Eberbach muss Millionen in die Trinkwasserversorgung investieren
Neukonzeption "Wasserversorgung 2025": Bei allen fünf Wasseraufbereitungsanlagen, 13 Hochbehältern und mehreren Druckerhöhungsanlagen besteht Handlungsbedarf

An allen Wasserversorgungsanlagen Eberbachs besteht Handlungsbedarf, wie etwa bei Ansatzpunkten für Ablagerungen im Putz der Wasserbecken. Fotos: BIT-Ingenieure(2) / Hüll(2)
Von Felix Hüll
Eberbach. Die gute Nachricht vorneweg: Das Eberbacher Trinkwasser ist sicher. Es kann bedenkenlos jetzt wie auch während möglicher Sanierungsarbeiten am Netz getrunken werden. Aber die 130 Kilometer Leitungen und die rund 40 Anlagen der Wasserversorgung müssen neu konzipiert werden. Dieses Projekt "Wasserversorgung 2025" wird die Stadt Millionen Euro kosten.
Auf eine genaue Zahl wollten sich die Experten beim Bürgerinformationsabend vor gerade mal 50 Besuchern aber nicht festlegen. Bis Ende 2016 laufen Messungen, wie viel Wasser die zehn Eberbacher Quellen wirklich schütten. Erst danach soll im Frühjahr 2017 Konkretes mit belastbaren Zahlen im Gemeinderat zu Debatte und Entscheidung vorgelegt werden.
"Wir müssen das Problem an der Wurzel packen. Stückwerk wollen wir nicht", leitete Stadtwerkeleiter Günter Haag die Fachvorträge der Ingenieure Markus Vaas und Matthias Weber vom Karlsruher Büro BIT-Ingenieure ein. Vaas skizzierte bei seiner Bestandsaufnahme, dass man in Eberbach unterscheiden müsse nach verschiedenen Versorgungszonen: Während Pleutersbach, Unterdielbach, Igelsbach und Schöllenbach von Nachbarkommunen aus mit versorgt werden, beziehen Brombach vom Geißberg und Rockenau von Rothenbach Quellwasser. Die "Kernzone" mit 12 600 Bewohnern, etwa 85 Prozent aller zu Versorgenden (Eberbach, Lindach, Gaimühle und Friedrichsdorf), versorgen die drei Quellen Herrenwiese, Dürrhebstal und Holdergrund. Durch die im September 2014 bemerkte Verunreinigung der Holdergrundquelle mit Darmkeimen wurde die Stadt gezwungen, ihre Wasserversorgung auf den Prüfstand zu stellen. Mittelfristig werde man die Holdergrundquelle wohl aufgeben.
Der durchaus bekannte Investitionsstau stellt sich jetzt wie folgt dar: Bei allen fünf Wasseraufbereitungsanlagen, 13 Hochbehältern und mehreren Druckerhöhungsanlagen besteht Handlungsbedarf. Die Anlagen stammen größtenteils aus den 1960er Jahren, sind veraltet, sanierungsbedürftig, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik, gefährden teils die Arbeitssicherheit des Personals und geben Anlass zur Überlegung, ob nicht bei Teilen des Versorgungsnetzes Neubauten günstiger kommen als ein Sanieren im Bestand. Vaas: "Die Sachen sind gut instand gehalten. Das Personal gibt sich die größte Mühe. Aber die Anlagen sind eben veraltet."
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Durch das Vorhandensein von insgesamt zehn Quellen sei die Wasserversorgung aber immer in der Lage, das "bekannt hervorragende Eberbacher Trinkwasser" (Bürgermeister Peter Reichert) bereit zu stellen. Wegen der Anforderungen des Gesundheitsamts werde aber bis heute in der Kernzone allen drei Quellen zwischen 0,1 bis 0,15 Milligramm Chlor pro Liter Wasser zugesetzt, gab Timo Fuß von den Stadtwerken auf Nachfrage an. Derzeit werde ein Jahr durchgehend gemessen, wie viel Wasser die Quellen verlässlich ausschütten. Darauf basierend soll dann die Neukonzeption "Wasserversorgung 2025" entstehen. Weber und Vaas sprachen von fünf Varianten: Sanierung im Bestand und nur noch hier Beibehalten der Holdergrundquelle, Erweitern um zusätzliche Quellen, Fremdbezug (ergänzend durch die Bodenseewasserversorgung), Intensivieren (durch maximales Ausnutzen der vorhandenen Quellen ohne Holdergrund und eventueller zusätzlicher Fremdwasserbezug) sowie Intensivieren und Neuordnung mit Neubau eines Hochbehälters sowie Neuordnung der Druckzonen im Netz.
Was das kosten werde, war auch Thema in der Fragerunde im Anschluss. Bürgermeister, Stadtwerkeleiter und Ingenieure erklärten, seriös könne man dazu derzeit gar nichts sagen.Klar ist, dass etwas getan werden müsse, und dass man auch betrachten müsse, was neben der einmaligen Finanzierung die Kosten auf lange Sicht des anschließenden Betriebs sein werden. Bürgermeister Reichert: "Wir wissen, dass es einige Millionen kosten wird. (...) Es wird den Wasserpreis erhöhen. Es ist aber unser Pflicht, hier etwas zu tun. Und wir wissen auch, dass wir den Gebührenzahler hier nicht über Gebühr belasten dürfen."
Zur Situation der städtischen Abwasserentsorgung informierte beim Infoabend Timo Mechler.



