Betreiber der "Remembar-Lounge" klagen gegen den Landkreis
"Die Sperrzeit bricht uns das Genick" - Hauptumsatz wird nach 21 Uhr gemacht

Von Martin Bernhard
Buchen. Die "Remembar-Lounge Buchen" beim Kaufland möchte in einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe die Ausweitung der Sperrzeit auf 23 Uhr kippen. Mit einer Entscheidung ist in den nächsten Tagen zu rechnen. Auch der Betreiber der "Remembar" in Mosbach hat Klage gegen den Landkreis eingereicht.
Seit Landrat Dr. Achim Brötel am 20. Oktober die "Allgemeinverfügung über infektionsschützende Maßnahmen" erlassen hat, gilt im Neckar-Odenwald-Kreis für Schank- und Speisewirtschaften eine Sperrzeit von 23 bis 6 Uhr am Folgetag. "Die Sperrzeit ab 23 Uhr bricht uns das Genick", sagen die Betreiber der "Remembar Lounge Buchen", Hakan Ertürk und Cüneyt Budak. Deshalb fechten sie diese Regelung juristisch an. Bisher hatte ihr Lokal täglich von 17 bis 2 Uhr geöffnet. Landkreis-Pressesprecher Jan Egenberger äußerte sich zu dem laufenden Verfahren nicht.
Seit Ende April 2019 betreiben die beiden Gastronomen ihr Lokal im oberen Bereich des Einkaufszentrums am Sendeturm. Nach ihren Worten lief das Geschäft sehr gut. Gäste können dort nicht nur Shisha rauchen, sondern bei Getränken und kleinen Speisen einfach nur entspannen. "An Wochenenden waren wir fast immer ausgebucht", sagt Hakan Ertürk. Nur wer reservierte, konnte sichergehen, noch einen Platz zu erhalten. Nach Ertürks Worten kommen die Gäste nicht nur aus der Region, sondern auch darüber hinaus, zum Beispiel aus dem Raum Mannheim oder Würzburg.
Schon der dreimonatige Lockdown im Frühjahr sei schwer für die Gastronomen zu verkraften gewesen. "Unser Verpächter ist uns damals super entgegengekommen", stellt Ertürk fest.
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Doch seitdem das Lokal schon um 23 Uhr schließen muss, bleiben viele Gäste aus. So seien sehr viele Reservierungen für das vergangene und das kommende Wochenende storniert worden. Wie die beiden Betreiber erläutern, machten sie ihren Umsatz hauptsächlich ab 21 Uhr. Wenn die Gäste bereits um 23 Uhr das Lokal wieder verlassen müssten, blieben viele zu Hause.
Ertürk und Budak verstehen den Sinn der Ausweitung der Sperrzeit nicht. "Ist Corona etwa nachtaktiv?", fragen sie. Außerdem habe das Robert-Koch-Institut (RKI) festgestellt, dass Infektionsausbrüche nicht auf die Gastronomie zurückzuführen seien. "Mit einem Alkoholverbot ab 23 Uhr könnten wir leben", sagen sie. "Jeder Tag mit der ausgeweiteten Sperrzeit tut uns aber extrem weh."
Ertürk und Budak verweisen auf ihr Hygienekonzept, das von den zuständigen Behörden genehmigt worden sei. Die Raumhöhe von 5,70 Meter und die Belüftungsanlage minderten die Infektionsgefahr zusätzlich. Zudem sei Buchen nicht mit Großstädten wie Mannheim zu vergleichen. Hier gebe es keine Laufkundschaft. Sobald das "Kaufland" geschlossen habe, halte sich kaum jemand auf dem Areal des Einkaufszentrums auf.
"Wir haben unser ganzes Hab und Gut hier hereingesteckt", betont Ertürk. Allein für die Lüftungsanlage habe man einen sechsstelligen Betrag investiert. Man beschäftige insgesamt 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, viele davon in Teilzeit. Allein an den Wochenenden waren bisher 15 Servicekräfte im Einsatz. "Der Nebenverdienst ist für die Angestellten sehr wichtig", stellen die beiden "Remembar"-Betreiber fest.
Immer wieder kursieren Gerüchte darüber, dass in Kneipen und Gaststätten im Raum Buchen Partys gefeiert würden, ohne dass die Hygienevorschriften beachtet würden. Dies kann Carsten Diemer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn nicht bestätigen. Für die vergangenen beiden Wochenenden liege der Behörde kein derartiges Vergehen vor. Auch Simone Schölch von der Stadt Buchen kennt diese Gerüchte. Man gehe diesen Hinweisen nach und kontrolliere solche Betriebe, teilweise gemeinsam mit Beamten der Polizei.