Windkraft in Eberbach: Globales Denken gegen Schutz der Odenwaldbäume
Die Ratsdiskussion zu vier Tagesordnungspunkten Windenergie zeigt, dass in allen Fraktionen gegensätzliche Meinungen herrschen

Symbolbild: dpa-Archiv
Von Felix Hüll
Eberbach/Waldbrunn. Die Windenergie scheidet die Geister - das gilt auch im Gemeinderat quer durch alle Fraktionen. Selbst bei der AGL gab es bei den vier Windkraft-Tagesordnungspunkten kein einheitliches Stimmungsbild. Eine Ratsmehrheit ist der Meinung, dass wegen der besonderen Umstände im Kreisgrenzen übergreifenden Windparkprojekt Markgrafenwald die Stadt Eberbach ihre Zustimmung verweigern soll.
Mit einer 12:11-Stimmen-Mehrheit erteilt Eberbachs Gemeinderat nun nicht das gemeindliche Einvernehmen für die zwei der zwölf Markgrafenwald-Windräder, die auf der Eberbacher Gemarkung Augstel entstehen sollen. Zum Gesamtvorhaben im Nachbarkreis bestehen Bedenken. Das gilt insbesondere für dessen Auswirkungen auf Tierarten wie den Schwarzstorch, das Landschaftsbild und die Tourismuswirtschaft. Zudem lehnte auch Waldbrunns Gemeinderat jetzt das Vorhaben ab. Die geäußerten Sorgen von Bürgern beiderseits der Kreisgrenze und die Aktivitäten der Bürgerinitiativen wirkten sich ebenfalls auf die Eberbacher Stadträte aus: Karl Braun (CDU): "Es gibt neue Aspekte in Waldbrunn. Daher müssen wir das ablehnen."
Weil es beim Teilplan Windenergie im Regionalplan Rhein-Neckar lediglich ums Ausweisen von Vorranggebieten für Windräder geht, stimmten die Räte hier allerdings mit 19 Ja bei vier Nein-Stimmen zu. "Hebert" und "Augstel" sollen dort als solche Gebiete vorgesehen bleiben. Braun: "Das ist in keinster Weise eine Zustimmung zum Bau. Das ist eine ganz andere Baustelle. Wir aber wollen das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben." Bei der kommunalen Flächennutzungsplanung werden sich dann Stadträte wie Braun, Christa Wernz (SPD) und Georg Stumpf (AGL) künftig weiter streiten können. Wernz: "Ich lehne diese nächsten Schritte zum Bau von Anlagen für die Windkraftindustrie in unserem Wald ab." Wernz will Natur und Naherholung nicht dem Gewinnstreben von Unternehmen geopfert sehen. Anders Stumpf: er wählt einen globalen Betrachtungswinkel. Stumpf hält die Windenergie für einen wesentlichen Beitrag, um die Ziele des Weltklimagipfels von Paris umzusetzen. Zudem benötigte ein sinnvoller Ausbau von Elektromobilität mehr regenerativ erzeugten Strom.
Stumpf: "Windkraftbefürwortern nun ökologische Nachhaltigkeit abzusprechen, wie dies Vertreter der Initiative Hoher Odenwald tun, ist geradezu grotesk und zeigt, dass nur lokal gedacht wird, die globale Dimension der Naturzerstörung und der Erderwärmung durch Schadstoffemissionen und CO² aber nicht erkannt werden." Bedenken wie "Infraschall"-Auswirkungen auf die Gesundheit bezeichnete Stumpf als "reine Panikmache". Aber auch er sagt, dass für jeden einzelnen Standort die Fakten gegeneinander abgewogen werden müssen.
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Für Christian Kaiser (AGL) ergab sich so eine Ablehnung der Markgrafenwaldpläne. Nicht nur der Artenschutz dort, sondern auch fehlende Bürgerbeteiligung bewegten ihn dazu: "Ich hoffe, dass wir das beim Hebert anders umsetzen werden." Keine Debatte gab es mehr vor der 19:4-Entscheidung, nach der Eberbach keine Einwähne erhebt gegen das Errichten von drei Windädern ca 1,7 Kilometer entfernt vom Brombacher Krehwaldweg im geplanten Windpark "Flockenbusch" auf der hessischen Seite dort.