Mit der Mosbacher Polizei unterwegs

Eine Nacht auf der Jagd nach Posern und Schlägern

Beamte kontrollieren Treffpunkte und Orte der Poserszene und zeigen Präsenz

24.05.2018 UPDATE: 25.05.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden

Die Bundesstraße 27 ist in den Abendstunden Schauplatz von rasanten Beschleunigungen von Autoposern. Deshalb kontrollieren Polizeibeamte des Mosbacher Reviers auf ihrer Nachtstreife am vergangenen Freitag die Ortsdurchfahrt und schauen nach dem Rechten. Fotos: Alexander Rechner

Von Alexander Rechner

Mosbach. Plötzlich durchbricht ein knatterndes Geräusch die seltsam anmutende Stille, die noch wie ein Nebelschleier über dem Revier liegt. "Ein Notruf", schallt es unvermittelt aus dem Funk, und eine kurze Beschreibung der Situation folgt.

Ein hektisches Treiben beginnt. Die beiden Polizisten lassen alles stehen und liegen, hasten die Treppen hinunter und springen in den Dienstwagen. Jetzt zählt jede Sekunde.

Mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt. Die Straßen von Mosbach - das ist der Einsatzort von Polizeihauptkommissar Joachim Thomas und seinem jungen Kollegen Polizeikommissar Yannick Zimmermann.

Die beiden Beamten und ihre Kollegen von der Dienstgruppe D wachen in dieser Nacht über die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Mosbacher Raum. Und: Sie nehmen die hiesige Poserszene in ihren Ermittlungsfokus, kontrollieren deren Fahrzeuge und legen sich auf die Lauer.

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Derweil neigt sich der Dienstwagen in jeder Kurve leicht zur Seite. Bei jedem Abbremsen (bei roten Ampeln ist das Vorschrift, wie die Polizisten erklären) drückt es einen in den Sitz. In diesem Moment erscheinen einem längst verblasste Bilder vor dem geistigen Auge, wie Polizei-Lieutenant Theo Kojak die Gangster im New York der 70er-Jahre jagte.

Im Gegensatz zu dem amerikanischen Serienhelden von einst fehlt gerade nur noch ein Lolli. Aber die Situation ist nicht minder spannungsgeladen. Zimmermann sammelt nochmals kurz Informationen.

Denn die Polizisten wissen nicht genau, was sie vor Ort erwartet. Gemeldet ist eine Gruppe, die eventuell in ein Gebäude einsteigt. Die Konzentration ist den beiden anzumerken. Aber: Sie wissen genau, was nun zu tun ist.

Die Beamten sind sich um die Gefahr für das eigene Leben bei solchen Einsätzen bewusst. "Jedoch sind wir bestens ausgebildet", erklärt der erfahrene Dienstgruppenleiter Joachim Thomas, der eine rund acht Kilogramm schwere schusssichere Weste trägt.

Und sein Kollege Zimmermann stimmt ihm zu. Sie haben keine Angst, die Gefahr gehört zu ihrer Tätigkeit. Die Polizeiarbeit ist für sie eine Berufung.

"Ich bin Polizist geworden, weil ich anderen Menschen helfen möchte", sagt Zimmermann. Gerade während ihrer zehnstündigen Nachtschicht erleben sie alles, was das Polizeileben ausmacht. Und das ist für sie auch die Herausforderung, vor der sie stehen. Und diese gehen sie und ihre Kollegen professionell und souverän an.

Ankommen, Gefahr abschätzen und dann handeln - das ist immer das Erste, was die beiden Polizisten tun, wenn sie am Einsatzort sind. So auch in dieser Nacht.

Zu Fuß verfolgen sie Jugendliche, die unerlaubt auf einem Flachdach herumklettern. Die Jungen können nicht flüchten. Sie werden gestellt und müssen sich ausweisen. Ihre Daten werden sorgfältig aufgenommen. Am Gebäude ist nichts beschädigt, kein Fenster eingeschlagen - die Jugendlichen wollten nur ein Rap-Video drehen, versichern sie.

Die Polizisten sprechen mit ihnen und klären sie deutlich über ihr Fehlverhalten auf. Nun muss der Hauseigentümer entscheiden, ob er sie wegen Hausfriedensbruchs anzeigen möchte. Das werden die Beamten noch klären. Für den Moment aber gibt es hier keine Gefahr.

Eine Verschnaufpause? Fehlanzeige! Die beiden Beamten hören, wie ein Autofahrer den Motor seiner PS-starken Limousine aufheulen lässt.

Die beiden Polizisten fackeln nicht lange, das Fahrzeug wird angehalten. Der Fahrer und das Auto werden kontrolliert. Thomas und Zimmermann sind sensibilisiert. Sie wissen um die Mosbacher Poserszene. Mit Nadelstichen gehen sie und ihre Kollegen vom Polizeirevier in den vergangenen Monaten gegen diese Szene vor.

"Und das mit Erfolg", wie ihr Chef Polizeioberrat Jürgen Helfrich gegenüber der RNZ erläutert. Die Kontrollen sprächen sich in der Szene herum und trügen Früchte.

Die einzelnen Treffpunkte der Fahrer mit ihren "dicken" Autos kennen Thomas und Zimmermann. Auf ihrer Nachtstreife nehmen sie, wie sie erklären, die Autos an der Aral-Tankstelle genauer in Augenschein.

Sie zeigen Präsenz. Und das bleibt nicht verborgen: Die beiden Polizisten werden genau beobachtet. Aber das sehen die beiden gelassen. Es ist durchaus ein Katz-und-Maus-Spiel, das sich die Polizisten mit der Szene liefern.

Dann geht es weiter: Gerade in den Abendstunden ist die Bundesstraße B27 ein Schauplatz rasanter Beschleunigungen von Autoposern. Deshalb schauen die beiden auch bei der Mosbacher Ortsdurchfahrt nach dem Rechten.

Dies ist ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit, erläutert Revierleiter Jürgen Helfrich. Dazu gehört auch, sich auf die Lauer zu legen. Schließlich müssen die Teilnehmer eventueller illegaler Rennen auf frischer Tat ertappt werden.

Es ist weit nach Mitternacht. Während ihre Kollegen in Aglasterhausen und Dallau unterwegs sind, fahren Joachim Thomas und Yannick Zimmermann in den Mosbacher Gartenweg und steigen aus.

Nun geht es auf nächtlichen Kontrollgang durch den LGS-Park. Mit Taschenlampen laufen sie über das Gelände. Bis plötzlich ein Notruf ausgelöst wird.

Nun heißt es wieder mit Blaulicht durch die Stadt zum neuen Einsatzort - dieses Mal nach Neckarelz. Gemeldet ist eine Schlägerei. Gleich mehrere Personen sollen aneinandergeraten sein.

Jedoch stellt sich vor Ort nach Gesprächen mit den Beteiligten heraus: Alles halb so schlimm. "In unserem Beruf ist Fingerspitzengefühl gefragt", sagt Polizeihauptkommissar Thomas. Und so können sich die beiden wieder der Poserszene annehmen. Schließlich ist um 2 Uhr nachts ihr Dienst noch lange nicht zu Ende.

Und so fahren oder gehen sie Streife, während die Bürger in der Region schlafen. Denn sie wollen für Sicherheit und Ordnung im Revier sorgen - und das machen sie und ihre Kollegen jede Nacht.

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