Bund investiert 55 Millionen in die Carl-Schurz-Kaserne
Pläne für Aufstellung des neuen Panzerbataillons im Gemeinderat vorgestellt - Die ersten 65 Panzersoldaten sind schon da

Totgesagte leben länger: Die Hardheimer Carl-Schurz-Kaserne war 2016 schon geschlossen, doch nun beherbergt sie gleich zwei Einheiten der Bundeswehr. Zudem wird in den nächsten Jahren kräftig in die Liegenschaft investiert - 55 Millionen Euro sind es laut derzeitiger Planung. Foto: Rüdiger Busch
Hardheim. (rüb) Gute Nachrichten aus der Carl-Schurz-Kaserne: Die ersten 65 Soldaten des seit 1. Oktober in Aufstellung befindlichen Panzerbataillons 363 sind bereits am Standort. Und der Bund wird in die Liegenschaft in den nächsten Jahren deutlich mehr Geld investieren als geplant: 55 statt der ursprünglich genannten 20 Millionen Euro. Darüber informierte der stellvertretende Kommandeur der neuen Einheit, Oberstleutnant Alexander Brundisch, den Gemeinderat in der Sitzung am Montagabend im Rathaus. Zudem ist seit Kurzem als weitere Neuerung ein evangelischer Militärpfarrer in Hardheim stationiert: Bernhard Schaber-Laudien stellte sich dem Gremium ebenfalls vor (siehe unten).
Der 40-jährige Brundisch stammt aus Halle an der Saale und lebt in Hamburg. Der studierte Pädagoge ist seit 1997 bei der Bundeswehr. Der Oberstleutnant hat einen klassischen Werdegang in der Panzertruppe hinter sich. In seiner Vita stehen auch zwei Auslandseinsätze: als Kompaniechef im Kosovo und in einer Ausbildungs- und Verbindungseinheit mit einheimischen Soldaten in Afghanistan. Zuletzt war er im Bereich Ausbildung im Kommando Heer in Strausberg tätig.

Bürgermeister Volker Rohm begrüßte Oberstleutnant Alexander Brundisch (l.) und Militärpfarrer Bernhard Schaber-Laudien (r.) in Hardheim. Foto: Rüdiger Busch
Kurz stellte Brundisch den Stand der Aufstellung und die Vorgaben vor: "Zielstellung ist es, das Panzerbataillon 363 so aufzustellen, dass der Verband bis Ende 2021 für Grundbetrieb, Übung und Einsatz verfügbar ist." Dafür gelte es, die personellen, infrastrukturellen und materiellen Voraussetzungen zu schaffen. Aktuell sind bereits 65 Soldaten der neuen Einheit am Standort tätig. Hinzu kommen etwa 70 Angehörige der bereits seit zwei Jahren in Hardheim stationierten KSK-Einheit.
Derzeit werden der Stab und die Versorgungskompanie aufgestellt. Die 4. Kompanie aus Bad Frankenhausen (Thüringen) wird ab 1. Oktober 2020 nach Hardheim verlegt. Die 3. Kompanie aus Pfreimd (Oberpfalz) kommt dann ab 1. April 2021 nach Hardheim. Komplett neu aufgestellt wird die zweite Kompanie des neuen Panzerbataillons - und zwar ab Ende 2021.
Am Ende des Aufstellungsprozesses (voraussichtlich 2022) werde das Panzerbataillon 363 insgesamt 463 Soldaten umfassen. Addiert man die derzeit ebenfalls noch im Aufbau befindliche KSK-Einheit dazu, werden dann rund 700 Soldaten am Standort tätig sein.
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Bis dahin muss die Kaserne aber noch ertüchtigt werden: "Der aktuelle Zustand reicht nicht aus", sagte Oberstleutnant Brundisch, "zumal die Kaserne zwei Jahre lang nicht militärisch genutzt wurde." Auch an die speziellen Anforderungen der Panzertruppe muss die Kaserne ausgerichtet werden. Bis 2028 sollen - so die Planung - 55 Millionen Euro in die Liegenschaft investiert werden. Bei der Bekanntgabe der Stationierungsentscheidung vor knapp einem Jahr hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen von 20 Millionen gesprochen.
