Dr.-Schmeißer-Stift Eberbach: Noch viel Rechenarbeit für Architekten
Wie groß sollte eine betreute Wohnung sein? - Trend bei Anfragen geht zu größeren Wohnungen, aber kleine sind nach wie vor stark gefragt

Das Dr.-Schmeißer-Stift. Foto: Weyrauch
Von Christofer Menges
Eberbach. Was ist die richtige Wohnungsgröße für alte Menschen, die Hilfe brauchen? Das ist die Frage, um die sich bei den Umbauplänen zum Dr.-Schmeißer-Stift derzeit vieles dreht. In seinen ersten Entwürfen stellte der Heidelberger Architekt Christoph Weidner den Mitgliedern des Vereins Stiftung Altersheim mehrere Varianten vor. Allen gemein: Nicht mehr als fünf Wohnungen pro Stockwerk im Hochhaus des Stifts. Bei sechs werde es unter anderem aus Brandschutzgründen aufwendiger. Das wären 25 Wohnungen, etwa drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 54 Quadratmetern und zwei Drei-Zimmer-Wohnungen mit 80 und 88 Quadratmetern auf einer Etage.
"Zu groß", sagen etliche Mitglieder des Stiftungsvereins. Denn Wohnen soll auch im Alter noch bezahlbar bleiben - zumal Betreeungs- und Zusatzangebote in der Regel auch noch extra kosten. Nach wie vor wird fürs betreute Wohnen im Dr.-Schmeißer-Stift mit Mieten von zehn Euro pro Quadratmeter gerechnet.
Einen "sinnvollen Mix" an Wohnungsgrößen propagiert Vereinsvorsitzender Peter Reichert. Von der Familie Hepp als Betreiber des betreuten Seniorenwohnens in der Friedrich-Ebert-Straße habe er erfahren, dass kleine Wohnungen derzeit "ganz schlecht vermietbar" seien.
38 betreute Wohnungen bieten die Hepps in der Friedrich-Ebert-Straße an. 26 davon haben eine Größe von bis zu 45 Quadratmeter, neun liegen zwischen 55 und 60 Quadratmeter, nur drei sind größer. Und es ist auch nicht so, dass die kleinen nicht weggehen: "Wir haben vermehrt Anfragen nach Zwei-Zimmer-Wohnungen, auch von Alleinstehenden", bestätigt Senior Gerhard Hepp zwar einen Trend zu größeren Wohnungen. Aber "Wenn wir morgen kleine Wohnungen anbieten würden, dann kriegen wir zehn oder 20 vermietet." 70 Leute stehen bei Hepps derzeit auf der Warteliste: "Wer zehn Jahre auf der Liste steht, nimmt auch eine kleine Wohnung."
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Der frühere Biss-Aktivist und ehrenamtliche Flüchtlings- und Seniorenhelfer Wolfgang Court hat recherchiert. In der AWO-Wohnanlage in Diedesheim gibt es 46 Wohnungen zwischen 40 bis 57 Quadratmeter, Warmmiete 9,50 Euro. Das Seniorenzentrum Neckarbischofsheim bietet 22 Wohnungen an, 18 davon zwischen 53 und 57 Quadratmeter, die größten beiden haben 73, Warmmiete rund acht Euro. In der Anlage im Stadtpark Sinsheim sind die 66 Wohnungen zwischen 42 und 72 Quadratmeter groß. Die Warmmieten liegen zwischen 10,30 und 11,70 Euro.
Es seien eben häufig erst Alleinstehende, die ins betreute Wohnen ziehen, sagte Herma Giese in der Mitgliederversammlung des Stiftungsvereins. So wohnen im Hause Hepp laut Court nur in fünf der 38 Wohnungen Ehepaare. Und nur drei sind Autofahrer.
Deshalb sind dem Stiftungsvereinsmitglied die Ideen zum Bau von Parkplätzen anstelle des 1986 gebauten Pflegetrakts, der dafür abgerissen werden müsste, schleierhaft. "Bei 25 Wohnungen im Stift hätte man entsprechend zwei Autos, nachweisen müsste man 0,5 Stellplätze pro Wohnung, also 12,5 - und zwölf bis 14 Parkplätze sind bereits vorhanden", sagt Court. Stattdessen verzichte man, wenn der Pflegetrakt tatsächlich abgerissen würde, auf 15 weitere Wohnungen mit 37 bis 40 Quadratmetern und Mieteinnahmen von rund 80 000 Euro im Jahr.
Herma Giese bringt angesichts kleiner Renten einen weiteren Faktor ins Spiel: Wohngeld. Denn den Zuschuss gibt es nur bis zu einer bestimmten Höhe. Da sind, wenn auch regional unterschiedlich, Wohnungsgröße und Mietkosten entscheidende Faktoren. 45 Quadratmeter gelten als Richtgröße für eine Person, 60 Quadratmeter für zwei. Auf Architekt Weidner und den Stiftungsvereinsvorstand kommt noch einiges an Rechenarbeit zu.



