Eberbach

Feuerwehr musste mehr in den Wald

Da es zwei Jahre lang keine Jahresversammlung gab, gibt der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr einen Einsatz-Überblick.

30.09.2021 UPDATE: 04.10.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 24 Sekunden
Markus Lenk, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr, in seiner neuen Einsatzzentrale. „2020 war ein völlig anderes Jahr“, sagt er und hofft nun endlich auf eine Normalisierung im kommenden Jahr. Foto: Martina Birkelbach

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Als Ende Februar 2020 das Coronavirus Heidelberg erreichte, in Eberbach kurz drauf die Mundschutzmasken ausverkauft waren und dann gerade die Hamsterkäufe starteten, rief Kreisbrandmeister Udo Denz die Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis zu präventiven Maßnahmen auf. Er bat, –"zum Schutz der Kameraden sowie für die dauerhafte Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft" – zu prüfen, inwieweit anstehende Hauptversammlungen, Übungsabend und sonstige Treffen reduziert werden können. Neben den Feuerwehren Heddesbach und Schönbrunn, sagte auch der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Eberbach die für den 13. März terminierte Jahresversammlung ab. Auch in diesem Jahr gab es keine.

"Das Jahr 2020 war anders. Völlig anders als die anderen Jahre", sagt Markus Lenk. Teilweise wurde der "Dienstbetrieb zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft" in Kleingruppen im vierwöchigen Rhythmus aufgenommen. Seit April 2021 erst "tastet" sich die aktive Mannschaft wieder an die "Normalität" heran und erst seit Ende der Sommerferien ist die Jugend wieder im "Dienstbetrieb". Während der Zeit der abgesagten Veranstaltungen und ohne jegliche gesellige Treffen entstanden Online-Meetings. Dazu kam der Neubau des Feuerwehr-Gerätehauses mitten im Corona-Jahr. Doch auch wenn Masken in den Fahrzeugen Pflicht sind, die Fahrzeuge nach jedem Einsatz desinfiziert werden müssen und es auch Einsätze mit Corona-Patienten gab: Die Freiwillige Feuerwehr Eberbach war und ist immer einsatzbereit und es gab in der Einsatzmannschaft keine Corona-Fälle.

Im Jahr 2020 fuhr die Gesamtwehr 176 Einsätze; weniger als im Jahr zuvor (203). Etwa zwischen Mitte Juni und Ende Juli gab es "fast gar keine Einsätze". Es gab insgesamt weniger Verkehrsunfälle, zu denen die FFW dazu gerufen wurde, dafür gab es einen sprunghaften Anstieg an "sonstigen Hilfeleistungen". Laut Lenk, der den Jahresrückblick sonst auf der Jahresversammlung erläutert hätte, teilen sich die Einsätze auf in "je zwei Einsätze für Brombach und Lindach, drei für Rockenau, sechs für Friedrichsdorf und fünf für Pleutersbach". Die Abteilung Stadt kam im vergangenen Jahr 158 Mal zum Einsatz; im Vergleich zu 178 im Jahr zuvor.

Ein Großbrand war dabei, am 24. April 2020 um 2.40 Uhr in einem Gebäude in der Altstadt. Lenk: "Beim Eintreffen der Feuerwehr brannte das erste Obergeschoss. Die Flammen griffen bereits auf das zweite Obergeschoss über. Eine Person wurde im Gebäude vermisst und konnte durch die Feuerwehr, schwer verletzt, gerettet werden. An dieser Stelle ist eine geschlossene Altstadtbebauung vorhanden, was auch dazu führte, dass die Ortsteilwehren Lindach, Rockenau und Pleutersbach ebenfalls im Einsatz gewesen sind und die Löscharbeiten unterstützten".

