Hessen gedenkt badischen Revolutionsendes
Am Tag des offenen Denkmals wird in Hirschhorn auch der Gedenkstein an den gefallenen Leutnant Wedeking eingeweiht

1849 vertrieben Preußen und Bundestruppen die auf Schloss Hirschhorn verschanzten Revolutionäre. Foto: dpa
Hirschhorn. (RNZ) In diesem Jahr beteiligen sich die Freunde der Hirschhorner Altstadt zusammen mit der Stadt Hirschhorn und dem Verein "Freundeskreis Langbeinsche Sammlung und Heimatmuseum" an dem bundesweiten Aktionstag "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 8. September.
Genau genommen wird zweier Jahrestage gedacht: 170 Jahre badische Revolution für Einigkeit, Recht, Freiheit und Demokratie und 150 Jahre Errichtung des Gedenksteins für den in Hirschhorn durch Kugeln der eigenen Leute gefallenen Revolutionär-Leutnant Wedekind.
Folgendes Programm erwartet die Gäste:
11 Uhr: Burgführung - Treffpunkt im Schlosshof
14 Uhr: Feierstunde mit symbolischer Übergabe des restaurierten Wedekindsteins und Hinweistafel an das Land Hessen, begleitet durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbildungsministerium sowie CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Michael Meister
15.45 Uhr: Vortrag Dr. Rüdiger Lenz, scheidender Eberbacher Stadtarchivar und Beauftragter des Archivverbundes Neckartal/Odenwald: Thema "Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit. (Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse)
16.45 Uhr: Wiederholung des Vortrags
17.30 Uhr: Konzert der Katholischen Kirchenmusik KKM im Schlosshof
Ab 11 Uhr: Bewirtung am Food-Truck
Bei schlechtem Wetter findet die Feierstunde im Seminarraum unterhalb der Terrasse statt.
Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs war 1849 von strategischer Bedeutung. Längs der Neckar-Odenwald-Linie hatten badische Revolutionäre eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden Preußen und Bundestruppen aufgebaut. Die Hanauer Turnerwehr, verstärkt durch Heilbronner Turner, besetzten auf den Hilferuf der badischen Revolutionäre hin am 13. Juni 1849 mit 142 Mann Hirschhorn.
Am Abend des 15. Juni kam es zum Gefecht zwischen der Turnerwehr und den von Beerfelden herangerückten Bundestruppen: kurhessische Infanterie und bayerische Jäger verstärkt durch zwei mecklenburgische Geschütze. Insgesamt sollen es etwa 2000 Mann gewesen sein. Nach einem Vorpostengefecht mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg, in der sich die Hanauer verschanzt hatten. Sie verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte Eberbach zurück.
Das Gefecht von Hirschhorn blieb im Rahmen der Revolutionsereignisse eine Episode. Der unglückliche Ausgang der Revolution ließ sich nicht verhindern. Für viele bedeutete das: Tod, Haft, Flucht und Emigration.
20 Jahre später erhielt der irrtümlich von eigenen Leuten erschossene Ludwig Wedekind von seinen ehemaligen Kampfgefährten im Rahmen einer Gedenkfeier einen Grabstein. Aus der Erinnerung an die Junitage 1849 entstand bei den Hanauer Turnern der Wunsch, das Grab des gefallenen Kampfgefährten zu identifizieren und ihm einen Gedenkstein zu errichten. Die Gedenkrede hielt der Hanauer Wilhelm Kämmerer als einer derjenigen, die in Hirschhorn gekämpft hatten. Er war erst 1860 wieder aus der Haft freigekommen.
Die Restaurierung des Hirschhorner Wedekindsteins war auch ein großer Wunsch des verstorbenen Heimatfreundes Dr. Ulrich Spiegelberg. Im Gedenken an den lokalhistorisch wie kulturell aktiven Kinderarzt und als Verpflichtung sahen sich die beiden Hirschhorner ortshistorischen Vereine und die Stadt Hirschhorn in der Verantwortung, dieses Projekt zeitnah zu realisieren.