Hardheimer "Restmüllfreie Abfallwirtschaft": Jetzt kommt der Störstoffsack hinzu
Windeln, Medikamente und Porzellan werden in Hardheim künftig separat gesammelt - AWN entwickelt ihr Pilotprojekt weiter

Die trockene Wertstofftonne, die Altpapiertonne und die Bioenergietonne: Zu diesen drei Gefäßen kommt in Hardheim und Rosenberg der Störstoffsack hinzu. Foto: AWN
Hardheim. (rüb) Seit knapp drei Jahren nehmen die Hardheimer am Pilotprojekt "Restmüllfreie Abfallwirtschaft" der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises (AWN) teil. Auch wenn die Erfahrungen positiv sind und die Bürger der Kerngemeinde sich an die beiden neuen Tonnen gewohnt haben, müssen sie sich ab Juni auf eine Neuerung einstellen: Gesetzliche Vorgaben sorgen dafür, dass bald ein "Störstoffsack" für Windeln, Medikamente oder Scherben hinzukommt. AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter stellte die Weiterentwicklung zur "Restmüllarmen Abfallwirtschaft" am Montagabend in der Gemeinderatssitzung in Gerichtstetten vor.
Eingangs erläuterte Ginter die Vorgeschichte. Das Pilotprojekt wurde im Frühjahr 2010 in Rosenberg eingeführt mit dem Ziel der vollständigen Verwertung der in Haushalten anfallenden Abfälle. Im Sommer 2013 wurde das Projekt auf die Kerngemeinde ausgeweitet.
"Wir haben in Hardheim gute Erfahrungen gemacht", sagte der Geschäftsführer. Neben der hohen Akzeptanz in der Bevölkerung verwies er auch auf die Mengensteigerung bei den gesammelten Abfällen von 10 bis 20 Prozent durch das hohe Behältervolumen der neuen Tonnen (240 Liter).
Doch nun hätten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiterentwickelt. Eine rein energetische Verwertung des Restmülls - wie im AWN-Konzept vorgesehen - sei nicht mehr möglich: Laut Kreislaufwirtschaftsgesetz 2012 müsse der Inhalt der Bioenergietonne auch zu Kompost verarbeitet werden.
Das System der "Restmüllfreien Abfallwirtschaft" mit Bioenergietonne (BET) und einer trockenen Wertstofftonne (TWT) müsse daher zur "Restmüllarmen Abfallwirtschaft" weiterentwickelt werden, zeigte Dr. Ginter auf. Deshalb werde eine Störstoffsammlung eingeführt, mit der diejenigen Abfälle aussortiert werden, die eine stoffliche Verwertung erschweren.
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Zu den "Störstoffen" zählen Windeln, Staubsaugerbeutel, Medikamente, Scherben/Porzellan oder Hygieneartikel. Die Berechnungen gingen davon aus, dass pro Person und Jahr 20 Kilogramm davon anfallen würden. Der neue Sack soll alle vier Wochen angefahren werden. Die Bioenergietonne soll wie bisher 14-tägig geleert werden, die trockene Wertstofftonne statt 14-tägig künftig alle vier Wochen.
Die Verteilung der neuen roten Säcke soll im Rahmen der Abfuhr der Tonnen erfolgen. Zudem sollen Ausgabestellen eingerichtet werden. "In besonders gelagerten Härtefällen, z. B. bei einem hohen Anfall von Windeln, können auf Antrag abweichende Regelungen zugelassen werden", sagte Ginter. In solchen Fällen sei auch eine Tonnenlösung denkbar.
"Wir wollen die Akzeptanz und die Praxistauglichkeit testen", sagte Dr. Ginter, um zu sehen, ob eine kreisweite Umsetzung denkbar ist. Die Umsetzung sei für den Frühsommer geplant.
Anschließend hatten die Gemeinderäte die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Klaus Kreßner wollte wissen, ob die Neuerung Auswirkungen auf die Müllgebühr haben werde, was Ginter verneinte. Den vierwöchigen Rhythmus für die trockene Wertstofftonne hielt Kreßner für zu lang. Die Erfahrungen der Praxis zeigten, dass die Tonnen nicht voll seien oder falsch gefüllt würden, antwortete Ginter.
Warum das Pilotprojekt bislang noch nicht ausgeweitet wurde, fragte Lars Ederer. Die kreisweite Umsetzung bis 2020 sei geplant, so der AWN-Geschäftsführer. Stufenweise könnte es ab 2018 losgehen.
Siegfried Horn sah Probleme darin, die Störstoffe in Säcken zu sammeln, da diese aufgerissen werden könnten. Eine Tonne wäre wünschenswert. Klaus Schneider erkundigte sich, ob das Konzept der Grüngutannahmestellen im Kreis erhalten bleibt. "Das ist das Ziel", sagte Dr. Ginter, da es die kostengünstigste Lösung für die Region sei.
Info: In Hardheim findet die erste Störstoffsammlung am 29. Juni statt, in Rosenberg am 28. Juni.