Hintergrund
Bernhard Schaber-Laudien ist neuer Militärpfarrer
Die Carl-Schurz-Kaserne beherbergt nicht nur ein neues Panzerbataillon, sondern auch einen Militärpfarrer (in Probezeit, um ganz korrekt zu sein). Zum 1. Oktober hat Pfarrer Bernhard Schaber-Laudien
Bernhard Schaber-Laudien ist neuer Militärpfarrer
Die Carl-Schurz-Kaserne beherbergt nicht nur ein neues Panzerbataillon, sondern auch einen Militärpfarrer (in Probezeit, um ganz korrekt zu sein). Zum 1. Oktober hat Pfarrer Bernhard Schaber-Laudien seine neue Stelle angetreten. In der Vergangenheit waren die für Hardheim zuständigen Militärseelsorger in der Nibelungenkaserne in Walldürn stationiert. Dies wird nun geändert: Während die katholische Militärseelsorge in Walldürn ansässig ist, hat der evangelische Pfarrer seinen Sitz künftig in Hardheim.
Der 50-jährige Schaber-Laudien ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er stammt aus dem Schwarzwald und lebt mit seiner Familie in Mössingen (Landkreis Tübingen). Zuletzt wirkte er als Gemeindeseelsorger im benachbarten Ofterdingen. Derzeit ist er noch in Probezeit. Ab Januar darf er sich dann Militärpfarrer nennen. Auf die Militärseelsorge sei er durch die Erzählungen eines Studienkollegen aufmerksam geworden: "Die Aufgabe hat mich gereizt!"
Diese Aufgabe steht derzeit in erster Linie aus Aufbauarbeit, da es die Stelle ja bislang nicht gab. "Ich freue mich über die Offenheit und Freundlichkeit, mit der ich in Hardheim empfangen worden bin", sagte der Geistliche, der mit seiner humorvoll-sympathischen Art überzeugte: "Wenn Sie wissen wollen, was ein Militärseelsorger macht, fragen Sie mich - ich weiß es auch noch nicht ..." (rüb)
Dahinter steht aber keine Kostenexplosion, sondern eine notwendige Überarbeitung der Pläne. So müssen beispielsweise neben neuen Unterkunftsgebäuden auch der technische Bereich sowie die Ausstattung mit Simulatoren an die speziellen Anforderungen beider Einheiten angepasst werden. Die bisherigen Unterkunftsgebäude werden für eine Nutzung als Verwaltungsgebäude umgebaut.
Zudem ist inzwischen klar, dass die KSK-Einheit dauerhaft am Standort bleibt. Zuvor war nur eine vorübergehende Stationierung der Einheit am Standort geplant gewesen. Auch diese Entscheidung zieht natürlich zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur nach sich.
Das Panzerbataillon 363 wird das sechste Panzerbataillon der Bundeswehr. Ein Wappen für die neue Einheit existiert noch nicht, es werde aber gerade erstellt, so der stellvertretende Kommandeur. Bei der Gestaltung wolle man die Tradition des früheren Panzerbataillons 363 Külsheim und die Verbindung zum Standort Hardheim herausstellen.
Im März wird der neue Kommandeur des Panzerbataillons seinen Dienst in Hardheim antreten: Oberstleutnant Pascal Pane, der derzeit im Auslandseinsatz im Irak ist. Wie Oberstleutnant Brundisch weiter informierte, ist für April ein großer Aufstellungsappell geplant.
Bürgermeister Volker Rohm freute sich über die Neuigkeiten und sicherte den Bundeswehrangehörigen zu, dass die Rathaustür für sie jederzeit offen stehe.