Poser in Mannheim und Mosbach

Das Problem lässt sich so schnell nicht lösen

"Poser" stellen in Mannheims Straßen ihre protzigen Autos zur Schau - Die Polizei geht gegen sie vor - Eine Zwischenbilanz

05.07.2017 UPDATE: 06.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Die Polizei kontrolliert beim Mannheimer Wasserturm einen weißen Lamborghini. Foto: Gerold

Von Carsten Blaue und Nadine Slaby

Mannheim/Mosbach. Sie rasen mit aufgemotzten Autos durch die Stadt, protzen damit, machen vor allem jede Menge Lärm und fahren auch schon mal illegale Autorennen, die böse enden können: Die sogenannten "Poser" sind für viele Bürger ein Ärgernis mit ihrem asozialen Imponiergehabe. Inzwischen auch in Mosbach, vor allem aber in Mannheim. Hier will die Polizei das "Poser"-Problem möglichst auf Dauer aus der Welt schaffen. "Aber davon sind wir noch weit entfernt", gab Mannheims Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer zu. Er zog jetzt eine Zwischenbilanz der sechsköpfigen Ermittlungsgruppe "Poser".

"Poser"-Szene auch in Mosbach

Seit März kümmert sie sich wieder um die Sache und hat seitdem an 43 Einsatztagen 521 Autos und 721 Personen kontrolliert - vor allem an Wochenenden. Dabei stellten die Beamten bei 146 Fahrzeugen erhebliche Mängel fest, die dazu führten, dass die Betriebserlaubnis erlosch und eine Anzeige fällig wurde. 102 dieser "Poser"-Schlitten waren zudem viel zu laut, 53 davon zogen die Ermittler aus dem Verkehr und leiteten Lärm-Gutachten in die Wege. 44 "Poser" erhielten wegen des Krachs ihrer Autos Verwarnungen und Platzverweise auf Zeit. Dass die Polizisten bei fünf Kontrollierten auch noch Rauschgift fanden, spricht für sich.

Bis Ende Juni waren bei der Polizei genau 342 Beschwerden von Bürgern eingegangen (vergangenes Jahr waren es innerhalb von zwei Monaten 423 gewesen). Die meisten, nämlich 297, kamen dieses Mal aus der Innen- und der Oststadt, der Rest vor allem aus der Neckarstadt und aus Neckarau. 14 Fahrzeughalter bekamen daraufhin Post von der Ermittlungsgruppe. Darin sogenannte Gelbe Karten mit der Aufforderung "Stop Posing". Das sollte Warnung sein, dass sie die Verkehrspolizei im Auge hat. Elf Boliden, die die Bürger gemeldet hatten, fielen später tatsächlich auch bei Verkehrskontrollen auf, wurden beanstandet oder ganz aus dem Verkehr gezogen.

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Wie die Beamten vorgingen, erläuterte Schäfer an einem Beispiel. Seit Ende April gab es regelmäßig Beschwerden über einen 500er Mercedes CL. Also bekam auch dessen Halter zuerst "Gelb". Dann war dieses Auto oft abends an einer Strandbar am Rheinufer im Lindenhof unüberhörbar. Noch bevor das Beschwerdeschreiben einer Anwohnerinitiative dazu beim Polizeipräsidium eintraf, fuhr der Halter mit seinem Mercedes eines Samstagabends in eine "Poser"-Kontrolle. Das Auto wurde wegen Manipulationen am Auspuff sichergestellt. Die Folgen für den Eigentümer: eine Anzeige, weil die Betriebserlaubnis erloschen war, sowie Kosten für den Gutachter und den Umbau des Auspuffs.

Schäfer sagte, die Polizei könne die "Poser"-Szene in Mannheim lediglich "in Schach halten". In Mosbach hat sie sich in den vergangenen Jahren rund um eine Tankstelle und im Hammerweg erst richtig entwickelt. Außerdem beklagen Bürger die illegalen Autorennen auf der "Stadtautobahn", der B 27. Bisherige Beschwerden gegenüber dem Landratsamt oder im Rathaus hätten nichts gebracht, sagten betroffene Anwohner: "Ich bin schon zwei Mal fast über den Haufen gefahren worden", berichtete ein Rentner. Aufheulende Motoren, gewollte Fehlzündungen der Auspuffanlage, schnelles Beschleunigen: Das alles zerrt an den Nerven: "Wenn wir Kundengespräche haben, können wir kein Fenster mehr öffnen. Man würde nichts verstehen", schilderte eine Geschäftsfrau ihre Eindrücke.

Betroffene Bürger fordern in Mosbach ein Tempolimit von 50 Stundenkilometern, stärkere Kontrollen der Polizei und Blitzsäulen. "Ich kann die Anwohner gut verstehen", sagte der Leiter des Mosbacher Polizeireviers, Jürgen Helfrich. Aber mit einem "Blitzer" am Ortseingang allein bekomme man das "Poser"-Problem sicher nicht in den Griff. Vielleicht wäre das Vorgehen der Mannheimer Kollegen ein Ansatz.

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