Eberbacher Hallenbad

Förderverein favorisiert Neubau

Gutachten zu Neubau, Sanierung oder Schließung liegt inzwischen vor -Aber erst nichtöffentliche Beratung

13.04.2018 UPDATE: 15.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Foto: Birkelbach

Von Christofer Menges

Eberbach. Sanierung, Neubau oder Schließung - wie es mit dem in die Jahre gekommenen Eberbacher Hallenbad weitergeht, wird derzeit in politischen Gremien und unter Bürgern diskutiert. Das vom Gemeinderat im Dezember in Auftrag gegebene Gutachten, welche der drei Möglichkeiten die wirtschaftlichste ist, liegt der Stadtverwaltung inzwischen vor. Der Schwimmbadförderverein sprach sich in seiner Mitgliederversammlung am Montag im Alten Badhaus unabhängig davon für einen Neubau aus: Eine Sanierung sei mit zu vielen Risiken behaftet, nicht auf Dauer angelegt und mache das Bad nicht attraktiver.

"Wir sind ganz klar für einen Neubau", sagte Fördervereinsvorsitzender Jürgen Creß am Montag. "Mit einer Schmalspursanierung inklusive energetisch, ohne dass man weiß, was sich noch versteckt, sind wir schon bei dreieinhalb bis vier Millionen Euro", peilt er in Anlehnung an ein 2016 vorgestelltes Gutachten über den Daumen. Damals waren die Kosten für eine reine betriebserhaltende Sanierung für die nächsten 15 Jahre von den Bäderbau-Ingenieuren Richter & Rausenberger auf 1,6 Millionen Euro beziffert worden. Würden zusätzlich die großflächige Glasfassade und das Dach gedämmt, um Energiekosten zu sparen, käme noch einmal eine Million obendrauf, also insgesamt 2,6 Millionen.

Eine derartige Sanierung bringe auch nicht die aus Sicht des Fördervereins erwünschte Attraktivitätssteigerung des Bads und ermögliche es nicht, mehrere Gruppen - etwa Schulen, Aquajogger und normale Badegäste - gleichzeitig ins Bad zu lassen. Weil das bislang nicht möglich sei, stehe das Bad nicht immer allen zur Verfügung, was sich wiederum in den Besucherzahlen niederschlage.

Die Besucherzahlen des Eberbacher Hallenbads gingen zuletzt zurück und sind auch in Zusammenhang mit denen der zwölf Kilometer entfernten Katzenbuckel-Therme in Waldbrunn zu sehen: Nach der Schließung für den Umbau der Therme schnellten die Zahlen in Eberbach in die Höhe: 2008 verzeichnete das Hallenbad am Neckar einen Zuwachs von fast 5000 Gästen auf mehr als 45.000 Besucher im Jahr.

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Nach Wiedereröffnung der Therme im Oktober 2010 sank die Zahl in Eberbach bis 2017 auf knapp 32.500.- die niedrigste Zahl der zurückliegenden 20 Jahre. Die Waldbrunner Therme zählte zuletzt rund 120.000 Besucher im Jahr, fuhr aber auch ein Defizit von mehr als 650.000 Euro ein - das entspricht in etwa dem Defizit der Eberbacher Bäder, also von Hallenbad und Freibad zusammen.

Dass die Waldbrunner Therme mit ihren Wellness-Angeboten für Nichtsportschwimmer mehr zu bieten hat, steht außer Frage. Um da mithalten zu können und den Besucherrückgang in Eberbach zu stoppen, sprachen sich im Dezember auch schon einige Stadträte, vor allem von CDU und AGL, für einen Hallenbad-Neubau mit einem zusätzlichen Kinderbecken aus. Peter Wessely (Freie Wähler) hielt dem entgegen, dass das Eberbacher Bad vor allem von Schulen und Vereinen gebraucht werde: Spaßbäder gebe es im Umkreis bereits genug.

Der Blick richtet sich aber auch wegen der Risiken einer Sanierung aufs Nachbarbad: "Wir haben in Waldbrunn gesehen, dass sich die Kosten leicht verdoppeln können", sagt Fördervereinsvize Jens Thomson. Dort explodierten die Umbaukosten der Therme von geplanten rund 4 Millionen auf 7,3 Millionen Euro. Nur vier Jahre nach der Wiedereröffnung wurden für die Behebung von Baumängeln weitere 250.000 Euro fällig.

Nun will aber auch der Förderverein erst einmal das neue Gutachten abwarten. Wobei Vorsitzender Creß das schleppende Tempo bemängelt: "Wir kommen, was das Hallenbad angeht, nicht in die Pötte. Wir hatten Untersuchungen und Gutachten, vor zwei Jahren war ein Architekt da, und was ist passiert? Nichts!"

Bürgermeister Peter Reichert hatte aber bereits vor anderthalb Jahren angekündigt, dass mit einem Um- oder Neubau des Bads angesichts anderer städtischer Bauvorhaben wie Kindergarten und Feuerwehrhaus nicht vor 2019 zu rechnen sei. Zudem steht als dritte Option noch die Schließung im Raum. Das nun vorliegende neue Gutachten soll erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit nächste Woche im Werksausschuss und später im Gemeinderat vorgestellt und beraten werden. Ob über die Zukunft des Hallenbads, wie von CDU und AGL gefordert, alle Eberbacher in einem Bürgerentscheid bestimmen sollen, will der Gemeinderat noch vor den Sommerferien im Juli zum Thema machen. Ob dieser Termin zu halten sein wird, darüber will Bürgermeister Peter Reichert derzeit aber noch keine Prognose abgeben.

Der Förderverein will einstweilen die Eberbacher Bäder mit den kleinen Mitteln, die er hat, attraktiver machen: Zuletzt wurden ein Volleyballnetz und Sonnenschirme fürs Freibad gestiftet. Was als nächstes kommt, soll noch mit Bäderchef Günter Haag besprochen werden.

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