Adelsheim

Der neue Waldkindergarten ist eine Bereicherung für Eltern und Kinder

Der Waldkindergarten bei Sennfeld eröffnet am 20. Juni. Zuvor findet am 10. März ein Informationsabend statt.

07.02.2022 UPDATE: 08.02.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 23 Sekunden
Foto: Andreas Hanel

Adelsheim. (ahn) "Jedes Kind ist für den Waldkindergarten gemacht, aber nicht jede Eltern. Das klingt komisch, aber als Eltern braucht man viel Disziplin", sagte Heike Siebert. Sie spricht aus Erfahrung, denn Siebert ist die designierte Leiterin des neuen Naturkindergartens, der neben dem Landhof Frieder Blum bei Sennfeld entstehen soll. In einem Pressegespräch informierte sie zusammen mit Adelsheims Bürgermeister Wolfram Bernhardt, Kämmerer Rainer Schöll und Pfarrer Dr. Markus Roser über die Besonderheiten des Naturkindergartens.

"Leute rufen permanent bei uns an, wann es los geht", verriet Bernhardt. Die Antwort lautet: am Montag, 20. Juni. Dann soll der Betrieb im Kindergarten aufgenommen werden. "Es ergibt Sinn, den Waldkindergarten im Frühjahr zu beginnen, damit die Kinder eine gewisse Robustheit für den Herbst und den Winter bekommen", erklärt Pfarrer Roser.

Dann gibt es am neuen Waldkindergarten Platz für 20 Kinder, allerdings erst ab September. Denn bis dorthin möchte man erst einmal rund die Hälfte der Plätze besetzen. Ziel ist auch, eine gemischte Altersstruktur in den neuen Kindergarten zu bringen. Das hat unter anderem den Vorteil, dass man Platz an den bestehenden Kindergärten generiert, wenn von dort ältere Kinder zum Waldkindergarten gehen.

Für die Eröffnung wurden schon einige Weichen gestellt: So kam in der letzten Woche die Zusage vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS): Der Standort in der Eicholzheimer Straße beim Landhof Blum ist genehmigt. Probleme hatte es unter anderem bei den in der Nachbarschaft zum Kindergarten grasenden Weidevieh gegeben. "Wir haben der Unfallkasse eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung vorgelegt, die das Okay gegeben hat, was der KVJS mitträgt", berichtete Bernhardt. Die Grenze zur Weide bestehe zum Teil aus Gehölz, der Rest werde mit einem Doppelstabgitterzaun abgesichert.

Bis dieser erstellt wird, gibt es allerdings noch einiges zu tun: So soll demnächst der Kooperationsvertrag zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Sennfeld, die Träger des Waldkindergartens ist, und der Stadt Adelsheim abgeschlossen werden. Die Stadt finanziert den Kindergarten zu 100 Prozent. Im diesjährigen Haushaltsplan sind für Kindergärten Gesamtinvestitionen von über 1,2 Millionen Euro vorgesehen.

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Außerdem soll bis Ende April der beheizbare Bauwagen für den Waldkindergarten kommen. Dieser ist eine "wunderschöne, gemütliche Behausung aus einem warmen hellen Holz, in der die Kinder bei nassem Wetter oder extremer Kälte ein gemütliches Ausweichquartier vorfinden", wie Heike Siebert informierte.

Was auch noch aussteht, ist die Findung der zwei Erzieherinnen, die mit der designierten Leiterin das Kindergartenteam bilden. "Wir sind sehr froh, dass wir Heike Siebert gewinnen konnten", sagte Roser. Man habe bereits potenzielle Erzieherinnen gesichtet, wobei Siebert bei den Gesprächen dabei war. Denn: "Das Team muss zusammenpassen", betonte der Pfarrer. Denn schließlich ist die Kindergartenarbeit auf offenem Gelände etwas anderes als in einem konventionellen Kindergarten, wie auch das Stadtoberhaupt hervorhob.

Das Dreierteam wird sich am Donnerstag, 10. März, der Öffentlichkeit vorstellen. Da findet nämlich um 19 Uhr in der Festhalle in Sennfeld für allen Interessierten ein Info-Abend statt. Hierbei wird auch das Konzept des Waldkindergartens vorgestellt, außerdem gibt es Einzelheiten zu den Anmeldeformalitäten.

Bei der Platzzuweisung werden diejenigen, die schon ihr Interesse bekundet haben, besonders berücksichtigt, sagte Schöll. Bei einer Umfrage im letzten Jahr hätten sich 18 Interessenten gemeldet. Außerdem werden bevorzugt Kinder aus der Gesamtstadt Adelsheim im neuen Naturkindergarten aufgenommen.

Damit sich die Kinder dann auch wohlfühlen, müssen noch einige Anschaffungen getätigt werden. "Die Basis muss gelegt werden", meinte Siebert. So soll etwa neben den Parkplätzen in 200 Meter Entfernung zum Waldkindergarten zusätzlich zur Toilette im Bauwagen eine Komposttoilette im Außenbereich installiert werden.

An den Bauwagen soll zudem eine Überdachung angebaut werden, "wo wir uns im Notfall aufhalten", wie die designierte Leiterin erklärt. "Normalerweise sind wir draußen." Dort können die Kleinen dann Lager bauen, Vögel beobachten, Staudämme anlegen, Igelbehausungen erstellen oder auch mal ein Lagerfeuer entfachen.

Gerade für solche Tätigkeiten sind nicht nur die drei Erzieherinnen vonnöten, sondern auch Extraausbildungen für sie. "Das halte ich für elementar wichtig", so Siebert. So bildet sie sich gerade selbst fort und absolviert einige staatlich anerkannten Prüfungen.

Doch auch ohne Prüfungen weiß sie erfahrungsgemäß, was sie zu tun hat: "Mein Blick geht morgens immer erst nach oben", erklärt sie. Gibt es in den Bäumen Gefahren durch lose Äste? Und natürlich: Wie wird das Wetter? Auf dieses müssen sich auch die Eltern einstellen – und dann die entsprechende Kleidung bereitlegen. Das erfordere "höchste Disziplin".

Dafür werden ihre Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen entwickelt, so die Ziele der Waldkindergartens. Selbstwirksamkeitserfahrungen und das Lernen aus logischen Folgen sollen durch eine behutsame Begleitung der Erzieherinnen ermöglicht werden. Und die religiöse Einbindung soll auch verfolgt werden, wie Pfarrer Roser betont.

Das Kindergartenleben im Wald hat sicher etwas Idyllisches an sich, doch "manche Kinder sind auch überfordert", informierte Siebert. "Deshalb ist eine behutsame Eingewöhnung das A und O. Eltern müssen Geduld mitbringen, und wir unterstützten sie dabei nach Kräften", so die designierte Leiterin. Unterm Strich sei der Waldkindergarten eine "Bereicherung für Eltern und Kinder mit einem glücklichen Auswachsen der Kinder in der Natur."

Das sieht auch Schöll so: "Natürlich ist es wichtig, dass wir mehr Kindergartenplätze haben, aber der Waldkindergarten ist neben den Angeboten der Martin-von-Adelsheim-Schule und des Eckenberg-Gymnasiums ein weiterer Baustein für die Kinder im Umgang mit der Natur."

Dem schloss sich das Stadtoberhaupt an: "Es ist gut, dass wir mit dem Waldkindergarten einen Gegenpol schaffen. Ich freu mich schon riesig darauf."

Auf dieser Fläche beim Landhof Blum in der Eicholzheimer Straße bei Sennfeld wird der neue Waldkindergarten am 20. Juni seine Pforten öffnen. Foto: Andreas Hanel
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