versicherung sei enorm, ein Gutteil des beim Unwetter entstandenen Schadens demnach nicht abgedeckt.
"Vermitteln Sie Ihren Lesern, dass wir wirklich sehr dankbar sind", bittet auch Liselotte Steegmayer beim Vor-Ort-Besuch in der Tiefen Steige. Durch den Garten der Steegmayers wälzten sich am 28. Mai die Schlamm- und Geröllmassen, das Anwesen liegt direkt am Bachlauf. Noch immer liegen mächtige Sandsteinbrocken auf der Wiese, talwärts Richtung Dorf zeugen die Unterspülungen an der Friedenstraße von der braunen Flut, die sich seinerzeit vom Hohen Odenwald kommend durch die Gemeinde schob.
"Wir haben drei Wochen gebraucht, um den Schlamm wieder aus dem Keller zu bekommen", schildert Winfried Bell, dessen Haus an Odenwaldstraße und Seebach grenzt. "Ich bin 81 Jahre alt, habe unter anderem das Hochwasser 1993 erlebt. Aber das diesmal war schlimmer", so Bell: "Im Keller war alles kaputt."
Ganz viel kaputt - das galt und gilt nach wie vor auch für etliche Betroffene in Dallau. Neben den Bierweilers hat es dort u. a. auch Heinz Manshaupt heftig getroffen. Von rund 15 Metern Mauerwerk, das von den Wassermassen schlicht umgedrückt wurde, berichtet der Rentner, der in der Katzentaler Straße zuhause ist. Auf etwa 50 000 Euro beziffert Manshaupt seinen persönlichen Unwetterschaden. Dessen Behebung werde noch viel Zeit und Nerven in Anspruch nehmen. Die Hilfe der RNZ-Leser rührt ihn indes sehr: "Da muss man fast weinen. Vielen Dank."
Dankbar ist auch die Familie Var, die nur ein paar Häuser weiter in Richtung Ortsmitte wohnt. Deren Auto wurde in der Nacht auf 30. Mai von den Wassermassen weggespült, hatte danach nur noch Schrottwert. Die Rate für das Fahrzeug läuft dessen ungeachtet weiter. Um zur Arbeit zu kommen, hat sich Ilhan Var zwischenzeitlich den Wagen ihrer Chefin ausgeliehen. "Das Geld aus der Spendenaktion hilft uns da wirklich sehr", sagen die Vars: "Danke an die Leser." Diesem Dank kann sich die Redaktion der Rhein-Neckar-Zeitung nur (ein weiteres Mal) anschließen...