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Zu einem "Mittelbrand" rückte die Freiwillige Feuerwehr am 5. August aus. Mehrere Gartenhütten sowie Anbauten in zwei Schrebergärten am Ohrsberg, im Bereich der Moschee, brannten. Dazu kamen 2020 noch 13 Kleinbrände. Fünfmal rückten die Kameraden zu Brandnachschauen aus, zwölfmal gab es Alarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Neun Fehlalarmierungen "ohne Tätigkeiten" waren dabei und fünf Verkehrsunfälle (alles keine Schwerstunfälle und kein einziger Motorradunfall). 2019 waren es laut Lenk neun Verkehrsunfälle, zu denen die Feuerwehr gerufen wurde. Vier Gefahrgut- und Öleinsätze sowie drei Sicherheitswachdienste wurden im vergangenen Jahr noch geleistet. Dazu kamen fünf Überlandhilfen (in Orte um Eberbach außerhalb der Gemarkung), darunter auch die Hilfe beim Sägewerksbrand in Heddesbach. 13 Mal war Seelsorger Marc Förster im Einsatz.

Den größten Anteil mit 105 der 176 Einsätze im Jahr 2020 hatten die "sonstigen Hilfeleistungen". Dazu zählen beispielsweise Unterstützung des Rettungsdienstes, Sturm und Schneebruch, Türöffnung, abgestürzte Personen oder Tierrettung. Laut Lenk ist diese Zahl "sprunghaft angestiegen", weil "die Leute mehr raus in die Natur sind. "Draußen war viel los, auch in den Wäldern." Bei der Burg Eberbach habe es Verletzte gegeben, weil sie versucht haben, die Sandsteinmauern zu erklimmen. "Einige hatte falsches Schuhwerk an, dann war es feucht und sie haben sich die Knöchel verletzt. Wir haben den Personen aus den Wäldern herausgeholfen und sie bis zum Rettungsdienst getragen", erklärt der Gesamtkommandant. Die "Rettungspunkte im Wald" seien dabei oft eine große Hilfe für die Ortung gewesen; "und viele Wanderer haben inzwischen auch die App für die "Hilfe im Wald."

Insgesamt wurden bei den Einsätzen 33 (2019: 41) Personen gerettet, "drei Personen waren leider bei unserem Eintreffen bereits verstorben".

Am 1. Januar 2021 zählt die Eberbacher Gesamtwehr 236 Mitglieder (1. Januar 2020: 249), aufgeteilt in 160 (165) Aktive, 22 (19) Jugendfeuerwehrangehörige und 58 (53) Alterskameraden. In der Gesamtwehr leisten 16 (17) Frauen ihren Dienst. In den einzelnen Abteilungen lauten die Zahlen: Brombach 29 Aktive, 7 Altersmannschaft; Friedrichsdorf, 20 (8); Lindach, 19 (8); Pleutersbach, 19 (6); Rockenau 16 (11) und Stadt 57 (14). In Rockenau gibt es eine Jugendgruppe mit sechs Beteiligten; in Eberbach sind es derzeit 16. Laut Lenk waren es vor der Pandemie 36 Jugendliche, vor den Sommerferien 2021 dann nur noch elf. Die jetzt insgesamt 22 Jugendlichen sind aber immer noch 14 weniger als vor der Pandemie. Der Abgang hat für Lenk vorrangig zwei mögliche Gründe: "2020 gab es keine Veranstaltungen. Zudem durften beispielsweise Fußballvereine bereits im Frühjahr wieder mit dem Training starten, wir erst nach den Sommerferien. So haben einige gewechselt". Die Jugend soll jetzt mehr bewertet und demnächst auch mehr beworben werden. Ein Eintritt in die Jugendabteilung ist ab zehn Jahre möglich. 17- bis 18-Jährige werden zum aktiven Dienst "herangeführt", ab 18 kann man nach bestandenem Grundlehrgang in den aktiven Dienst wechseln. "Wir sind über jeden neuen Jugendlichen froh, natürlich auch über Mädchen und Frauen", betont Lenk.

Ehrungen und Beförderungen der vergangenen beiden Jahre sollen nachgeholt werden. Lenk hofft nun auf das Jahr 2022 mit einer Jahresversammlung, einem "Tag der offenen Tür" zur Besichtigung des neuen Feuerwehrgerätehauses und auch ansonsten auf "Normalisierung". "Immerhin zieht jetzt alles wieder an, immer mehr ist möglich, der Terminkalender füllt sich", blickt der Gesamtkommandant positiv in die Zukunft.

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