Mannheim

Handtaschen kaufen und Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution helfen

Die Aktion an diesem Freitag auf dem Paradeplatz lockt mit einem großem Sortiment an Waren. Die Erlöse gehen an die Beratungsstelle für Prostituierte.

23.06.2022 UPDATE: 24.06.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Viele Frauen kamen zu den Abgabeterminen bei Amalie. Foto: Gerold

Mannheim. (hwz) Glitzerndes Abendtäschchen, lässiger Rucksack, klassische Handtasche oder praktischer Sportbeutel: All das wird an diesem Freitag von 10 bis 17 Uhr auf dem Paradeplatz zugunsten von Amalie, der Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution, angeboten. "Die Leute sagen, was ihnen die Tasche wert ist, und in der Regel passt das dann auch. Nur bei Designertaschen schauen wir genauer hin", erklärt Ute Münch, Vorsitzende des Deutschen Frauenrings in Mannheim.

Dort war man vor einigen Jahren mit der Idee der Handtaschen-Aktion auf Amalie zugegangen. "Um Spenden zu sammeln, die Arbeit der Beratungsstelle sowie die des Deutschen Frauenrings bekannter zu machen, aber auch im Sinne der Nachhaltigkeit", sagt Münch und berichtet vom ersten Benefizverkauf 2017, der mit etwas über 1300 Euro mehr einbrachte als erwartet. In den Folgejahren hat man dann auch schon mal an der 8000-Euro-Marke gekratzt.

Verkaufsware, um erneut einen stattlichen Erlös zu erzielen, ist auch in diesem Jahr reichlich vorhanden. Allein beim Sammeltag am Mittwoch in der Beratungsstelle waren mittags um halb drei mehr als 50 Personen gekommen, um ihre Sachen abzugeben. "Die anderen Abgabetermine mit eingerechnet, sind jetzt bereits über 2000 Taschen sortiert", freut sich Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach über die großartige Resonanz.

Dementsprechend waren alle Haupt- sowie 15 Ehrenamtliche in Schichten damit beschäftigt, jede Tasche mit einem Infoflyer zu bestücken. Bei der Gelegenheit fischten sie den einen oder anderen vergessenen Einkaufszettel, Bonbons oder Kugelschreiber mit heraus. Und immer wieder liegen kleine Zettel bei mit Botschaften wie "Danke für euer Engagement" oder "Toll, dass ihr das macht".

Mit dem Geld unterstützt Amalie unbürokratisch Frauen, die gerade aus der Prostitution aussteigen. Sie haben kein Einkommen, müssen aber von irgendetwas leben. Aktuell werden elf Betroffene über das im Sommer 2021 von der Beratungsstelle ins Leben gerufene Projekt "Horizonte – Alternativen zur Prostitution" intensiv begleitet. "Damit der Ausstieg auch gelingt", sagt Fehrenbach.

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Sie weiß: "Den Wunsch auszusteigen tragen die Frauen viele Jahre mit sich herum. Aber um den Schritt letztlich auch zu machen, braucht es Alternativen und unbürokratische Hilfe. Hier setzt die Arbeit von Amalie in der Neckarstadt-West an. Im Januar konnten die Mitarbeiterinnen wieder die Straßensozialarbeit aufnehmen. Auch die kostenlose gynäkologische Sprechstunde für Frauen ohne Krankenversicherung in der Beratungsstelle kann seit Jahresanfang wieder angeboten werden. Seit Ende April findet das offene Frauencafé wieder statt.

Neben der Beratung und Hilfe für die Betroffenen will Amalie die Öffentlichkeit über die Lebenswirklichkeit von Sexarbeiterinnen aufklären. Ein Beitrag ist die von Fehrenbachs Vorgängerin Julia Wege mit den Reiss-Engelhorn-Museen initiierte Ausstellung "Gesichtslos – Frauen in der Prostitution" mit über 2000 Besuchern. Ab dem Spätsommer werden die Fotografien als Wanderausstellung an anderen Orten gezeigt.

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