Hatto Zeidler stellt neues Buch vor
Der Autor mit Eberbacher Hintergrund veröffentlichte das Werk: "Die Tante kommt" und gibt am Mittwoch eine Lesung im Museum.
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Ein Autor zieht seine Kreise. Bei einem wie Hatto Zeidler, diesem Badener mit Eberbacher Hintergrund, der vor Zeiten ins schwäbische Hohenklingen eingeheiratet hat und seither mit seiner Frau vorzugsweise im hohen Norden der Wanderleidenschaft frönt, ist die räumliche Spannweite natürlich entsprechend: Sie reicht vom Enzkreis bis zum Polarkreis. Dass er sich dabei verzetteln könnte, ist bei einem so gut geerdeten Mann wie Hatto Zeidler nicht zu befürchten. Das weiß jeder, der ihn schon in seinen anderen Büchern als Autor kennen und lieben gelernt hat, in "Das Kanuhaus" etwa oder "Ein Badener in Lappland". Denn auch seine neuen Geschichten sind nicht nur bevölkert mit Figuren aus seinem persönlichen Umfeld, es ist die Begegnung mit dieser "Bevölkerung", die, bildlich gesprochen, des Schreibers Kohl eigentlich erst fett macht.
Als da wären: Tante Hanne (T), urgewaltige Schwäbin, 90 Jahre alt und wohnhaft in Südschweden; Uta, deren Nichte, freischaffende Fotografin, Cellistin und Zeidlers Angetraute (U); und natürlich Hatto, der Badener (H). Der im wirklichen Leben übrigens nicht nur Autor, sondern auch freischaffender Bildhauer und promovierter Kunsthistoriker ist und viele Jahre als Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg gelehrt hat.
Jetzt also "Die Tante kommt". So heißt sein neues Buch. Und mit dieser "Tante" kommt auch Hatto Zeidler zu einer Lesung nach Eberbach. Zeidler, Jahrgang 1938, hat in diesem Ende April im J. S. Klotz Verlagshaus erschienenen schmalen Bändchen 38 kurze Geschichten versammelt, die einen auf jede nur erdenkliche Weise zu erheitern vermögen. Grinsen, Lächeln, Schmunzeln – bis hin zum lauthalsen Gelächter ist alles drin auf diesen 189 Seiten, in diesen komischen Episoden, den skurrilen Erlebnissen, die unsere Zeit für einen scharfen Beobachter wie Hatto Zeidler bereithält, der mit der Feder zwar auch satirisch überspitzen kann, dessen Grundton aber der Humor ist.
Es sind Geschichten, die sich von der ersten bis zur letzten Seite herrlich leicht weglesen oder häppchenweise genießen lassen, die aber auch immer wieder für Denkanstöße gut sind. Geschichten vom Langlauf auf schneefreien Stoppelfeldern, vom Mysterium des schwäbischen Kartoffelsalats ("S’Eel erscht ganz zuletscht, sonscht sauget die Kartoffle nemme"), vom Picknicken im Wildwasser und vom Nordic Walking mit Stöcken, deren Sumpfteller sich im Heidekraut verheddern ("heute Abend schneide ich sie ab!"). Geschichten über die Leiden des Schriftstellers auf dem Lande (viel zu viel Lärm) und die des Warmduschers, der es nicht schafft, einsame Entscheidungen treffen zu können (und deshalb dem kollektiven Zwang zum Kaltbaden bei 14 Grad erliegt).
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Was es mit dem titelgebenden Kommen der Tante auf sich hat, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Grund zum Lächeln gibt es aber auch in dieser Story mehr als genug. Auch wenn es hier beim einen oder anderen vielleicht ein wenig säuerlich ausfallen mag...
Am Mittwoch, 22. Juni, um 18 Uhr wird Hatto Zeidler "Die Tante kommt" im großen Saal des Museums am Alten Markt vorstellen. Wer möchte, kann sich sein Buch nach der Lesung vom Autor signieren lassen.