Ruckeliger Start ins neue Müllzeitalter
Am Mittwoch wurden gelbe Säcke mitgenommen und auch die Wertstofftonne entleert - Keine Kontrollen und etliche Ausnahmen

Gelber Sack oder gelbe Wertstofftonne? Offenbar war für nicht wenige Bürger gestern verwirrend, was nun am Straßenrand zu stehen hat. Abgeholt wurde beides. Foto: Tanja Radan
Buchen. (Wd) Bekanntlich beginnt derzeit das neue "Müllzeitalter" auch für Buchens Bürger nach dem System der "Restmüllarmen Abfallwirtschaft", das eine möglichst effiziente und umfassende Verwertung von Abfällen zum Ziel hat. Zunächst wurde dieses System im Rahmen eines Pilotversuches in den Gemeinden Rosenberg und Hardheim umgesetzt. Damit sind rund 27.000 Einwohner und somit knapp 20 Prozent des Landkreises an dieses System angeschlossen. Bis Ende 2020 soll der gesamt Landkreis umgestellt sein.
Doch schon am gestrigen Mittwoch gab es offenbar Irritationen bei der Bevölkerung. Oftmals wurden die gelben Tonnen am Straßenrand bereitgestellt. Bei manchen Häusern zur Sicherheit noch die gelben Säcke um die Tonne herum gestellt. Im Entsorgungskalender war eindeutig der "Gelbe Sack" abgebildet. "Es wurde beides geleert bzw. mitgenommen", so AWN-Sprecher Martin Hahn auf Nachfrage. Doch nicht von allen Haushalten wird die Trennung nach dem neuen System verlangt. Warum das so ist und wen es betrifft und ob auch kontrolliert wird, was in den Tonnen landet, fragte die Redaktion bei der AWN nach.
Basis des neuen Systems sind zwei verschiedene Wertstofftonnen: Die grüne Bioenergietonne (BET) ist für nasse und kompostierbare Abfälle. Mit dem Inhalt der BET kann in einer Vergärungsanlage zunächst Strom und Wärme erzeugt werden.
Danach wird das Material als Dünger, beispielsweise in der Landwirtschaft, eingesetzt. Alternativ kann der Inhalt auch vollständig kompostiert werden. Deshalb ist wichtig, dass keine Störstoffe wie Glas, Metall und Plastik enthalten sind.
In die gelbe Trockene Wertstofftonne (TWT) kommen trockene Wertstoffe wie Verpackungen, Folien, Konservendosen aber auch Kleineisenteile und Haushaltsgegenstände und Spielzeuge aus Kunststoff. Dieser Inhalt wird anschließend der Wiederverwertung zugeführt.
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Störstoffe wie Kehricht, Medikamente, Staubsaugerbeutel, Scherben und Porzellan, Hygieneartikel, Windeln, Kleintierstreu, Einwegspritzen und Zigarettenkippen werden in einer separaten Störstoffsammlung erfasst. Daraus wird in Müllheizkraftwerken Strom und Wärme erzeugt. Die schon seit Jahren gut eingeführten separaten Sammlungen von Altpapier (blaue Tonne), Altglas, Altholz und -metall, Altkleidern, Elektroschrott, Grünschnitt, Sonderabfall und Sperrmüll bleiben wie gewohnt bestehen.
Werden bei der Abfuhr sogenannte Fehlwürfe kontrolliert, korrigiert oder sogar geahndet?
Eine Kontrolle und daraus resultierend eine Ahndung ist derzeit nicht vorgesehen. Wir werden allerdings nach der Einsammlung Qualitätskontrollen durchführen, inwieweit das neue Sammlungssystem angenommen wird.
Wie viele Firmen, Gewerbetreibende, Schulen, Kindergärten und Behörden von der neuen Regelung nicht betroffen sind und warum?
Das Müllkonzept ist primär für Privathaushalte mit entsprechenden Mengen an organischen Abfällen/Küchenabfällen geeignet. Insbesondere Gewerbebetriebe/Handwerksbetriebe haben häufig keine nennenswerten Organikabfälle im Restmüll. Als Trennlinie wurden die Vorgaben der Gewerbeabfallverordnung herangezogen. Es handelt sich um ca. 400 Mülleimer (von rund 7 000), die nicht in das neue Müllsystem umgestellt wurden. Es gibt dabei Stellen, die für das neue Müllkonzept nicht geeignet sind, wie etwa Arztpraxen oder Büros.
Wie sollen z.B. Schüler und Kinder der Kindergärten lernen, den Müll nach den neuen Erfordernissen zu trennen, wenn alles trotzdem in der Restmülltonne landet?
Kinder sind beim Thema Abfall eine sehr wichtige Zielgruppe. Inwieweit das neue Müllkonzept in Schulen und Kindergärten umgesetzt wird, ist noch abschließend zu entscheiden. Es gibt Schulen, die eine Umsetzung angeregt haben. Es gibt auch Schulen, die bislang nicht an die Restmüllabfuhr angeschlossen waren. Die Abfälle wurden direkt im Entsorgungszentrum angeliefert. Eine Umstellung in Richtung neues Müllsystem wäre damit ohnehin nicht ohne Probleme möglich gewesen.
Wie groß ist der Anteil der Personen der o.a. "Sonderfälle" in Buchen, gemessen an den Personen der privaten Haushalte, die in Betrieben, Firmen, Behörden, Schulen und Kindergärten das neue System nicht anwenden müssen?
Eine Zuordnung von Personen auf Müllbehältnisse im gewerblichen Bereich ist nur bedingt möglich. Eine Hochrechnung anhand der oben genannten Behälterzahlen ergibt eine Schätzung von rund fünf Prozent der erfassten Abfälle. Für das Erweiterungsgebiet (Buchen, Ortsteile Hardheim) bedeutet dies bei den Bioabfällen eine Menge von rund 90 Tonnen im Jahr bei einer Gesamtmenge ca. 1.800 Tonnen bei einem vollen Kalenderjahr.
Was geschieht mit dem Müll dieser Sonderbereiche? Wo wird er entsorgt oder verwertet?
Der Abfall wird weiterhin thermisch entsorgt, derzeit im Müllheizkraftwerk Mannheim.



