Absurdes Schwarzfahren

Wenn man in Eile das falsche Bahn-Ticket zieht

Bei der Kontrolle kam das böse Erwachen. Die Kontrolleure ließen keine Argumente zu.

13.01.2023 UPDATE: 13.01.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden
Symbolbild: Dorn

Von Carmen Oesterreich

Eberbach. Zur Zeit machen wir uns viele Gedanken darüber, wie die Mobilitätswende klappen könnte. Wir Bürger sollen möglichst vom Auto auf die Bahn umsteigen. Gut genutzt wurde das grenzüberschreitende 9-Euro-Ticket. Wäre es geblieben, hätte sich der Ärger über Gedränge auf Ausflugslinien oder zu Stoßzeiten sicher gegeben.

Nicht ersichtlich ist, dass nach den vielen Diskussionen jetzt Buslinien, insbesondere auf dem Land, häufiger zu den S-Bahnhöfen fahren – wenn überhaupt ....

Was eigentlich hat "die Bahn" (gemeint sind auch die Verkehrsbetriebe) im vergangenen halben Jahr verbessert, außer ihrem Klagen über Geldmangel für erweiterte Angebote? Sie hat – kurz bevor das 49-Euro-Ticket kommt – kräftig die Preise erhöht, und, so ist von Bahnfahrern zu hören, auch die Zahl der Kontrolleure. Schön, dass der Personalmangel ein Ende hat. Kontrollen sind wichtig. Doch bitte nicht, um Kunden zu verprellen.

So erzählte eine Mutter, dass ihre Tochter trotz Führerscheins und Autos Bahn fahren wollte. Sie kam knapp am Bahnhof an, Zugpersonal war nicht in Sicht. Für jemanden, der nicht oft vor dem Automaten steht, ist es schwierig, in der Eile die richtige Karte zu ziehen. Kurz bevor die S-Bahn einfuhr, entschied sie sich für ein Ticket mit dem Zusatz BC für 7,90 Euro, ohne zu wissen, was BC bedeutet. Sie las flüchtig, dass bei diesem Ticket ein Lichtbildausweis erforderlich sei. "Den hab ich", dachte sie und sprang guten Gewissens in den Zug. Hat ja gerade noch geklappt, ohne Ticket wollte sie nicht fahren.

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Bei der Kontrolle kam das böse Erwachen: BC heißt Bahncard. Diese besitzt die Dame nicht, und so hat die pflichtbewusste Mitarbeiterin der Bahn dies als Schwarzfahren deklariert. Der junge Fahrgast musste 3,90 Euro für die Weiterfahrt nachzahlen und persönliche Daten angeben. Die 60 Euro teure Strafe (pardon: "erhöhtes Beförderungentgelt") fürs "Fahren ohne gültige Fahrkarte" folgte. Argumente ließ die Kontrolleurin nicht gelten, sagte: "Das ist Ihr Problem, wenn Sie falsch buchen."

Die Mutter war entsetzt, rief beim Kundenservice an, versuchte es im Chat. Doch "Kulanz" ist ein Fremdwort für die Service-Mitarbeiter. Schade, dass nicht zwischen "vorhandenem, irrtümlich falschem Ticket" und "Fahren ohne gültigen Fahrschein" unterschieden wird.

Ähnliches passiert übrigens auch, wenn Kontrolleure meinen, dass man den Kauf eines "Fahrscheins per Mobiltelefon" erst nach dem Betreten des Fahrzeugs abgeschlossen hat. Es ist dann ungültig, Sie fahren schwarz!

Fall 3 ungeahnten Schwarzfahrens kann passieren, wenn Sie Ihr papierloses Online-Ticket dem Kontrolleur nicht ausgedruckt vorlegen können ...

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