Die Stadt investiert in die Sanierung der Altstadt
Mancherorts noch "mittelalterlicher Komfort" - Insgesamt flossen 39 Millionen Euro in die Innenstadt - RNZ-Gespräch

Mosbach putzt sich heraus: Historische Fachwerkhäuser sind in den vergangenen Jahren saniert worden. In der Innenstadt hat man bislang 100 Wohnungen und 38 Geschäftsräume im Rahmen des Sanierungsprogramms modernisiert. Fotos: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Mosbach. Die Sanierung hat Spuren hinterlassen. Davon ist Klaus Kühnel überzeugt, und der Stadtsanierer ist mit dieser Meinung nicht allein. Auch Andrea Zorn, ihres Zeichen Citymanagerin der Stadt Mosbach, sieht dies so. "Mit der Sanierung bleibt unsere Innenstadt attraktiv". Nur gut also, dass man eine großzügige Förderung erhielt, um Mosbachs Altstadt weiterhin pfleglich behandeln zu können.
6,66 Millionen Euro flossen seit 2012 im Rahmen des Sanierungsprogramms in die Innenstadt, 60 Prozent davon steuerte das Land Baden-Württemberg für die erhaltenden und erneuernden Maßnahmen bei. Die restlichen 40 Prozent kommen aus der Stadtkasse. "Und diese Fördersumme hat eine Gesamtinvestition von sage und schreibe 39 Millionen Euro ausgelöst", erläutert Kühnel bei einem Gang durch die Stadt.

Mosbach putzt sich heraus: Historische Fachwerkhäuser sind in den vergangenen Jahren saniert worden. In der Innenstadt hat man bislang 100 Wohnungen und 38 Geschäftsräume im Rahmen des Sanierungsprogramms modernisiert. Fotos: Alexander Rechner
"In Mosbach geht was", sagt Andrea Zorn, die bei dem Gespräch mit der RNZ auch etwas Aufklärungsarbeit betreibt. Denn: Nicht selten nehmen vor allem Einheimische ihre Stadt und den Einzelhandelsstandort mit einem kritischen Blick wahr - und mit Sorge.
Jedoch kann sich Mosbach im Vergleich mit anderen Mittelzentren durchaus sehen lassen, verdeutlichen Zorn und Kühnel. In Zeiten des Internethandels befände man sich auf dem richtigen Weg. Nicht jeder Leerstand sei von Dauer. So werde beispielsweise im Eckhaus zum Kirchplatz (Schwanengasse 2) bald ein Fairtrade-Geschäft mit Bistro eröffnet. Und gegenüber der Buchhandlung Kindlers soll wohl ein sogenannter Kurzzeitladen (Pop-up-Store) einziehen.
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Das Sanierungsprogramm dient auch dazu, um Leerstände wieder mit Leben zu füllen. 55 Projekte hat man bislang angestoßen. Davon sind laut Kühnel rund 40 abgeschlossen. "Bei uns sind von privater Seite mehr Anträge eingegangen, als ich ursprünglich gedacht hatte", resümiert der Stadtplaner und nennt einige Zahlen: 100 Wohnungen und 38 Gewerberäume seien modernisiert worden.

Mosbach putzt sich heraus: Historische Fachwerkhäuser sind in den vergangenen Jahren saniert worden. In der Innenstadt hat man bislang 100 Wohnungen und 38 Geschäftsräume im Rahmen des Sanierungsprogramms modernisiert. Fotos: Alexander Rechner
Das "Quartier an der Bachmühle" im Gartenweg war das wichtigste und größte Projekt des Sanierungsprogramms, legt Klaus Kühnel dar. "Und gerade mit dem Angebot am Boulevard sprechen wir jüngere Generationen an", ergänzt Zorn.
Die Bevölkerung soll in der Innenstadt bleiben - auch dies will man über das Programm erreichen. Deshalb ist die Erneuerung von Wohnraum neben Geschäftsräumen ein wichtiger Pfeiler.
Mit einer überraschenden Aussage wartet derweil Kühnel auf: In Mosbach gibt es Gebäude, an denen die Zeit (fast) spurlos vorüber gezogen ist. Nach seiner Darstellung herrscht im Inneren dieser Häuser noch ein mittelalterlicher Komfort. "Weder ein Bad noch eine Heizung sind in diesen Immobilien vorhanden", so der Stadtplaner. Um diese Räumlichkeiten (wieder) bewohnbar zu machen, setzt man das Sanierungsprogramm ein.
Indes erstrahlen einige Fachwerkhäuser in neuem Glanz. Am Palmschen Haus hat man das Fachwerk auf der Wetterseite (Hauptstraße) teilweise erneuert. Saniert wurde auch das historische Gebäude, in dem die Buchhandlung Kindlers beheimatet ist. "Ohne den städtischen Zuschuss hätten wir dies nicht verwirklichen können", verdeutlicht Inhaberin Christine Krück-Mellert. Ebenso aufwendig war laut Kühnel die Sanierung des Wohnhauses am Kirchplatz 11 (ehemals Druckerei Kirschmer) gewesen.

Mosbach putzt sich heraus: Historische Fachwerkhäuser sind in den vergangenen Jahren saniert worden. In der Innenstadt hat man bislang 100 Wohnungen und 38 Geschäftsräume im Rahmen des Sanierungsprogramms modernisiert. Fotos: Alexander Rechner
Eine Herausforderung bei Fachwerkhäusern ist die Erschließung des Wohnraumes im Obergeschoss. Während früher der Hauseigentümer im Parterre einen Laden führte und so über den Verkaufsraum zu seiner Wohnung gelangte, müssen heute separate Zugänge geschaffen werden. In der Ölgasse errichtet man daher gerade einen Aufzug. Dabei kam Kühnel auf den Abriss eines Obergeschosses in unmittelbarer Nähe zu sprechen. Diesen begründet er damit, dass eine Modernisierung dieses Hauses (gegenüber der Central-Apotheke) nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Der Abriss und der Neuaufbau seien die einzige Lösung gewesen.
Insgesamt ziehen Kühnel und Zorn zufrieden Bilanz und blicken in die Zukunft: Das Sanierungsprogramm habe Maßnahmen angestoßen, von denen die Stadt noch lange profitieren werde.