Eberbacher Trinkwasser sprudelt nach neuem Konzept

Eine Arbeitsgruppe hat nach der Verunreinigung fünf Varianten entwickelt

13.09.2016 UPDATE: 14.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Wassermeister Uwe Andro (l.) und Betriebsingenieur Timo Fuß von den Stadtwerken Eberbach bei einer Überprüfung der UV-Anlage im Brombacher Wasserwerk. Dahinter sind auch die Instrumente zur Messung des ph-Werts und des Trübungsverhaltens angebracht.

Von Marcus Deschner

Eberbach. Fortschritte macht das Trinkwasserkonzept der Stadt Eberbach. "Unsere Gedanken zum Konzept stehen, jetzt muss sich der Gemeinderat damit befassen", erläutert Timo Fuß, fürs Wasser zuständiger Betriebsingenieur bei den Stadtwerken Eberbach (SWE). Fünf Varianten wurden in den zurückliegenden Monaten von einer Arbeitsgruppe zum "Projekt Wasserversorgung 2025" entwickelt. Der gehörten neben Bürgermeister Peter Reichert und Stadtwerkeleiter Günter Haag Mitarbeiter eines Ingenieurbüros sowie Beschäftigte der SWE an. Erste Ergebnisse wurden der Bevölkerung bereits in einer Info-Veranstaltung vergangenen Dezember vorgestellt.

Hintergrund des neuen Trinkwasserkonzepts ist die Verunreinigung der Holdergrundquelle vor etwa einem Jahr, die damals für Aufregung in der Stadt sorgte und zur vorübergehenden Schließung der Zapfstelle führte. Die SWE reagierten seinerzeit umgehend mit einer Reihe von Sofortmaßnahmen. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt wurde das aus dieser Quelle kommende Nass gechlort. Das wird nach Fuß’ Angaben auch heute noch gemacht, wenngleich nur noch in ganz geringer Dosis. "Das dient der Sicherheit". Die Anlage in der Nähe des Wildschweingeheges wurde technisch aufgerüstet, ein Zaun darum errichtet, damit Wildtiere dort nicht mehr ihre Ausscheidungen hinterlassen können. Zudem wurde laut Fuß eine Vorrichtung eingebaut, die bei starker Trübung des Rohstoffs das Grundwasser sofort vom Netz trennt und die Anlage abschaltet. Rund 130.000 Euro haben die Stadtwerke für das Paket investiert.

Das neue Konzept, für das allerdings fünf Varianten entwickelt wurden, erfasst alle zehn Quellstandorte, fünf Aufbereitungsanlagen, 13 Hochbehälter und verschiedene Druckerhöhungsanlagen. Denn das Wasser zur Versorgung der Stadt und der Ortsteile Lindach, Gaimühle und Friedrichsdorf sprudelt hauptsächlich aus der Herrenwiesenquelle, den Quellen im Dürrhebstal und eben der Holdergrundquelle. Die knapp 800 Rockenauer Bürger werden aus der Rothenbach-Quelle mit dem Lebensmittel Nummer eins versorgt, die 360 Bewohner Brombachs aus der mitten im Ort liegenden Geißberg-Quelle. Die in unmittelbarer Nähe liegende Aufbereitungsanlage wurde vor wenigen Jahren für mehrere hunderttausend Euro umfassend saniert. Die Quellen fährt "Wassermeister" Uwe Andro mehrmals in der Woche an. Andro ist nun für den kürzlich in den Ruhestand getretenen Karlheinz Sauer tätig. Zudem wird das Netz per Fernwirkanlage überwacht. Für knapp tausend Einwohner ist die Stadt auf "Fremdbezug" von Wasser angewiesen. So wird Pleutersbach von Schönbrunn aus versorgt, Unterdielbach von Waldbrunn und Badisch Igelsbach von Hirschhorn. Zwischen 1500 und 2000 Kubikmeter kühles Nass strömen täglich durch die Leitungen der Stadtwerke. Und das zu einem Bezugspreis von 3,01 Euro je Kubikmeter.

Mit der Bestandsaufnahme zum Konzept wurde festgestellt, dass fast alle Anlagen Alterserscheinungen aufweisen, da diese im Schnitt über 50 Jahren alt sind. Entsprechend ist der Investitions- und Instandhaltungsstau - trotz stetiger Pflege durch das Betriebspersonal. Die marodeste aller Quellen ist die im Holdergrund. Mittelfristig soll diese nach einer Empfehlung der Arbeitsgruppe daher aufgegeben werden, die anderen dafür aufgerüstet werden. Welcher Variante man schließlich folgen wird, liegt bei den städtischen Gremien, die das Thema noch dieses Jahr beschäftigen wird.

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Wie Timo Fuß erklärte, steht den Stadtwerken als eine der nächsten Aufgaben eine Rohrnetzberechnung ins Haus, um die gewünschte Variante auf sichere Füße stellen zu können. Ebenso muss man sich wieder turnusgemäß die Wasserrechte sichern. "Das läuft übers Wasserrechtsamt beim Landratsamt". Und nach wie vor viel Arbeit gibt’s mit Wasserrohrbrüchen, die laut Fuß zwischen 30 und 50 Mal pro Jahr vorkommen. Zu Beginn des Gesprächs kam der Ingenieur gerade von solch einem Malheur in der Memelstraße. Die Leitung , Baujahr 1972, war gebrochen, die SWE samt dem zum Aufgraben zuständigen Bauunternehmen flugs vor Ort, so dass die betroffenen dreißig Haushalte nur rund anderthalb Stunden auf Leitungswasser verzichten mussten.

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