Seltenen Goldschakal im Kreis fotografiert
Aufnahme einer Wildkamera bei Mosbach - In ganz Deutschland gibt es erst gut 20 Nachweise dieses Einwanderers vom Balkan

Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) Der Wolf ist zurück im Odenwald, auch der Luchs und eine Wildkatze wurden in den letzten Monaten schon fotografiert. Während es sich dabei um die Rückkehr von Wildtieren handelt, die schon früher in der Region heimisch waren, wurde am 1. November bei Mosbach ein ebenso seltenes wie scheues Tier fotografiert, das ziemlich neu in Deutschland ist. Bei dem Einwanderer handelt es sich um den Goldschakal. Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) bestätigte am Donnerstagnachmittag entsprechende Informationen der RNZ.
"Am 1. November hat eine Wildkamera einen Goldschakal auf Gemeindeebene Mosbach fotografiert", teilte Böcker der RNZ auf Nachfrage mit. Wie bedeutsam diese Aufnahme ist, zeigt eine Zahl: Erst gut 20-mal wurde seit 1998 ein Goldschakal in Deutschland nachgewiesen. In Baden-Württemberg gab es erst im Februar 2018 im Landkreis Ravensburg die erste bestätigte Sichtung eines Goldschakals. Wie Tobias Kuhlmann, Wildtierbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises, ergänzte, existiert auch eine Videoaufnahme des Tieres.
Gerüchte über die Existenz von Goldschakalen gebe es häufiger, bestätigte Nachweise seien dagegen eine Seltenheit, so Kuhlmann. Ob es sich bei der Aufnahme nur um einen Zufallstreffer eines durchwandernden Tieres oder um ein hier heimisches Exemplar handelt, lasse sich nicht sagen.
Der Goldschakal (Canis aureus) ist ein mittelgroßer Hundeartiger, der sowohl paarweise als auch in Rudeln lebt. Im Erscheinungsbild steht er zwischen Fuchs und Wolf: Schulterhöhe 50 Zentimeter, Körperlänge 70 bis 90 Zentimeter, Körpergewicht: bis 15 Kilogramm. Sein Fell ist meist rostbraun bis goldrot gefärbt. Von seinem ursprünglichen Siedlungsgebiet auf dem Balkan breitet er sich zunehmend Richtung Mitteleuropa aus. Während er in Österreich bereits heimisch ist, wurden in Deutschland bislang nur Einzeltiere nachgewiesen.
Für den Menschen stellt der Goldschakal keine Gefahr dar, denn das scheue Tier geht ihm aus dem Weg – was wohl auch dazu führt, dass er so selten nachgewiesen wird. Die Wildhundeart ist bei der Wahl des Lebensraums sehr flexibel und zeigt kaum Präferenzen; allerdings meidet er offene Landschaften. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten, Nagetiere, Amphibien, Vögel, mittelgroße Säugetiere wie Hasen und Rehkitze, Obst, Pflanzenknollen, Mais und Aas. Sein guter Geruchs- und Gehörsinn sowie seine Schnelligkeit ermöglichen ihm erfolgreiche nächtliche Beutezüge.
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Ob der Goldschakal eine Gefahr für die heimische Artenvielfalt darstellt, ist noch nicht erforscht: "Ob ein Goldschakalnachweis etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist, hängt vermutlich ganz davon ab, mit wem man spricht", sagt Felix Böcker. Aus Sicht der Wissenschaft sei es vor allem interessant, die Ausbreitungsentwicklung eines Tieres zu beobachten. Wie sich der Schakal weiter in Deutschland ausbreitet und welchen Einfluss er möglicherweise auf die hiesige Kulturlandschaft hat, "darüber kann bisher nur spekuliert werden".
Sein natürlicher Feind ist der Wolf. Deshalb wurde in den letzten Jahren eine Ausbreitung des Goldschakale in Mitteleuropa und zwar in wolfsfreie, aber wildreiche Gebiete beobachtet.
Nun stellt sich die Frage, ob der Goldschakal im Odenwald heimisch wird, oder ob er – angesichts der Anwesenheit des Wolfs in der Region – schnell das Weite suchen wird.